Britische Forscher veröffentlichen Studie mit gentechnisch veränderten Darmbakterien
23.04.2013
Darmbakterien als Produzenten von Dieselkraftstoff? Das dies prinzipiell möglich ist, haben nun britische Forscher von der University of Exeter in Laborversuchen herausgefunden und ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Akademy of Sciences" veröffentlicht. Demnach könnten gentechnisch veränderte Escherichia-coli-Bakterien (E-coli Bakterien) einen Kraftstoff herstellen, der sofort zum Einsatz kommen könnte – ohne dass zum Beispiel eine Anpassung der Motoren notwendig sei.
Bakterien verarbeiten freie Fettsäuren zu Kohlenwasserstoffen
Die Basis für die Produktion des Kraftstoffes bilden dabei freie Fettsäuren, die von den Darmbakterien zu Kohlenwasserstoffen verarbeitet werden können, aus denen wiederum der Dieselkraftstoff besteht – allerdings unter der Voraussetzung, dass diese gentechnisch verändert werden. Zu diesem Zweck veränderten die Wissenschaftler um Thomas Howard das Erbgut der Escherichia-coli-Bakterien, indem sie in dieses Gene unterschiedlicher Bakterien einbrachten und kultivierten die veränderten Bakterien dann in einem ersten Schritt in einer Mischung von Fettsäuren. Die Bakterien reagierten daraufhin mit der Produktion von Kohlenwasserstoffen bzw. so genannten „Alkanen“ und „Alkenen“ – und zwar exakt eben solchen, wie sie in herkömmlichem Diesel enthalten sind. In einem weiteren Schritt folgte schließlich auch noch die gentechnische Veränderung des Stoffwechsels der Escherichia-coli-Bakterien – mit dem Ziel, dass die Bakterien ihre eigenen Fettsäuren umwandeln können.
Forscher hoffen auf großen Fortschritt in Richtung Emissions-Reduzierung
Mit dem Projekt wollen die Forscher durch das Ersetzen von konventionellem Diesel in einen Kohlenstoff-neutralen Biokraftstoff einen großen Fortschritt in Richtung Reduzierung der Treibhausgasemissionen erreichen, das heißt konkret bis 2050 80 Prozent weniger Emission: "Es war von Anfang an unser Ziel, einen kommerziellen Biokraftstoff zu produzieren, der ohne eine Anpassung der Fahrzeuge angewendet werden kann“, so die Forscher in dem Fachartikel.
Die Ergebnisse der britischen Forscher könnten tatsächlich einen großen Durchbruch bedeuten, denn die bisher verfügbaren Biokraftstoffen müssen zumeist nach der Produktion veredelt werden. Denn „Biokraftstoffe sind zwar die unmittelbare, praktische Lösung zur Minderung der Abhängigkeit von fossilen Kohlenwasserstoffen, aber die aktuellen Biokraftstoffe (Biodiesel und Alkohole) erfordern erhebliche Aufreinigungsprozesse und sind nicht vollständig kompatibel mit modernen, Massenmarkt-tauglichen Verbrennungsmotoren“, so die Forscher weiter.
Aktuelle Biokraftstoffe meist nicht tauglich für gängige Motoren
Dementsprechend seien die aktuellen Biokraftstoffe in gängigen Motoren häufig nicht verwendbar oder würden lediglich als Beimischung zu den fossilen Kraftstoffen Benzin, Diesel und Erdgas Verwendung finden. Daher versprechen sich die Wissenschaftler viel von dem Dieselkraftstoff aus Darmbakterien: „Der globale Energiebedarf steigt und einen Kraftstoff zu haben, der unabhängig vom Ölpreis-Schwankungen und von politischer Instabilität ist, stellt eine zunehmend attraktive Aussicht dar." (nr)
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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