Welchen Schutz bieten Gesichtsmasken vor Coronaviren?
Viele Menschen versuchen, sich durch Gesichtsmasken vor Coronaviren zu schützen. Aber wie sinnvoll sind solche Schutzmaßnahmen wirklich? Eine neuen Studie zeigt, dass chirurgische Masken tatsächlich einen wirksamen Schutz vor saisonalen Viren und Coronaviren zu bieten scheinen.
Bei der aktuellen Untersuchung der University of Maryland School of Public Health und der University of Hong Kong wurde festgestellt, dass die Verwendung von chirurgischen Masken Menschen vor einer Infektion durch das Coronavirus schützen kann. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht.
Anzahl durch die Luft übertragener Viren reduziert
In Experimenten im Labor reduzierten die Masken die Mengen verschiedener durch die Luft übertragener Viren signifikant. Dies ist besonders interessant, weil es immer wieder Debatten darüber gibt, ob solche Schutzmaßnahmen effektiv und sinnvoll sind. Es gibt beispielsweise die Meinung, dass chirurgische Masken außerhalb des medizinischen Bereichs keine nützliche Vorsichtsmaßnahme darstellen.
Verfügbarkeit der Masken ist eingeschränkt
Eine Debatte über die Wirksamkeit solcher Masken zum Schutz vor COVID-19 findet zu einer Zeit statt, in der wir ohnehin mit einer gefährlich unzureichenden Versorgung von Masken konfrontiert sind. Und es gibt verschiedene Komplikationen im Bezug auf die Verwendung der Masken, abgesehen von der mangelnden Verfügbarkeit.
Einige Arbeitgeber verbieten Einsatz von Masken
Beispielsweise lassen einige Einzelhändler ihre Mitarbeitenden keine Masken tragen. Dahinter steckt die Angst, negative Signale an die Kunden zu senden. In den Vereinigten Staaten gab es sogar schon körperliche Angriffe gegen asiatische Amerikaner, welche Masken zum Schutz trugen.
Übertragung wird durch Masken eingeschränkt
Die Ergebnisse verschiedener Studien deuten darauf hin, dass Masken die Übertragung von Grippeviren, Rhinoviren und auch Coronaviren durch die Infizierten (die im Fall des neuartigen Coronavirus oft keine Symptome haben) deutlich einschränken können. Beispielsweise ergab eine Untersuchung aus dem Jahr 2013, dass chirurgische Masken helfen können, die Übertragung von Grippe zu begrenzen.
Sollen wir jetzt alle Masken tragen?
Die Wahrscheinlichkeit, dass Masken vor COVID-19 schützen könnten, rechtfertigt einen neuen Blick darauf, ob alle Menschen dazu ermutigt werden sollten, solche Masken zu tragen, wenn sie während der derzeitigen COVID-19-Ausgangssperre Geschäfte oder andere Orte aufsuchen müssen. Dies könnte durchaus sinnvoll sein, selbst wenn die Übertragung dadurch nur ein wenig eingeschränkt wird.
Breiten sich Coronaviren nur durch Kontakt und Tröpfchen aus?
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass sich das Coronavirus und andere Atemwegsinfektionen meist bei engem Kontakt ausbreiten. Dies wurde von einigen Menschen so interpretiert, dass sich die Krankheit nur durch Kontakt und große Tröpfchen, etwa durch Husten oder Niesen, ausbreiten kann.
Infektion mit COVID-19 durch den Atem von anderen Personen?
Bei der Aussage handelt es sich aber lediglich um eine Hypothese. Die aktuelle Studie zeigt dagegen, dass winzige, aerosolierte Tröpfchen tatsächlich durch die Luft diffundieren können. Das bedeutet, dass es möglich sein könnte, sich mit COVID-19 durch die Atmung – und speziell durch das Einatmen des Atems von infizierten Personen in der Nähe – anzustecken. Dies geschieht unabhängig davon, ob die betroffene Person bereits Symptome aufweist oder nicht.
Masken reduzierten Viren in Atmungströpfchen und Aerosolen
Für die Studie wurden 246 Personen mit Verdacht auf eine Virusinfektion der Atemwege rekrutiert. Dann wurde untersucht, wie stark das Virus mit und ohne Operationsmaske ausgeatmet wurde. „Bei 111 Menschen, die entweder mit dem Coronavirus, dem Influenzavirus oder dem Rhinovirus infiziert waren, reduzierten die Masken das nachweisbare Virus in den Atmungströpfchen und Aerosolen bei saisonalen Coronaviren und in den Atmungströpfchen bei Influenzaviren”, berichtet Studienautorin Dr. Nancy Leung von der an der Untersuchung beteiligten University of Hong Kong in einer Pressemitteilung.
Gab es Einschränkungen?
Obwohl das Experiment vor der aktuellen Pandemie stattfand, sind COVID-19 und saisonale Coronaviren eng miteinander verwandt und können eine ähnliche Partikelgröße aufweisen. Bei der Studie wurde allerdings auch festgestellt, dass verwendete Masken die Emission von Rhinoviren nicht reduzieren.
Tragen von Gesichtsmasken von infizierten Menschen verlangsamt Ausbreitung
„Das Potenzial chirurgischer Masken, saisonale Coronaviren in Atemwegströpfchen und Aerosolen zu reduzieren, bedeutet, dass solche Masken zur Verlangsamung der Verbreitung von COVID-19 beitragen können, wenn sie von infizierten Menschen getragen werden“, fügt Studienautor Professor Benjamin Cowling von der University of Hong Kong hinzu. Aber andere Schutzmaßnahmen könnten eventuell noch wirksamer als Masken sein, ergänzen die Forschenden. Hier seien beispielsweise die Verbesserung der Belüftung in öffentlichen Räumen wie Lebensmittelgeschäften und die Installation von UV-C-Lampen in Deckennähe zu nennen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nancy H. L. Leung, Daniel K. W. Chu, Eunice Y. C. Shiu, Kwok-Hung Chan, James J. McDevitt et al.: Respiratory virus shedding in exhaled breath and efficacy of face masks, in Nature Medicine (Veröffentlicht 03.04.2020), Nature Medicine
- Wearing Surgical Masks in Public Could Help Slow Pandemic’s Advance, New Study Suggests, University of Maryland School of Public Health (Veröffentlicht 03.04.2020), University of Maryland School of Public Health
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.