Corona-Tipps für Herzkranke: Ein Herzspezialist im Interview
Menschen mit Herzerkrankungen zählen zur Risikogruppe in der Corona-Pandemie. Ein renommierter Kardiologe und Intensivmediziner gibt Tipps, damit Betroffene unbeschadet durch den Winter kommen.
Professor Dr. med. Thomas Voigtländer ist Herzspezialist und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Der Herzexperte erklärt in einem aktuellen Interview, worauf Personen mit Herz-Kreislauferkrankungen in diesem Winter achten sollten.
Wie gefährlich ist COVID-19 bei bestehender Herzkrankheit?
Wie Professor Voigtländer berichtet, variiert das Risiko für Herzkranke, die sich mit dem Coronavirus infizieren, von Fall zu Fall. Zuverlässige Daten über die Auswirkungen von Herzerkrankungen auf den COVID-19-Verlauf gebe es noch keine. Schätzungen zufolge komme es bei fünf bis zehn Prozent aller Fälle, bei denen eine COVID-19-Erkrankung bei bestehenden Herzproblemen auftritt, zu Komplikationen.
„Liegt etwa eine massive Herzschwäche vor, dann kann es gefährlich werden“, warnt der Herzexperte. Das individuelle Risiko für Betroffene mit Herzkrankheiten wie Koronarer Herzkrankheit, Herzklappenkrankheiten oder Herzrhythmusstörungen sowie Kreislaufleiden wie Bluthochdruck müsse mit der zuständigen Facharztpraxis abgeklärt werden.
Das Alter entscheidet mit
Bei der persönlichen Einschätzung des Risikos müsse das Alter mit berücksichtigt werden. Menschen ab 60 Jahren sollten sich besonders vorsehen, „da deren Immunsystem sich schlechter gegen das Virus wehren kann“, betont Professor Voigtländer. Für Herzkranke müsse es immer darum gehen, unnötige und zusätzliche Risiken zu minimieren. Natürlich gelte dies auch für ältere Menschen ohne Herzerkrankungen.
COVID-19 und Influenza vermeiden
Herzkranke Personen sollten dem Herzspezialisten zufolge besonders achtsam in diesem Winter sein und sowohl eine Ansteckung mit Influenza- als auch mit Corona-Viren vermeiden. Neben den bekannten Hygiene- und Abstandsmaßnahmen sollte vor allem auch unnötiges Reisen in Risikogebieten unterlassen werden.
Wie erkennt man eine COVID-19-Erkrankung?
Viele Symptome überschneiden sich mit typischen Erkältungsinfekten, die im Winter verstärkt auftreten. Laut Professor Voigtländer gibt es keine andere Möglichkeit, als einen Corona-Test machen zu lassen, um sicher nachzuweisen, ob man sich mit SARS-CoV-2 angesteckt hat oder nicht. „Weder ein Patient noch ein Arzt kann ohne Test genau sagen, welches Symptom von welchem Virus kommt“, unterstreicht der Herzspezialist.
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Impfungen können schützen
Der Herzexperte empfiehlt Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zudem, sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen zu lassen. Pneumokokken seien die Haupterreger einer Lungenentzündung. Eine Impfung werde für Menschen ab 60 Jahren oder für jüngere Personen mit chronischen Lungenerkrankungen empfohlen.
Ausdauersport betreiben
„Entscheidend ist ein gesunder Lebensstil mit gesunder Ernährung und vor allem Bewegung“, unterstreicht der Kardiologe. Er rät dazu, mindestens drei mal pro Woche Ausdauersport zu betreiben, beispielsweise eine Stunde walken oder 30 Minuten joggen. Je nach vorhandener Krankheit sollte das Sportprogramm ärztlich besprochen werden. Welche Sportart durchgeführt wird, sei nebensächlich. Denn jede Bewegung sei besser als keine Bewegung.
Übergewicht vermeiden
Eine gesunde Ernährung ist Professor Voigtländer zufolge ebenfalls sehr wichtig. Nach Möglichkeit sollte man zudem kein Übergewicht haben. Von Vitaminpräparate rät der Experte ab, es sei denn, es liegt ein konkreter Mangel vor. Eine ausgewogene Ernährung sei vollkommen ausreichend, um den Nährstoffbedarf zu decken.
Gesunde Ernährung und Bewegung stärken das Immunsystem
Mit gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung könne jede Person selbst die wichtigsten Risikofaktoren für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall effektiv reduzieren, so der Kardiologe. „Alles was insgesamt für die Herzgesundheit gut ist, stärkt auch die Abwehrkräfte des Körpers und unterstützt das Immunsystem.“
Mit gutem Vorbild voran
Voigtländer führt nach eigenen Angaben selbst einen gesunden Lebensstil mit viel Sport. Zudem führt er jeden Tag eine warm-kalte Wechseldusche durch. „Ist für mich wie ein Mini-Saunagang“, so der Kardiologe. Inwieweit das allerdings ganz konkret der Gesundheit hilft, könne er nicht sagen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung e.V.: Leben mit dem Coronavirus (veröffentlicht: 09.12.2020), herzstiftung.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.