Einfluss der Darmflora auf Behandlung mit Statinen
Die Zusammensetzung und Vielfalt der Darmflora hat einen erheblichen Einfluss auf die Wirkung von Statinen, welche viele Menschen zur Senkung des Cholesterinspiegels einnehmen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Oregon Health Sciences University wurde die mögliche Rolle des Darmmikrobioms bei dem Ansprechen auf eine Statintherapie in zwei unabhängigen Kohorten untersucht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Med“ publiziert.
Diabetes als Nebenwirkung von Statinen
Statine werden häufig zur Senkung des Cholesterinspiegels eingesetzt, wodurch sich beispielsweise das Risiko für die Entstehung von Herzinfarkten und Schlaganfällen reduziert. Dabei ist allerdings problematisch, dass nicht alle Menschen gleich auf diese Medikamente reagieren.
Es können bei manchen Personen ernsthafte Nebenwirkungen auftreten, wie beispielsweise ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes, berichtet das Team.
Modelle von Mikrobiom, Metabolom und menschlichen Genom
In der aktuellen Untersuchung wurden statistische Modelle mit dem Mikrobiom, dem Metabolom, dem menschlichen Genom und den klinischen Daten einer amerikanischen Kohorte von mehr als 1.800 Personen erstellt. Die erzielten Ergebnisse wurden schließlich anhand von einer unabhängigen europäischen Kohorte von fast 1.000 Personen validiert.
Darmflora hat Einfluss auf Statine
Es stellte sich heraus, dass die Zusammensetzung und Vielfalt des Darmmikrobioms (Darmflora) die Wirksamkeit von Statinen vorhersagen kann, was auch mögliche Nebenwirkungen umfasst, so das Team.
Störung des Blutzuckerspiegels durch Bacteroides
„Wir fanden insbesondere heraus, dass ein mit Bacteroides angereichertes Mikrobiom mit geringerer Diversität mit der stärksten LDL-senkenden Reaktion auf Statine verbunden war, aber auch mit der größten Störung des Blutzuckerspiegels“, berichtet Studienautor Dr. Tomasz Wilmanski in einer Pressemitteilung.
Bacteroides bezeichnet eine Gattung von Bakterien, welche zu den sogenannten Bacteroidaceae zählen.
Ruminococcaceae schützen vor Nebenwirkungen
Zusätzlich stellten die Forschenden fest, dass Personen mit einer hohen Präsenz von Ruminococcaceae (einer Gattung von Bakterien) in ihrem Mikrobiom vor den negativen Nebenwirkungen von Statinen auf die Insulinresistenz geschützt sind und gleichzeitig eine deutliche LDL-senkende Wirkung zeigen.
Laut den Forschenden bietet die einzigartige Kombination von Informationen über das Mikrobiom und das Genom in der Studie neue Einblicke in potenzielle Ansätze für eine gezielte Arzneimitteltherapie.
Durch die Erkenntnis, wie Variationen des menschlichen Mikrobioms die Reaktion auf Statine verändern, könnte die Behandlung optimiert und wesentlich präziser gemacht werden, so das Team.
In der Medizin wird der sogenannte genetische Fingerabdruck von Menschen bereits verwendet, um personalisierte Statin-Behandlungsschemata zu erstellen. Der genetische Fingerabdruck gilt als bekannter genetischer Marker für das Ansprechen auf eine Statin-Behandlung.
In der aktuellen Studie wurde nun festgestellt, dass die Variabilität des Ansprechens auf Statine, die durch das Mikrobiom erklärt wird, völlig unabhängig von der durch das Genom erfassten Variabilität ist.
Ergebnisse ermöglichen Erstellung präziserer Modelle
„Es handelt sich um eine völlig andere Achse der Variabilität, so dass wir in der Lage sind, Modelle zu erstellen, die sowohl die Genetik als auch das Darmmikrobiom einbeziehen, um unsere Vorhersagen zum Ansprechen auf Statine zu verbessern“, erläutert Dr. Wilmanski.
Der Mediziner fügt hinzu, dass das Genom und das Mikrobiom zusammen ein umfassenderes und komplementäres Bild der personalisierten Arzneimittelreaktionen zu liefern scheinen.
Laut Studienautor Dr. Sean Gibbons könnte das neue Wissen über das Genom und das Mikrobiom genutzt werden, um personalisierte Dosierungsschemata für eine Kohorte von Patientinnen und Patienten vorherzusagen. Dann sollten diese Personen mit besonderer Aufmerksamkeit auf die Stoffwechselgesundheit und den LDL-Cholesterinspiegel überwacht werden.
So könnte überprüft werden, ob Menschen, die sich einer Präzisionsintervention unterziehen, bessere Ergebnisse erzielen, als dies bei einer Kontrollgruppe von Personen der Fall wäre, welche lediglich Medikamente erhalten, die normalerweise verschrieben werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tomasz Wilmanski, Sergey A. Kornilov, Christian Diener, Matthew P. Conomos, Jennifer C. Lovejoy, et al.: Heterogeneity in statin responses explained by variation in the human gut microbiome; in: Med (veröffentlicht 11.05.2022), Med
- Institute for Systems Biology: Gut microbiome composition predictive of patient response to statins (veröffentlicht 11.05.2022), Institute for Systems Biology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.