Risiken nicht unterschätzen: E-Zigaretten während der Schwangerschaft gefährden das Kind
Trotz Warnungen von Medizinern, während der Schwangerschaft nicht zu rauchen, greifen viele werdende Mütter immer wieder zur Zigarette. Sie stören damit die Entwicklung des Kindes im Mutterleib und erhöhen sein Risiko für diverse Erkrankungen im späteren Leben. Was vielen nicht bekannt ist: auch das Dampfen von E-Zigaretten gefährdet das Ungeborene.
Gefahren durch das Dampfen nicht unterschätzen
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Deutsche Lungenstiftung (DLS) haben zum Weltnichtrauchertag gefordert, Kinder und Schwangere besser vor den schädlichen Einflüssen von Tabakrauch und E-Zigarettenaerosol zu schützen. Neben einem umfassenden Werbeverbot und dem Verbot im Auto zu rauchen oder zu dampfen, fordern die Experten auch, werdende Eltern über die Gefahren der E-Zigarette aufzuklären. Denn aktuelle Erhebungen legen nahe, dass Schwangere die Risiken des Dampfens unterschätzen und fälschlicherweise davon ausgehen, dass E-Zigaretten bei der Entwöhnung von Tabakzigaretten helfen.
Entwicklung des Kindes im Mutterleib wird gestört
Es ist lange bekannt, dass mütterliches Rauchen während der Schwangerschaft für die Entwicklung des ungeborenen Kindes ein erhebliches Risiko darstellt.
Bei Raucherinnen treten vermehrt Schwangerschaftskomplikationen wie Fehl-, Früh- und Totgeburten auf, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI).
Zudem ist Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft ein zentraler Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod.
Darüber hinaus erhöht es auch langfristig das Risiko für zahlreiche Krankheiten und Entwicklungsstörungen der Kinder, wie Asthma, Mittelohrentzündungen, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten.
Dennoch raucht laut Schätzungen des RKI etwa jede zehnte Frau in Deutschland während der Schwangerschaft Zigaretten.
Falsche Annahmen
Problematisch ist aber nicht nur der Konsum von herkömmlichen Zigaretten:
„Da die E-Zigarette als Hilfsmittel zu sanften Ausstieg aus der Tabakabhängigkeit beworben wird, müssen wir annehmen, dass Schwangere, die das Rauchen aus eigener Kraft nicht aufgeben können, E-Zigaretten als Alternative nutzen“, so Professor Dr. med. Robert Loddenkemper von der DGP in einer Mitteilung.
Wie es darin heißt, wird diese Vermutung von einer amerikanischen Langzeitstudie bestätigt, an der über 3.000 Frauen teilnahmen, die währenddessen Mütter wurden. Sieben Prozent von ihnen gaben an, während der Schwangerschaft E-Zigaretten konsumiert zu haben.
Die Hälfte von ihnen nannte als Begründung, dass E-Zigaretten weniger schädlich für das Kind seien und auch bei der Tabakentwöhnung helfen würden. Jede vierte schwangere Frau wusste nicht, dass ihre E-Zigarette den Suchtstoff Nikotin enthielt.
Besorgniserregende Ergebnisse
Auch wenn für Deutschland noch keine Zahlen erhoben wurden, halten Lungenexperten diese Ergebnisse für besorgniserregend.
„Die Studie zeigt, dass die Vermarktungsstrategie der Industrie aufgeht, die die schädlichen Effekte von E-Zigaretten verharmlost“, erläutert Professor Dr. med. Stefan Andreas von der DLS.
Die gesundheitlichen Langzeitfolgen der E-Zigarette sind zwar noch nicht so gut untersucht wie die des Tabakkonsums. Doch als belegt gilt, dass Nikotin die embryonale Entwicklung stört: Zu den Folgen zählen Früh- oder Totgeburten, ein niedriges Geburtsgewicht und ein erhöhtes Asthmarisiko
Auch in nikotinfreien E-Zigaretten fanden Forscher Substanzen, die akute Entzündungen im Lungengewebe hervorrufen können.
Durch den Umstieg wird eine neue Sucht geschaffen
Um werdende Mütter und ungeborene Kinder zu schützen, fordert die DGP deshalb eine bessere Aufklärung und Angebote, um rauchende Schwangere bei der Tabakentwöhnung zu unterstützen.
Zwar gelten E-Zigaretten bei vielen Rauchern als gesündere Alternative zur klassischen Zigarette aus Tabak, doch manche Untersuchungen zeigen, dass die elektrischen Verdampfer ähnlich schädlich für unsere Lunge sind wie normale Tabakwaren.
Und die Frage, ob E-Zigaretten eher zum Rauchen verführen oder bei der Entwöhnung helfen, ist nicht abschließend geklärt.
„Der überwiegende Anteil der unabhängigen Studien konnten nicht zeigen, dass E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen“, so Andreas. „Vielmehr wird deutlich, dass mit dem Umstieg auf E-Zigaretten eine neue Sucht geschaffen wird.“
Rauchverbot im Auto
Zum Schutz von Schwangeren und Kindern fordern DGP und DLS auch ein Rauchverbot in geschlossenen Räumen und Autos, wie es das in anderen Ländern gibt.
Bereits das Rauchen einer Zigarette oder E-Zigarette führt zu einer hohen Konzentration verschiedener Schadstoffe wie Feinstäube, Nikotin, Propylenglykol und Aceton, die bei Kindern chronische Erkrankungen der Atemwege verursachen können.
„Nicht zuletzt müssen Kinder auch durch ein umfangreiches Werbeverbot für Tabak und E-Zigaretten geschützt werden“, sagt Loddenkemper.
Untersuchungen haben ergeben, dass jeder zehnte Jugendliche über Anzeigen auf dem sozialen Netzwerk Facebook dazu gebracht wurde, E-Zigaretten auszuprobieren.
Mit zahlreichen süßlichen Aromen sind sie vor allem für diese Zielgruppe besonders ansprechend.
Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ergab, dass 22 Prozent der Jugendlichen, die schon mit E-Zigaretten Erfahrungen gemacht hatten, in der Folge auch Tabakzigaretten rauchten – bei ihren nie-rauchenden Altersgenossen waren es nur zehn Prozent. (ad)
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