Grippe und COVID-19: Unterschiede bei den klinischen Verläufen
Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wurde in der öffentlichen Diskussion COVID-19 vielfach mit der saisonalen Grippe verglichen und damit auf eine vermeintliche Panikmache hingewiesen. Mittlerweile belegen jedoch immer mehr Studien, dass COVID-19 wesentlich gefährlicher als die saisonale Influenza ist.
So haben Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer aktuellen Studie die Krankheitsverläufe von COVID-19-Betroffenen und Influenza-Erkrankten der Saison 2017/2018 verglichen. Dabei zeigte sich zum Beispiel, dass die COVID-19-Betroffenen durchschnittlich jünger waren und weniger Komorbiditäten aufwiesen. Gleichzeitig war bei COVID-19 das Risiko für schwere Erkrankungen höher und die Krankenhausaufenthalte waren durchschnittlich länger. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Scientific Reports“.
Unterschiede der klinischen Merkmale verstehen
„COVID-19 wird häufig mit der saisonalen Grippe verglichen. Mit unserer Studie wollten wir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in klinischen Merkmalen und dem Krankheitsverlauf beider Infektionen vor allem bei besonders gefährdeten Patientinnen und Patienten besser verstehen können“, erläutert der Erstautor Dr. Thomas Brehm vom UKE.
Direkter Vergleich der Krankheitsverläufe
n der Studie haben die Forschenden die Krankheitsverläufe von 166 im UKE behandelten Patientinnen und -Patienten mit COVID-19 mit 255 Patienten mit saisonaler Influenza direkt verglichen, berichtet das Universitätsklinikum. Dabei habe sich gezeigt, dass vor allem bei Patientinnen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem COVID-19 weit dramatischer war als Influenza.
Fast dreimal höhere Krankenhaussterblichkeit
Unter den immungeschwächten Patientinnen und Patienten war bei COVID-19 eine rund dreimal höhere Krankenhaussterblichkeit als bei der saisonalen Influenza (33,3 Prozent gegenüber 11,6 Prozent) festzustellen. „Die hohe Mortalität, die bei immungeschwächten COVID-19-Patienten beobachtet wurde, unterstreicht die Bedeutung des Schutzes dieser Patientengruppen vor einer SARS-CoV-2-Infektion“, betont das Forschungsteam.
Mehr jüngere Menschen von COVID-19 betroffen
Zugleich zeigen die Daten, dass auch jüngere Patientinnen und Patienten mit weniger Vorerkrankungen bei COVID-19 von schweren Verläufen betroffen sind. Insgesamt waren die COVID-19-Patientinnen und -Patienten im Durchschnitt jünger und sie wiesen weniger Komorbiditäten auf als Patientinnen und Patienten mit saisonaler Influenza, berichtet das UKE.
Trotzdem waren die Krankenhausaufenthalt bei COVID-19 im Durchschnitt länger als bei der Influenza (26 gegenüber 17 Tagen) und die COVID-19-Betroffenen benötigten häufiger eine Sauerstofftherapie oder eine invasive Beatmung und mussten häufiger auf die Intensivstation verlegt werden, so das Universitätsklinikum weiter.
„Unsere Beobachtungen decken sich mit den Ergebnissen aus nationalen Datenerhebungen des Robert Koch-Instituts und liefern wichtige Erkenntnisse für Krankenhäuser und Entscheidungsträger des öffentlichen Gesundheitswesens für die derzeitige Pandemie und künftige Pandemien“, resümiert Dr. Julian Schulze zur Wiesch vom UKE. (fp)
Lesen Sie auch: COVID-19: Dreimal höheres Sterberisiko als bei Grippe
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Thomas Theo Brehm, Julian Schulze zur Wiesch et.al. Comparison of clinical characteris-tics and disease outcome of COVID-19 and seasonal influenza; in: Scientific Reports (veröffentlicht 11.03.2021), nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.