Atorvastatin: Cholesterinsenkende Wirkung wird durch Darmflora beeinflusst
In einer neuen Studie hat sich gezeigt, dass die cholesterinsenkde Wirkung des Medikaments Atorvastatin durch die Darmflora beeinflusst wird. Die Beobachtungen könnten mit erklären, warum Cholesterinsenker individuell sehr unterschiedlich gut wirken.
Ernährungsumstellung und Medikamente
Gesundheitsexperten zufolge ist bei rund jedem dritten Bundesbürger das Cholesterin zu hoch. Ein erhöhter Cholesterinspiegel kann zu Erkrankungen der Gefäße führen, mit möglichen Folgen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Um das Cholesterin zu senken, wird in der Regel eine Ernährungsumstellung empfohlen. Die jahrelangen Warnungen vor Eiern und Butter gelten laut vielen Gesundheitsexperten hier jedoch nicht mehr. Häufig kommen auch cholesterinsenkende Medikamente zum Einsatz. Allerdings sind diese Arzneimittel nicht für alle Patienten uneingeschränkt empfehlenswert. Außerdem wirken sie individuell sehr unterschiedlich. Forscher haben nun eine mögliche Erklärung dafür gefunden, warum das so ist.
Versuch mit Mäusen
Wie die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) in einer vom Informationsdienst Wissenschaft (idw) veröffentlichten Mitteilung berichtet, wird die Cholesterin-senkende Wirkung eines bestimmten Statins von der Darmflora beeinflusst.
Laut den Experten wirkt der Cholesterinsenker Atorvastatin im Versuch mit Mäusen ohne natürliches Darmmikrobiom, die sehr fettreiche Nahrung bekommen, weniger gut als bei fettarm ernährten Tieren.
Das hat eine Studie eines Forscherteams um Friedericke Zimmermann und PD Dr. Arash Haghikia von der Klinik für Kardiologie am Campus Benjamin Franklin der Berliner Charité gezeigt, die auf den Deutschen Herztagen in Berlin präsentiert wurde.
Darmmikrobiom unterscheidet sich zwischen den Individuen
„Das Darmmikrobiom scheint an dem LDL-Cholesterin senkenden Effekt von Atorvastatin beteiligt zu sein“, so Studienautorin Friedericke Zimmermann.
„Da sich das Darmmikrobiom aufgrund genetischer Faktoren sowie der Ernährungsweise und anderer Umwelteinflüsse zwischen Individuen unterscheidet, könnten die Beobachtungen unserer Arbeit zum Verständnis der individuell variablen Cholesterin-senkenden Wirkung von Statinen beitragen.“
Derzeit untersucht das Berliner Forscherteam molekulare Mechanismen, die der Mikrobiom-abhängigen Regulation der Statinwirkung zugrunde liegen.
In der experimentellen Studie, die im Fachmagazin „Clinical Research in Cardiology“ veröffentlicht wurde, verglichen die Forscher Mäuse mit intakter Darmflora mit gnotobiotischen Tieren, also Mäusen, die keine Keimbesiedelung im Darm haben.
Den Tieren wurde eine Standarddiät oder cholesterinreiche Nahrung gefüttert, zum Teil erhielten sie zusätzlich Atorvastatin.
Vergleich der Bakterienstämme
Laut den Forschern zeigte sich, dass die LDL-senkende Wirkung von Atorvastatin nach cholesterinreicher Diät bei den Mäusen ohne Mikrobiom deutlich geringer war als in der Kontrollgruppe.
Bei den Tieren mit Mikrobiom zeigte ein Vergleich der Bakterienstämme von Mäusen mit fettreicher Nahrung und solchen mit Standardnahrung Unterschiede, die fettreich gefütterten hatten mehr Bakterien des Firmicutes-Phylums und weniger des Bacteroides-Phylums.
Diese Veränderung wurde durch die Behandlung mit Atorvastatin aufgehoben.
Wie es in der Mitteilung heißt, könnten die neuen Beobachtungen mit erklären, warum cholesterinsenkende Medikamente individuell sehr unterschiedlich gut wirken. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.