Coronavirus-Mutation: Erste Daten zeigen erhöhtes Sterberisiko
Die Mutation des Coronavirus SARS-CoV-2 aus Großbritannien wurde bereits kurz nach ihrer Entdeckung mit einer erhöhten Infektiösität in Zusammenhang gebracht, doch bestand die Hoffnung, dass die Virusvariante dafür weniger tödlich ist. Die ersten Ergebnisse aus zwei laufenden Studien weisen allerdings in eine gegenteilige Richtung. Das Sterberisiko könnte demnach eher noch höher liegen, als bei anderen Varianten des Coronavirus.
„Die neue britische Variante von SARS-CoV-2 könnte mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden sein“, berichtet das Fachmagazin „BMJ“ unter Berufung auf die ersten Ergebnisse aus zwei bislang unveröffentlichten Studien. Demnach ist die Virusmutation B.1.1.7 nicht nur ansteckender, sondern auch tödlicher als andere Virusvarianten, was gravierende Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Pandemie haben könnte.
Erste Hinweise aus unveröffentlichten Studien
In einem Paper hatte die New and Emerging Respiratory Virus Threats Advisory Group (NERVTAG) der britischen Regierung die vorläufige Ergebnisse der Analysen hervorgehoben und auf einen möglichen Anstieg der Krankheitsschwere im Zusammenhang mit der neuen Variante B.1.1.7 hingewiesen. In zwei unveröffentlichte Arbeiten, eine von der London School of Hygiene and Tropical Medicine und eine vom Imperial College London, sei eine erhöhte Fallsterblichkeitsrate bei Personen festgestellt worden, die sich mit der neuen Virusvariante infiziert hatten.
Britische Regierung berichtet über erhöhte Sterblichkeit
Auch der britische Premierminister Boris Johnson hatte unter Bezug auf die Studien von einer erhöhten Sterblichkeit bei der Virusmutation berichtet. Der wissenschaftliche Berater der Regierung, Patrick Vallance, erläuterte hierzu, dass entsprechend den vorläufigen Analysen von 1.000 Männern im Alter von 60 Jahren, die mit der neuen Variante infiziert sind, 13 bis 14 sterben könnten, verglichen mit 10 von 1000 bei der ursprünglichen Virusvariante.
„Ziemlich solide“ Hinweise
Zwar verweist die NERVTAG darauf, dass die vorläufigen Studienergebnissen mit Vorsicht zu bewerten sind und dabei erheblich Unsicherheiten bestehen, aber Professor John Edmunds vom Centre for the Mathematical Modelling of Infectious Diseases an der London School of Hygiene and Tropical Medicine und Mitglied der NERVTAG betont, er gehe davon aus, dass die Einschätzung der Regierung eines erhöhten Sterberisikos trotz der Unsicherheiten richtig sei. Die Hinweise seien „ziemlich solide“, so Edmunds.
Wie stark erhöht sich das Sterberisiko?
Die NERVTAG berichtet weiterhin von verschiedenen Datenauswertungen, in denen das relative Risiko, innerhalb von 28 Tagen nach einem positiven Corona-Test zu sterben, bei Infektionen mit der britischen Virusvariante zwischen knapp 30 Prozent und bis zu 90 Prozent höher liegen könnte, als bei der ursprünglichen Variante. Doch sei mehr Forschung nötig, um die Auswirkung der Variante auf das Risiko zu verstehen. Und es ist außerdem darauf hinzuweisen, dass das absolute Risiko eines tödlichen Verlauf pro Infektion gering bleibt, so NERVTAG.
In dem Beitrag des „BMJ“ kommentiert David Spiegelhalter, Vorsitzender des Winton Centre for Risk and Evidence Communication an der Universität Cambridge, die bisher vorliegenden Daten wie folgt: „Die Basisrisiken steigen mit dem Alter steil an, so dass die neue Variante für die 80-Jährigen das durchschnittliche Sterberisiko von acht Prozent auf etwa zehn Prozent und für die 90-Jährigen von etwa 20 Prozent auf 27 Prozent erhöhen würde – ein massiver Einfluss. Aber für diejenigen in ihren 40ern geht es von etwa eins pro 500 auf 1,3 pro 500 und für diejenigen in ihren 20ern von ein pro 3.000 auf 1,3 pro 3.000, ein trivialer Anstieg.“ (fp)
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