Bestimmte Bakterien im Darm beeinflussen den Erfolg einer Behandlung gegen Krebs
Es gibt verschiedene Gründe, warum bestimmte Therapien nicht sehr effektiv gegen Krebs wirken. Dies trifft natürlich auch auf die Behandlung von Hautkrebs und andere Arten von Krebs zu. Auch neue Therapien zur Behandlung schlagen scheinbar bei einem Viertel der Erkrankungen nicht an. Der Grund dafür ist wahrscheinlich die Anwesenheit von bestimmten Bakterien im Darm.
Zwei Gruppen von Wissenschaftlern aus den USA und Frankreich stellten unabhängig voneinander fest, dass unsere vielfältige Darmflora einen starken Einfluss auf den Erfolg einer Immuntherapie gegen Krebs haben kann. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studien in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Science“.
Vor einer Immuntherapie gegen Krebs sollten keinesfalls Antibiotika eingenommen werden
Das menschliche Mikrobiom beeinflusst entscheidend den Behandlungserfolg von Therapien gegen Krebs. Die Mediziner erklärten, dass es dringlichst zu vermeiden sei, vor einer Krebs-Immuntherapie Antibiotika einzunehmen. Es sollte besser eine Zusatzbehandlung, wie beispielsweise eine sogenannte Fäkaltransplantationen durchgeführt werden. So könne vielen betroffenen Menschen effektiver geholfen werden, erläutern die Wissenschaftler. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchungen könnten in naher Zukunft zu einer verbesserten Immuntherapie führen, mutmaßen die Experten.
Checkpoint-Inhibitor-Therapie bei Melanom wirkt nur bei wenigen Patienten
Eine Immuntherapie gegen Krebs ist schon seit einigen Jahren gut etabliert. Bei der Behandlung vom sogenannten Schwarzen Hautkrebs (Melanom) wird eine Checkpoint-Inhibitor-Therapie inzwischen als Standard verwendet. Bei einer solchen Behandlung wird ein Antikörper dafür genutzt, um dem Immunsystem zu helfen, den Tumor zu erkennen und diesen dauerhaft zu bekämpfen. Die Form der Therapie wirke allerdings nur bei etwa einem Viertel der Patienten mit einem metastasierten Melanom, erläutern die Wissenschaftler vom Anderson Cancer Center der University of Texas in Houston in einer Pressemitteilung.
Mikroorganismen im Mund wirkten sich nicht auf die Behandlung aus
Für ihre Untersuchung analysierten die Experten die Daten von insgesamt 112 Melanom-Patienten, welche Mikrobiome im Mundraum sowie im Darm aufwiesen. Diese hatten an einer sogenannten Checkpoint-Inhibitor-Therapie teilgenommen. Die Mediziner stellten fest, dass Mikroorganismen im Mund keinen Einfluss auf den Behandlungserfolg der Therapie hatten. Wenn bei den Patienten die verordnete Behandlung anschlug, konnte im Darm der Betroffenen eine wesentlich reichhaltigere Flora festgestellt werden. Dies betraf besonders die Bakterien im Darm, welche aus der Gruppe der Ruminococcaceae stammten.
Erfolg der Behandlung wird häufig durch das Mikrobiom beeinflusst
Die französischen Wissenschaftler aus einer Arbeitsgruppe um Laurence Zitvogel vom französischen Gustave Roussy Cancer Center (GRCC) in Villejuif kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. Diese Forscher untersuchten fast 250 Probanden mit Blasenkrebs, nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) und Nierenzellkarzinom (RCC). Auch bei diesen Arten von Krebs fanden die Mediziner heraus, dass der Erfolg der Therapie durch das Mikrobiom beeinflusst wird.
Antibiotika kann Rückfälle bei der Behandlung auslösen
Ein bestimmter Keim mit der Bezeichnung Akkermansia muciniphila, welcher in der Darmschleimhaut der Menschen lebt, hängt mit einem guten Ansprechen auf die Immuntherapie zusammen, erklären die Wissenschaftler. Wenn erkrankte Menschen allerdings Antibiotika einnehmen, entstehen dadurch häufiger Rückfälle bei der Behandlung. Außerdem verstarben die betroffenen Patienten früher.
Ergebnisse wurden an Mäusen überprüft
Bei beiden Untersuchungen wurde außerdem der Effekt der Darmflora auf die Immuntherapie auch an Mäusen untersucht. Dafür wurden Darmkeime von Patienten in bis dahin keimfreie Mäuse verpflanzt, erläutern die Wissenschaftler aus den USA. Wenn diese Labormäuse Mikroorganismen von Patienten erhielten, bei denen eine Therapie gut angeschlagen war, führte dies dazu, dass vorhandene Tumore deutlich langsamer wuchsen.
Akkermansia muciniphila verbessert Erfolg der Behandlung
Die Untersuchung der französischen Experten stellte die gleichen Ergebnisse fest. Wenn der Keim Akkermansia muciniphila an Mäuse verabreicht wurde, welche normalerweise nicht auf eine Krebstherapie reagierten, so verbesserte sich die Wahrscheinlichkeit auf einen Behandlungserfolg. Scheinbar kann solch ein Darm-Mikrobiom das Ergebnis einer Checkpoint-Inhibitor-Therapie bei Mäusen und Patienten deutlich verbessern, erklären die Forscher.
Weitere Forschung ist nötig
Die Experten aus den USA wollen jetzt eine neue Studie einleiten und überprüfen, ob und wie eine Manipulation der Darmflora zu einer verbesserten Immuntherapie führen könnte. Das Mikrobiom kann relativ leicht manipuliert werden. Die Resultate der Studien könnten deshalb großartige Möglichkeiten zur weiteren Behandlung eröffnen, sagen die Forscher. (as)
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