Die Darmflora beeinflusst nicht nur die Knochenmasse, sondern auch das Risiko, Knochenbrüche zu erleiden. Jetzt hat sich herausgestellt, dass die relative Häufigkeit sogenannter Proteobakterien im Darm mit einem erhöhten Frakturrisiko verbunden ist.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universität Helsinki in Finnland wurde untersucht, ob die Zusammensetzung der Darmflora mit dem Auftreten von Knochenbrüchen zusammenhängt. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „npj Biofilms Microbiomes“ veröffentlicht.
Darmflora
Als Darmflora (Darmmikrobiom) wird die Gesamtheit der Mikroorganismen bezeichnet, die in unserem Darm leben. Die Zusammensetzung der Darmflora hat dabei nachweislich weitreichenden Einfluss auf die Gesundheit.
So haben frühere Studien zum Beispiel bereits gezeigt, wie die Darmflora und Vorhofflimmern zusammenhängen und wie die Darmflora den Cholesterinspiegel und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflusst. Auch ein Einfluss der Darmflora auf die Psyche wurde bereits nachgewiesen.
Einflus auf Risiko für Knochenbrüche?
Die Ergebnisse der neuen Studie zeigen nun, dass die Darmflora ebenfalls einen signifikanten Einfluss auf das Frakturrisiko hat. In der Forschungsarbeit wurde mit sogenannten Cox-Regressionsmodellen an Teilnehmenden der FINRISK 2002-Kohorte untersucht, wie die Zusammensetzung der Darmflora das Auftreten von Knochenbrüchen beeinflusst.
Dabei zeigte sich, dass eine höhere Alpha-Diversität der Darmflora, also eine größere Vielfalt und Anzahl unterschiedlicher Mikroorganismen im Darm, mit einem geringeren Frakturrisiko verbunden ist, berichten die Forschenden.
Diese Darmbakterien erhöhen Frakturrisiko
Die Fachleute fanden zudem heraus, welche speziellen Bakterien das Frakturrisiko beeinflussen. So war eine höhere relative Häufigkeit von Proteobakterien mit einem erhöhten Frakturrisiko verbunden, während mit einer höheren relativen Häufigkeit von Tenericutes-Bakterien ein verringertes Frakturrisiko einherging.
Bei Subanalysen innerhalb des Proteobakterien-Stamms stellte das Team schließlich fest, dass insbesondere die höhere relative Häufigkeit von Gammaproteobakterien ein Risikofaktor für Frakturen war.
In funktionellen Analysen sei zudem deutlich geworden, dass Stoffwechselwege des Aminosäurestoffwechsels und der Lipopolysaccharidbiosynthese mit dem Frakturrisiko assoziiert waren. Dabei korreliert die relative Häufigkeit von Proteobakterien mit Aminosäurestoffwechselwegen, während die relative Häufigkeit von Tenericuten mit Butyratsynthesewegen korrelierte, erläutern die Forschenden.
Auch eine unabhängige frühere Studie hatte Darmbakterien bereits als wichtigen Faktor für die Knochengesundheit identifiziert und dabei insbesondere Bakterienstämme vom Typ Akkermansia sowie vom Typ Clostridium DTU089 mit einer schlechten Knochendichte verbunden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die gesamte Zusammensetzung der Darmflora mit dem Risiko für Frakturen in Verbindung steht und dass die relative Häufigkeit von bestimmten Bakterien in der Darmflora offenbar das Risiko für Knochenbrüche erhöht, während andere eine Schutzwirkung entfalten können.
Dies könnte auch neue Ansätze zur Prävention eröffnen, denn die Zusammensetzung des Darmmikrobioms ist durchaus beeinflussbar. So kann beispielsweise Obst und Gemüse eine gesunde Darmflora fördern und möglicherweise auf diesem Weg auch das Risiko für Knochenbrüche reduzieren. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Louise Grahnemo, Oleg Kambur, Leo Lahti, Pekka Jousilahti, Teemu Niiranen, et al.: Associations between gut microbiota and incident fractures in the FINRISK cohort; in: npj Biofilms Microbiomes (veröffentlicht 14.08.2024), npj Biofilms Microbiomes
- Paul C. Okoro, Eric S. Orwoll, Curtis Huttenhower, Xochitl Morgan, Thomas M. Kuntz, et al.: A two-cohort study on the association between the gut microbiota and bone density, microarchitecture, and strength; in: Frontiers in Endocrinology (veröffentlicht 21.09.2023), Frontiers in Endocrinology
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