Auswirkung der Ernährung auf das Darmmikrobiom
Eine aktuelle Studie zeigt, dass bestimmte Lebensmittel den Darm besonders gut schützen können, indem sie Bakterien mit entzündungshemmenden Eigenschaften gedeihen lassen. Solche Ernährungsmuster könnten insbesondere Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder mit Reizdarmsyndrom zugute kommen, aber auch die allgemeine Bevölkerung profitiert von einer intakten Darmflora.
Forschende des Universitätsklinikums Groningen haben herausgefunden, dass bestimmte Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Brot, Fisch, Nüsse und Wein mit einem hohen Anteil an gesundheitsfördernden Darmbakterien in Verbindung gebracht werden. Die Bakterien unterstützen die Biosynthese essentieller Nährstoffe und die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs), die wiederum als Hauptenergiequelle für Zellen dienen, die den Darm auskleiden. Eine Ernährungstherapie könnte somit eine effektive Managementstrategie sein, um Darmerkrankungen zu behandeln und vorzubeugen. Die Ergebnisse wurden kürzlich auf dem Kongress „United European Gastroenterology“ vorgestellt.
61 Lebensmittel für eine gesündere Darmflora
Das Forschungsteam beobachtete vier Studiengruppen: eine Gruppe litt unter Morbus Crohn, eine weitere unter Colitis ulcerosa, eine war von Reizdarmsyndrom betroffen und eine weitere Gruppe wies keine Darmbeschwerden auf. Dabei wurden die Ernährungsmuster der einzelnen Teilnehmenden aufgenommen und Stuhlprobe analysiert. Aus den Ergebnissen kristallisierten sich 61 einzelne Nahrungsmittel heraus, die einen positiven Einfluss auf die Darmbakterien ausüben.
Brot, Hülsenfrüchte, Fisch und Nüsse
Wie die Forschenden feststellten, sind Ernährungsmuster, die reich an Brot, Hülsenfrüchten, Fisch und Nüssen sind, mit einem Rückgang potenziell schädlicher, aerober Bakterien verbunden. Ein höherer Konsum dieser Lebensmittel war auch mit einem niedrigeren Gehalt an entzündlichen Stoffen im Stuhl verbunden, die als Auslöser für Darmentzündungen gelten.
Weitere Ergebnisse im Überblick
Darüber hinaus kam die Analyse zu dem Ergebnissen, dass
- größere Mengen an Fleisch, Fast Food und raffiniertem Zucker zu einer Abnahme von nützlichen Darmbakterien und der Zunahme von Entzündungsstoffen im Stuhl führen.
- Rotwein, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst, Getreide, Fisch und Nüsse Bakterien mit entzündungshemmenden Funktionen fördern.
- pflanzliches Protein die Biosynthese von Vitaminen und Aminosäuren sowie den Abbau von Zuckeralkoholen unterstützt.
Welchen Einfluss hat die Darmflora auf die Gesundheit?
Das Darmmikrobiom wurde in letzter Zeit durch zahlreiche Studien untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die im Darm lebende Mikrobenpopulation weitaus stärker die Gesundheit beeinflusst, als bislang angenommen. Unter anderem soll die Darmflora das Immunsystem, den Stoffwechsel sowie neuroverhaltensbezogene Faktoren beeinflussen. Es wurden auch Verbindungen zu Adipositas, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, psoriatische Arthritis, Diabetes, Neurodermitis, Zöliakie und arterieller Gefäßsteifigkeit festgestellt.
Ernährungstherapie für den Darm
„Wir haben uns eingehend mit dem Zusammenhang zwischen Ernährungsmustern oder einzelnen Lebensmitteln und dem Darmmikrobiom beschäftigt“, berichtet die leitende Forscherin Laura Bolte. Die Studie gebe einen tieferen Einblick darüber, wie sich die Ernährung auf den Darm und auf Darmerkrankungen auswirkt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine entsprechende Diät eine wirksame und ernsthafte Behandlung bei Darmerkrankungen werden könnte.
Welche Ernährung ist die gesündeste für den Darm?
Insgesamt schlägt die Ernährungsexpertin eine Ernährung vor, die durch Nüsse, Früchte, eine größere Mengen an Gemüse und Hülsenfrüchten gekennzeichnet ist, kombiniert mit einem mäßigen Konsum von tierischen Lebensmitteln wie Fisch, magerem Fleisch, Geflügel, fermentierten fettarmen Milchprodukten und gelegentlich einem Glas Rotwein. Die Aufnahme von rotem Fleisch, Fast Food und verarbeitetem Fleisch wie Wurstwaren sowie von Süßigkeiten und raffiniertem Zucker sollte dagegen möglichst gering gehalten werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- EurekAlert: Plant-based foods and Mediterranean diet associated with healthy gut microbiome (Abruf: 21.10.2019), eurekalert.org
- Bolte, L. et al. 2019. Towards anti-inflammatory dietary recommendations based on the relation between food and the gut microbiome composition in 1423 individuals. Presented at UEG Week Barcelona October 21, 2019
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.