Darmentzündungen: Neuer Ansatz für gezielte Behandlung
Menschen mit Darmentzündungen erleben ihre Krankheit als große Belastung. Beschwerden wie häufige, oft blutige Durchfälle und krampfartige Bauchschmerzen setzen ihnen immer wieder zu. Meist werden Betroffene mit Medikamenten behandelt. Forschende berichten nun über einen neuen Therapieansatz.
Laut einer Mitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung leiden in Deutschland etwa 400.000 Menschen an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Bei einem Schub kann es zu blutigem Durchfall, krampfartigen Bauchschmerzen und Übelkeit kommen. Zudem können Mangelerscheinungen und Blutarmut auftreten. Eine dieser Erkrankungen ist Colitis ulcerosa. Diese ist bislang nicht heilbar und erhöht langfristig das Darmkrebsrisiko. Forschende haben nun einen neuen Therapieansatz gefunden.
Gezielte Blockade des Enzyms ITK
Wie in einer aktuellen Mitteilung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erklärt wird, ist Colitis ulcerosa eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die zu Durchfall, Darmblutungen und Krampfanfällen führt. Meist ist eine überschießende Immunantwort der Auslöser.
Durch eine gezielte Blockade des Enzyms ITK bei Colitis ulcerosa kann die Produktion von entzündungsverursachenden Zytokinen bei T-Zellen verhindert und eine Entzündungsreaktion gestoppt werden.
Das hat nun ein Forschungsteam das Universitätsklinikums Erlangen und der FAU um Prof. Dr. Markus F. Neurath, Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie, und PD Dr. Benno Weigmann, Arbeitsgruppenleiter in der Medizinischen Klinik 1, zusammen mit Forschenden aus den USA und aus Frankreich im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ herausgefunden.
Die Studienergebnisse wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift „Gastroenterology“ veröffentlicht.
Als attraktive Therapieform denkbar
„Unsere experimentellen Analysen bezüglich des Enzyms ITK haben gezeigt, dass eine zielgerichtete Blockade dieses Enzyms mit Inhibitoren oder siRNA bei der Behandlung von murinen chronischen Darmentzündungen wirksam ist und damit zukünftig als attraktive Therapieform im Menschen denkbar wäre“, erklärt Kristina Lechner, Doktorandin in der Arbeitsgruppe von Dr. Weigmann.
Im SFB 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ an der FAU gehen Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Fachbereichen der Medizin und der Biologie den grundlegenden Mechanismen der Auflösung der Entzündungsreaktion auf die Spur und testen diese auf ihre klinische Bedeutung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Enzymatischer Ansatzpunkt für eine gezielte Behandlung von Darmentzündungen, (Abruf: 20.07.2021), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Kristina Lechner, Stefanie Mott, Ragheed Al-Saifi, Lisa Knipfer, Stefan Wirtz, Raja Atreya, Michael Vieth, Timo Rath, Tina Fraass, Zoltan Winter, Avery August, Jeremy Luban, Valérie S Zimmermann, Benno Weigmann, Markus F Neurath: Targeting of the Tec kinase ITK drives resolution of T cell-mediated colitis and emerges as potential therapeutic option in ulcerative colitis; in: Gastroenterology, (veröffentlicht: 03.07.2021), Gastroenterology
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: Darmentzündungen ohne Nebenwirkungen therapieren, (Abruf: 20.07.2021), Bundesministerium für Bildung und Forschung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.