Cannabis erhöht Risiko für Durchbruchsinfektionen
Alkohol, Zigaretten und illegale Drogen stehen im Verdacht, das Risiko sogenannter Durchbruchsinfektionen bei Menschen mit COVID-19-Impfung zu erhöhen. In einer aktuellen Studie hat sich dies nun für Cannabis eindeutig bestätigt.
In der Studie unter Beteiligung von Forschenden der Case Western Reserve University und des National Institute on Drug Abuse (NIDA) wurde festgestellt, dass Menschen mit einer sogenannten Substanzgebrauchsstörung bei Cannabis ein erhöhtes Risiko aufweisen, an COVID-19 zu erkranken, selbst wenn eigentlich ein vollständiger Impfschutz vorhanden ist. Die Untersuchung wurde in dem englischsprachigen Fachjournal „World Psychiatry“ veröffentlicht.
Mehr als eine halbe Million Teilnehmende
Für die Untersuchung wurden die Gesundheitsdaten von fast 580.000 Personen mit und ohne Drogenkonsum in den USA elektronisch ausgewertet. Alle Teilnehmenden wurden zwischen dem 1. Dezember 2020 und dem 14. August 2021 vollständig gegen COVID-19 geimpft und waren zuvor nicht an COVID-19 erkrankt.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass das Risiko einer Durchbruchsinfektion bei Personen mit Substanzkonsumstörung höher ausfiel, als bei Personen ohne diese Störungen. So erlebten sieben Prozent der Geimpften mit Substanzgebrauchsstörung während der Studie eine Durchbruchsinfektion, bei den Geimpften ohne eine solche Störung lag der Wert dagegen bei lediglich 3,6 Prozent, berichtet das Team.
Cannabis erhöht COVID-19-Risiko am stärksten
Das genaue Risiko hing dabei von der konsumierten Substanz ab. Tabak erhöhte das Risiko auf 6,8 Prozent, Opioide auf 7,1 Prozent, Alkohol auf 7,2 Prozent, Kokain auf 7,7 Prozent und Cannabis brachte mit einem Wert von 7,8 Prozent die höchste Risikoerhöhung mit sich, erläutern die Forschenden.
Nach einer Berücksichtigung demografischer Merkmale und gesundheitsrelevanter sozioökonomischer Faktoren wie beispielsweise den Arbeitsverhältnissen, Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Diabetes und Alter habe sich das Risiko einer Durchbruchsinfektion bei den meisten Substanzen jedoch nicht signifikant erhöht.
55 Prozent höheres Risiko bei Cannabis
Es war allerdings bei Menschen mit einer Substanzgebrauchsstörung für Cannabis eine deutliche Ausnahme zu beobachten. Bei ihnen war das Risiko einer Durchbruchsinfektion um 55 Prozent höher als bei Personen, die keine Suchtprobleme hatten. Dieses erhöhte Risiko trat auf, obwohl die Cannabis konsumierenden Teilnehmenden tendenziell jünger waren und eigentlich weniger Begleiterkrankungen aufwiesen, berichtet das Forschungsteam.
Die Forschenden können jedoch keine Erklärung für dieses erhöhte Risiko liefern. Nach Ansicht des Teams deutet einiges darauf hin, dass verschiedene Variablen wie beispielsweise Verhaltensfaktoren oder negative Auswirkungen von Cannabis auf die Lungen- und Immunfunktion zu dem höheren Risiko einer Durchbruchsinfektion bei diesen Personen beitragen.
„Die Ergebnisse zeigen, dass Risikofaktoren, welche den Schweregrad von COVID-19 vor einer Impfung beeinflussen, auch Risikofaktoren für Durchbruchsinfektionen darstellen“, resümiert die Studienautorin Pamela Davis von der Case Western Reserve School of Medicine in einer Pressemitteilung. Dies sei ein Aspekt, der auch für die Reduzierung der Gesamtmorbidität eine wichtige Rolle spielt. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Case Western Reserve University: New Case Western Reserve University, National Institute on Drug Abuse study finds people with substance-use disorders may be at higher risk for COVID-19 breakthrough infections (veröffentlicht 08.10.2021), Case Western Reserve University
- Lindsey Wang, QuanQiu Wang, Pamela B. Davis, Nora D. Volkow, Rong Xu: Increased risk for COVID-19 breakthrough infection in fully vaccinated patients with substance use disorders in the United States between December 2020 and August 2021; in: World Psychiatry (veröffentlicht 05.10.2021), World Psychiatry
Wichtiger Hinweis:
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