Die Einnahme von Cranberry-Extrakt scheint das Wachstum gesunder Darmbakterien zu fördern und chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Schon nach einer viertägigen Einnahme sind positive Effekte zu verzeichnen.
Ein kanadisches Forschungsteam von der Université Laval hat den Gehalt an (Poly-)Phenolen und Oligosacchariden in einem handelsüblichen Cranberry-Extrakt sowie die Auswirkungen auf die Darmmikrobiota und mögliche gesundheitliche Vorteile bewertet. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „npj Biofilms and Microbiomes“ veröffentlicht.
Cranberries bieten viele Gesundheitsvorteile
Cranberries und Cranberrysaft werden mit weitreichenden Gesundheitsvorteilen in Zusammenhang gebracht. Im Fokus früherer Forschungsarbeiten stand dabei vor allem die Anwendung gegen Harnwegsinfektionen und im vergangenen Jahr wurde diesbezüglich die vorbeugende Wirkung von Cranberrysaft erstmals eindeutig belegt.
Auch konnten Forschende des Kings College London bereits nachweisen, dass Cranberries die kardiovaskuläre Gesundheit stärken. Die die Wirkung wird dabei vor allem auf die gesunden Inhaltsstoffe zurückgeführt.
Polyphenole und Oligosaccharide
So haben Cranberries einen hohen Gehalt an Polyphenolen, insbesondere in Form von Tanninen, und sie enthalten außerdem hohe Konzentrationen an Oligosacchariden, von denen man annimmt, dass sie zu ihrer Bioaktivität beitragen, erläutert das kanadisches Forschungsteam.
An 28 Teilnehmenden, die zweimal täglich (morgens und abends) ein Cranberry-Ergänzungsmittel in Kapselform zu sich zu nahmen, das der Einnahme von 60 Gramm frischen Cranberries entsprach, untersuchte das Team nun mögliche positive Auswirkungen auf die Darmflora und die Gesundheit.
Zu Beginn des Experiments und nach vier Tagen wurden den Teilnehmern Plasma-, Urin- und Stuhlproben entnommen, erläutern die Forschenden.
Gesunde Bakterien profitieren
Es sei deutlich geworden, dass die enthaltenen Polyphenole und Oligosaccharide das Wachstum von Bakterien der Gattung Bifidobacterium stärken. Dies sei wiederum mit einem verringerten Risiko für Diabetes und kardiometabolische Erkrankungen verbunden.
„Normalerweise werden diese Bakterien durch den Verzehr von Ballaststoffen angeregt. Den gleichen Effekt haben wir mit Cranberry-Extrakt beobachtet, allerdings mit einer fast 20-mal niedrigeren Dosis“, so der Studienautor Jacob Lessard-Lord.
Die Einnahme des Cranberry-Extrakts habe außerdem das Wachstum des Bakteriums Akkermansia muciniphila stimuliert, das eine wichtige Rolle in der Darmschleimhaut spiele und dabei helfe, Entzündungen zu reduzieren und die Darmbarriere zu stärken.
Schutz vor den Folgen ungesunder Ernährung
Diese Effekte seien von besonderem Interesse, wenn es darum geht, den schädlichen Auswirkungen einer westlichen Ernährung entgegenzuwirken, da eine solche Ernährung die Darmmikrobiota verändert, Entzündungen der Schleimhaut verursacht und die Integrität der Darmbarriere beeinträchtigt, erläutert Studienleiter Professor Yves Desjardins.
Die Darmbarriere spiele eine entscheidende Rolle beim Schutz des Körpers vor im Darm vorhandenen Bakterien und die Veränderung der Darmbarriere ermögliche die Passage von Lipopolysacchariden, die aus der Darmmikrobiota stammen.
Dieser Prozess sei als metabolische Endotoxämie bekannt und bilde einen entscheidenden Faktor für die Entstehung und das Fortschreiten von Entzündungen und Stoffwechselerkrankungen.
„Die ständige Entzündung, die durch das Vorhandensein von Lipopolysacchariden im Körper entsteht, kann zu mehreren chronischen Krankheiten führen, darunter Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, erklärt Professor Desjardins.
Entzündungshemmendes Milieu
Durch die Stimulierung des Wachstums von Akkermansia muciniphila und Bifidobacterium regeneriere sich die Darmflora und schaffe ein entzündungshemmendes Milieu. Zudem werde die Funktion der Darmbarriere gestärkt.
Bei den Blutuntersuchungen wurden darüber hinaus positive Veränderungen der kurzkettige Fettsäuren durch die Cranberry-Extrakte festgestellt, wobei das Acetat-Verhältnis sank und das Butyrat-Verhältnis anstieg, berichtet das Team.
Wirkung schon nach vier Tagen
Besonders vielversprechend sei, dass die positiven Wirkungen des Cranberry-Extrakts bereits nach vier Tagen auftrat. Obwohl alle Teilnehmenden von der Einnahme profitierten, zeigten sich allerdings individuelle Unterschiede, die die Forschenden in Zusammenhang mit unterschiedlichen Mikrobiota-Signaturen bringen.
In zukünftigen Studien gelte es daher nun herauszufinden, welche Mikrobiota-Signaturen am besten auf die Cranberry-Extrakte reagieren. Bereits jetzt sprechen die Studienergebnisse jedoch eindeutig für den regelmäßigen Verzehr von Cranberries oder die Einnahme entsprechender Cranberry-Extrakte. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jacob Lessard-Lord, Charlène Roussel, Joseph Lupien-Meilleur, Pamela Généreux, Véronique Richard, Valérie Guay, Denis Roy, Yves Desjardins: Short term supplementation with cranberry extract modulates gut microbiota in human and displays a bifidogenic effect; in: npj Biofilms and Microbiomes (06.03.2024), nature.com
- Université Laval: Cranberry extracts could boost microbiota and counter cardiometabolic diseases (veröffentlicht 30.04.204), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.