Wie weit verbreitet ist Long COVID?
Eine Erkrankung an COVID-19 führt laut einer aktuellen Studie bei mehr als einem Viertel der betroffenen erwachsenen Personen dazu, dass diese sich nach sechs bis acht Monaten immer noch nicht vollständig von der Krankheit erholt haben. Die unter dem Begriff Long COVID zusammengefassten Beschwerden können dabei zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag führen.
Wurden Langzeitfolgen von COVID-19 zunächst unterschätzt?
Die ersten Reaktionen des öffentlichen Gesundheitswesens auf das gefährliche SARS-CoV-2-Virus haben sich zunächst darauf konzentriert, die akute Belastung durch COVID-19 zu reduzieren. Doch die Erkrankung kann auch langfristige Folgen für Betroffenen haben. So zeigt die neue Studie von Forschenden der Universität Zürich, dass bei vielen Erkrankten noch Monate später körperliche und psychische Beeinträchtigungen vorliegen.
Langzeitfolgen von COVID-19
Die Langzeitfolgen von COVID-19 werden als Post-COVID-19-Syndrom oder Long COVID bezeichnet und bereiten im Gesundheitssystemen zunehmend Anlass zur Sorge, so das Forschungsteam der Universität Zürich.
Für die aktuelle Studie haben die Forschenden insgesamt 431 Personen mit einem durchschnittlichen Alter von 47 Jahren untersucht, die im System zur Ermittlung von Kontaktpersonen in Zürich registriert waren. Alle der Teilnehmenden wurden im Zeitraum zwischen Februar und August des Jahres 2020 positiv auf SARS-CoV-2 getestet.
89 Prozent litten bei Diagnose bereits unter Symptomen
Im Rahmen der Studie füllten die Teilnehmenden nach ihrer Diagnose einen Online-Fragebogen über ihren Gesundheitszustand aus. Bei 89 Prozent dieser Menschen waren zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Symptome vorhanden und 19 Prozent wurden stationär behandelt, berichten die Forschenden.
Müdigkeit, Depression und Kurzatmigkeit durch COVID-19
26 Prozent der Teilnehmenden gaben an, sich auch noch sechs bis acht Monate nach der ersten COVID-19-Diagnose nicht vollständig erholt zu haben. 55 Prozent erklärten, sie würden unter Müdigkeit leiden, 25 Prozent wiesen ein gewisses Maß an Kurzatmigkeit auf und 26 Prozent zeigten Symptome einer Depression. Die genauen Ergebnisse der Studie sind in dem englischsprachigen Fachblatt „PLOS ONE“ nachzulesen.
Frauen häufiger von Long COVID betroffen
Den Forschenden fiel außerdem auf, dass ein höheren Prozentsatz von Frauen und anfänglich hospitalisierten Personen darüber berichtete, sich nicht erholt zu haben, verglichen mit Männern und nicht-hospitalisierten Menschen. 40 Prozent aller Teilnehmenden erklärten, dass sie nach ihrer akuten Erkrankung mindestens einmal ärztlichen Rat gesucht hatten, so das Team.
26 Prozent der Erkrankten litten unter Long COVID
„Diese Kohortenstudie, die auf einer repräsentativen, bevölkerungsbasierten Stichprobe von mit SARS-CoV-2 infizierten Personen basiert, ergab, dass 26 Prozent sich innerhalb von sechs bis acht Monaten nach der Diagnose nicht vollständig erholten und 40 Prozent mindestens eine weitere medizinische Untersuchung bzw. Behandlung im Zusammenhang mit COVID-19 hatten“, berichten die Fachleute in einer Pressemitteilung zu ihrer neuen Untersuchung.
Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung machen die Notwendigkeit einer rechtzeitigen Organisation von Ressourcen und Dienstleistungen deutlich, welche speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit lang anhaltenden Folgen von COVID-19 zugeschnitten sind, fügt das Team hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dominik Menges, Tala Ballouz, Alexia Anagnostopoulos, Hélène E. Aschmann, Anja Domenghino et al.: Burden of post-COVID-19 syndrome and implications for healthcare service planning: A population-based cohort study; in: PLOS ONE (veröffentlicht 12.07.2021), PLOS ONE
- PLOS: "Long COVID": More than a quarter of COVID-19 patients still symptomatic after 6 months (veröffentlicht 13.07.2021), PLOS
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.