Forschende haben Erklärung für mildere Omikron-Verläufe gefunden
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 steigen hierzulande, wie auch in vielen anderen Ländern der Welt, rasant an. Schuld an dem schnellen Anstieg ist die Omikron-Variante, die deutlich ansteckender ist als etwa noch die Delta-Variante. Was sich aber auch gezeigt hat, ist, dass die Erkrankungen mit der neuesten Variante milder verlaufen. Warum das so ist, dafür haben nun Forschende aus Deutschland und Großbritannien eine Erklärung gefunden.
Eine neue Studie von Forschenden der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der University of Kent (England) zeigt, dass die SARS-CoV-2 Omikron-Variante weniger gut zelluläre Abwehrmechanismen („die Interferonantwort“) gegen Viren blockieren kann als die Delta-Variante. Des Weiteren deuten Zellkulturdaten darauf hin, dass acht wichtige Wirkstoffe gegen COVID-19 auch die Vermehrung der Omikron-Variante hemmen. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Cell Research“ veröffentlicht.
Warum Infizierte häufig weniger schwer erkranken
Wie es in einer aktuellen Mitteilung heißt, verursacht die SARS-CoV-2 Omikron-Variante weniger häufig schwere COVID-19-Verläufe als die Delta-Variante, obwohl es ihr besser gelingt, den Immunschutz durch Impfung und vorherige Infektionen zu umgehen. Die Gründe hierfür sind noch unklar.
Jetzt zeigt eine aktuelle Studie eines Teams von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt, dem Universitätsklinikum Frankfurt sowie der britischen University of Kent, dass die Viren der Omikron-Variante besonders empfindlich gegenüber einem nicht spezifischen, zellulären Abwehrmechanismus sind, der sogenannten Interferon-Antwort.
Das erklärt zum ersten Mal, warum mit der Omikron-Variante infizierte Patientinnen und Patienten häufig weniger schwer erkranken.
Acht der wichtigsten COVID-19-Wirkstoffe wirken gut
Zudem zeigte die Studie, dass acht der wichtigsten COVID-19-Wirkstoffe – zum Teil in der Entwicklung, teilweise schon zugelassen – auch die Vermehrung der neuen Omikron-Variante effektiv hemmen.
Getestet wurden demnach EIDD-1931 (ein Metabolit von Molnupiravir), Ribavirin, Remdesivir, Favipravir, PF-07321332 (Nirmatrelvir, ein Paxlovid-Bestandteil) sowie die Proteasehemmer Nafamostat, Camostat und Aprotinin. Den Angaben zufolge zeigten alle Substanzen in der Zellkulturstudie eine ähnliche Wirksamkeit wie gegen die Vermehrung der Delta-Variante.
„Unsere Zellkulturexperimente liefern eine erste Erklärung dafür, warum Omikron-Infektionen häufiger milde klinische Verläufe nach sich ziehen: Offenbar kann Omikron im Gegensatz zu Delta nicht verhindern, dass die befallenen Zellen Interferon produzieren und ausschütten“, erklärt Prof. Martin Michaelis, School of Bioscience, University of Kent.
„Obwohl unsere Zellkulturexperimente natürlich nicht ohne weiteres auf die ungleich komplexere Situation in Patienten übertragbar sind, geben sie Hoffnung, dass die enormen Anstrengungen zur Entwicklung von COVID-19-Medikamenten nicht vergebens waren. Wir können also zuversichtlich sein, dass auch gegen die neue Omikron-Virusvariante bald ein breites Spektrum an Wirkstoffen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung steht“, so Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der Goethe-Universität. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Goethe-Universität Frankfurt am Main: Forscher:innen von Goethe-Universität und University of Kent finden Erklärung für mildere Omikron Verläufe, (Abruf: 24.01.2022), Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Denisa Bojkova, Marek Widera, Sandra Ciesek, Mark N. Wass, Martin Michaelis, Jindrich Cinatl jr: Reduced interferon antagonism but similar drug sensitivity in Omicron variant compared to Delta variant of SARS-CoV-2 isolates; in: Cell Research, (veröffentlicht: 21.01.2022), Cell Research
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