Starke Verbindung zwischen Darmmikrobiom und Metaboliten
Es besteht laut einer aktuellen Studie ein enger Zusammenhang zwischen den im Darm lebenden Bakterien und den im Blut vorhandenen Stoffwechselprodukten, den sogenannten Metaboliten. Die entdeckten Zusammenhänge eröffnen neue Einblicke in die Interaktionen zwischen der Darmflora und ihrem Wirt.
Forschende der Uppsala University und der Lund University in Schweden haben im Rahmen einer aktuellen Studie belegt, dass die Metaboliten im Blut zum Teil abhängig von der Zusammensetzung der Darmflora sind. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ publiziert.
Über 8.500 Stuhl- und Blutproben analysiert
Für die Forschungsarbeit analysierten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Stuhl- und Blutproben von 8.583 Probandinnen und Probanden, die an der sogenannten CArdioPulmonary bioImage Study (SCAPIS) teilnahmen.
Die SCAPIS-Studie stellt eine der weltweit größten Sammlungen dar, in der sowohl Blut- als auch Stuhlproben von Teilnehmenden vorhanden sind.
Darmbakterien setzen Stoffwechselprodukte ins Blut ab
„Frühere Studien haben gezeigt, dass die große bakterielle Gemeinschaft in unserem Verdauungssystem eine Vielzahl von Molekülen produziert, die in den Blutkreislauf gelangen und unsere Gesundheit beeinflussen können“, erläutert Professorin Tove Fall vom Science for Life Laboratory der Uppsala University.
Ein wichtiger Schritt zum Verständnis der Darmflora
„Umgekehrt können Medikamente oder Nahrungsbestandteile die Zusammensetzung der Mikrobiota beeinflussen, bevor sie in den Blutkreislauf gelangen“, gibt Fall zu bedenken.
Ihr zufolge ist die Charakterisierung dieser Wechselwirkungen ein wichtiger Schritt, um die Auswirkungen der Darmmikrobiota auf die Gesundheit zu verstehen.
Die Darmflora ist ein Universum für sich
„Die Darmmikrobiota ist ein Universum für sich, und wir haben gerade erst begonnen zu verstehen, wie der menschliche Wirt und die bakterielle Gemeinschaft sich gegenseitig beeinflussen“, ergänzt Professorin Marju Orho-Melander von der Lund University.
Die Studienergebnisse zeigen ihr zufolge, dass für bestimmte Blutmetaboliten die Darmbakterien eine wichtige Rolle spielen. Doch welche Stoffwechselprodukte welche genauen Aufgaben und Auswirkungen im Körper haben, muss erst noch in kommenden Studien untersucht werden.
„Die große Anzahl von Proben mit qualitativ hochwertigen Daten ermöglichte es uns, viele neue Assoziationen zu identifizieren“, hebt Studienhauptautor Koen Dekkers hervor.
Studienergebnisse für andere Forschungsgruppen frei verfügbar
Deshalb präsentierte die Arbeitsgruppe die Studienergebnisse in einem frei zugänglichen Online-Atlas, der von anderen Forschungsgruppen genutzt werden kann. Auf diese Weise will das Team zur Aufklärung beitragen, in welchem Umfang das Mikrobiom im Darm unsere Gesundheit beeinflusst.
Das Team ist der Ansicht, dass die Breite der Ergebnisse das Interesse anderer internationaler Gruppen wecken könnte, die sich mit der Darmmikrobiota und den Interaktionen zwischen Wirt und Organismus befassen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dekkers, K.F., Sayols-Baixeras, S., Baldanzi, G. et al. An online atlas of human plasma metabolite signatures of gut microbiome composition; in: Nature Communications (2022)., nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.