Wechselwirkungen zwischen Darmmikrobiom und Gehirn bei Anorexia nervosa
Die Zusammensetzung der Darmflora (Darmmikrobiom) scheint in engem Zusammenhang mit Magersucht (Anorexia nervosa) zu stehen, woraus sich auch mögliche therapeutische Ansätze ableiten lassen. So könnten Probiotika eventuell zur Behandlung von Anorexia nervosa beitragen.
In einer aktuellen Übersichtsarbeit hat ein chinesisches Forschungsteam die wechselseitigen Zusammenhänge zwischen der Pathogenese der Magersucht und Veränderungen der Darmflora untersucht. Die Ergebnisse wurden in dem Fachmagazin „Neuropharmacology“ veröffentlicht.
Welche Ursachen hat Magersucht?
Anorexia nervosa ist eine psychiatrische Störung, die durch Unterernährung, Angst vor Gewichtszunahme und ein gestörtes Körperbild gekennzeichnet ist, erläutern die Forschenden. Als mögliche Ursachen seien Umweltfaktoren, genetische Faktoren und biochemische Faktoren zu nennen.
So ist die Magersucht auch eng mit Neuronen, Neurotransmittern und Hormonen verbunden, die mit dem Appetit und der emotionalen Regulierung zusammenhängen, berichtet das Team. Zudem sei in verschiedenen Studien bereits die Darm-Hirn-Achse beziehungsweise die Verbindung zwischen dem Darmmikrobiom und psychiatrischen Störungen deutlich geworden.
Zusammenhang zwischen Darmflora und Magersucht untersucht
So ist der Einfluss der Darmflora auf die Psyche heute unbestritten und auch ein Zusammenhang zwischen der Darmflora und Magersucht wird bereits seit einiger Zeit diskutiert. Allerdings gab es nur wenige Studien und Übersichtsarbeiten, die sich mit Anorexia nervosa und den Darmmikroben befasst haben, berichtet das chinesische Forschungsteam.
In der aktuellen Übersichtsarbeit haben die Forschenden daher untersucht, ob eine Erkrankung an Magersucht Veränderungen der Darmmikrobiota und ihrer Metaboliten mit sich bringt und ob die Darmflora Auswirkungen auf die Pathogenese von Anorexia nervosa hat.
Auch die neurobiologische Funktion des Nervensystems im Zusammenhang mit Magersucht wurde dabei laut den Forschenden berücksichtigt. Und die Datenauswertung habe gezeigt, dass die Darmmikrobiota das Appetitgefühl über hormonelle und neuronale Bahnen beeinflussen.
Neue Behandlungsansätze mit Probiotika
Dabei seien einige Darmmikroben mit anorektischen Wirkungen assoziiert und für diese sei auch eine Interaktion mit den Nerven nachweisbar. Umgekehrt können andere Darmmikrobiota den Appetit fördern, was potenzielle Behandlungsansätze eröffnet.
So haben Probiotika, die beispielsweise als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden können, nach Einschätzung der Forschenden durchaus Potenzial zur Behandlung von Anorexia nervosa. Welche Probiotika hier geeignet sind, müssen nun künftige Forschungsarbeiten zeigen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ran Zhu, Peijun Tian, Hao Zhang, Gang Wang, Wei Chen: Gut microbiome-brain interactions in anorexia nervosa: Potential mechanisms and regulatory strategies; in: Neuropharmacology (veröffentlicht 08.11.2022), sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.