Stress senkt Abwehrkraft gegen Influenza und COVID-19
Akuter Stress kann sich laut einer aktuellen Studie nachteilig auf die Abwehr von Infektionen wie Influenza und COVID-19 auswirken. Die amerikanische Arbeitsgruppe entschlüsselte zudem, wie Stress die Immunantwort im Gehirn beeinflusst.
Forschende der Mount Sinai School of Medicine in New York (USA) haben erstmals aufgezeigt, wie sich akuter Stress auf die Abwehrkraft gegenüber Influenza- und COVID-19-Infektionen auswirkt. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature“ präsentiert.
Das Gehirn steuert die zelluläre Immunantwort
Die Studie zeigt nach Angaben der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum ersten Mal, wie bestimmte Regionen im Gehirn die zelluläre Immunantwort steuern, wenn der Körper mit Influenza- oder COVID-19-Viren infiziert ist.
Stress beeinflusst die Immunantwort negativ
Akuter Stress beeinflusse diesen Prozess negativ. Der Stress löst laut der Studie innerhalb weniger Minuten eine starke Wanderung von Immunzellen im Körper von einem Ort zum anderen aus.
Stress macht anfälliger gegenüber Infektionen
Bei Mäusen konnte das Team nachweisen, dass dieser Vorgang die Abwehrkraft gegen Influenza- und COVID-19-Viren schwächt und die Körper der Tiere weniger widerstandsfähig gegen die Infektion werden.
Gestresste Mäuse hatte ein höheres Risiko, dass während einer Influenza- oder COVID-19-Infektion Komplikationen auftraten. Auch starben gestresste Mäuse mit höherer Wahrscheinlichkeit an COVID-19 als nicht-gestresste Tiere.
Wie Stress das Immunsystem verändert
Durch hochentwickelte Instrumente konnte das Team nachweisen, dass Neuronen aus der Hirnregion Hypothalamus unter Stress weiße Blutkörperchen innerhalb weniger Minuten dazu veranlassen, aus den Lymphknoten in das Blut und das Knochenmark einzuwandern.
Entspannte Mäuse bekämpften Viren erfolgreicher
Bei entspannten Mäusen fand diese großangelegte Wanderung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) hingegen nicht statt.
Die Wanderung der Leukozyten hatte massive Auswirkung auf die Art und Weise, wie sich der Körper gegen Viren zur Wehr setzt. Entspannte Mäuse konnten die Erreger besser bekämpfen und wurden schneller wieder gesund als die gestressten Mäuse.
Bislang unbekannter Immunabwehr-Mechanismus
Die Arbeitsgruppe deckte somit einen bislang unbekannten Mechanismus der Immunantwort auf, der durch Stress beeinflusst wird. Unter akutem Stress wird die Verteilung sowie die Funktion von Leukozyten im Körper negativ beeinflusst.
Zudem könnte das ständige Eindringen von weißen Blutkörperchen in den Blutkreislauf Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit haben, vermuten die Forschenden. Dies muss in kommenden Studien genauer untersucht werden.
Stress hat großen Einfluss auf unser Immunsystem
Die Untersuchung liefert wichtige Hinweise darauf, wie Stress die Gesundheit und das Immunsystem beeinflusst. Zudem wird Bedeutung eines weniger stressigen Lebensstils beziehungsweise effektiver Möglichkeiten zum Stressabbau deutlich.
„Diese Arbeit zeigt uns, dass Stress einen großen Einfluss auf unser Immunsystem und seine Fähigkeit, Infektionen zu bekämpfen, hat“, resümiert Studienautor Dr. Filip Swirski.
„In Zukunft werden wir die langfristigen Auswirkungen von Stress besser verstehen müssen“, folgert Dr. Swirski.
Ihm zufolge ist es besonders wichtig zu verstehen, wie wir Stressresistenz aufbauen können. Zudem müsse mehr darüber in Erfahrung gebracht werden, wie sich die negativen Auswirkungen von Stress auf das Immunsystem verringern lassen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mount Sinai School of Medicine: Acute stress may be detrimental to fighting off COVID-19 and influenza (veröffentlicht: 30.05.2022), eurekalert.org
- Wolfram C. Poller, Jeffrey Downey, Filip K. Swirski, et al.: Brain motor and fear circuits regulate leukocytes during acute stress; in: Nature (2022), nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.