Welche Faktoren erhöhen das Risiko einer COVID-19-Infektion?
Manche Personengruppen sind einem besonders hohen Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 und/oder schwere COVID-19-Verläufe ausgesetzt. Wer zu diesen Risikogruppen zu zählen ist, konnte bislang allerdings nicht abschließend geklärt werden. In einer aktuellen Studie wurden jetzt weiterer Faktoren bestimmt, die das Infektionsrisiko erhöhen, aber es konnten auch einige beeinflussbare Gesundheitsaspekte aufgezeigt werden, die zu einer Verringerung des Risikos beitragen.
Das Forschungsteam der University of Maryland School of Medicine hat die Zusammenhänge zwischen bestimmten Lebensstilfaktoren und dem Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion untersucht und dabei beispielsweise aufgezeigt, dass bei starkem Übergewicht und Diabetes das Infektionsrisiko deutlich erhöht ist. Ein verringertes Risiko war bei Personen mit hohen Werten des „guten“ HDL-Cholesterins feststellbar. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „PLOS ONE“.
Risikofaktoren für schwere Verläufe
Das Robert Koch-Institut (RKI) nennt als Faktoren, von denen bereits bekannt ist, dass sie mit einem erhöhten Risiko schwerer COVID-19-Verläufe in Zusammenhang stehen, zum Beispiel das Rauchen, ein fortgeschrittenes Alter und Adipositas (Fettleibigkeit). Zudem haben Männer ein höheres Risiko als Frauen und auch bei bestimmten Vorerkrankungen steigt das Risiko schwerer COVID-19-Verläufe.
Zu den Vorerkrankungen, die das Risiko schwerer COVID-19-Verläufe erhöhen, zählen laut RKI:
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (wie koronare Herzkrankheit und Bluthochdruck),
- chronische Lungenerkrankungen (wie COPD),
- chronische Nieren- und Lebererkrankungen,
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit),
- Krebserkrankungen.
Diese Risikofaktoren beziehen sich allerdings auf die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs und ihre Auswirkungen auf das Infektionsrisiko sind vielfach unklar. Das Forschungsteam der University of Maryland School of Medicine hat nun anhand der Daten aus der UK Biobank von rund 500.000 britischen Freiwilligen im Alter über 40 Jahren untersucht, welche Faktoren bei der Wahrscheinlichkeit einer SARS-CoV-2-Infektion tatsächlich eine Rolle spielen.
Untersuchung des Infektionsrisikos
Die Forschenden analysierten mögliche relevante Gesundheitsfaktoren bei den Teilnehmenden, die positiv auf COVID-19 getestet wurden und verglichen sie mit denen, die negativ getestet wurden. So fanden sie heraus, dass diejenigen mit positiven COVID-19-Testergebnissen häufiger fettleibig waren oder an Diabetes Typ II litten.
„Zwar war bereits bekannt, dass Menschen mit Typ-II-Diabetes und einem hohen Body-Mass-Index (BMI) ein höheres Risiko für Krankenhausaufenthalte und andere schwere Komplikationen im Zusammenhang mit COVID-19 aufweisen, aber sie haben auch ein höheres Risiko, überhaupt eine symptomatische Infektion zu bekommen“, betonen die Forschenden.
Auch schützende Faktoren aufgezeigt
Das Forschungsteam entdeckte auch einige Lebensstilfaktoren, die offenbar mit einem signifikant reduzierten Infektionsrisiko in Zusammenhang stehen. So seien bei denjenigen, die negativ getestet wurden, mit größerer Wahrscheinlichkeit hohe Werte des HDL-Cholesterins feststellbar gewesen und sie hatten häufiger ein gesundes Gewicht mit einem normalen BMI, berichtet das Team. Ein gesundes Gewicht und ein hoher Anteil an „gutem“ HDL-Cholesterin seien offenbar entscheidend.
“Bestimmte kardiometabolische Ausgangsfaktoren scheinen Personen vor einer COVID-19-Infektion zu schützen, während andere eine Person anfälliger für eine Infektion machen“, resümiert Studienautor Professor Dr. Charles Hong von der University of Maryland School of Medicine . Allerdings sei die Studie nicht darauf ausgelegt gewesen, festzustellen, welche Faktoren tatsächlich COVID-19-Infektionen fördern, sondern es wurden nur statistische Assoziationen aufgezeigt.
Ansätze zur Reduzierung des Risikos
Dennoch lassen sich aus den Ergebnisse einige gesunde Maßnahmen ableiten, die Menschen ergreifen könnten, um ihr Risiko einer COVID-19-Infektion zu senken, so Dr. Hong. „Die Kontrolle des Körpergewichts ist in dieser Zeit sehr wichtig, und Maßnahmen zur Erhöhung des HDL-Spiegels wie regelmäßige Bewegung und eine Ernährung, die reich an einfach ungesättigten Fetten ist, könnten ebenfalls hilfreich sein“, betont der Experte. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ryan J. Scalsky, Yi-Ju Chen, Karan Desai, Jeffery R. O’Connell, James A. Perry, Charles C. Hong: Baseline cardiometabolic profiles and SARS-CoV-2 infection in the UK Biobank; in: PLOS ONE (veröffentlicht 01.04.2021), plos.org
- University of Maryland School of Medicine: New risk factors linked to increased risk of COVID-19 infection (veröffentlicht 01.04.2021), eurekalert.org
- Robert Koch-Institut (RKI): Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19 (veröffentlicht 19.03.2021), rki.de
Wichtiger Hinweis:
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