Diabetes durch spezielle Bakterien im Darm?
Bestimmte Bakterien der Darmflora haben erhebliche Auswirkungen auf das Risiko für Diabetes. Dabei scheint eine Art von Bakterien die Entwicklung von Typ-2-Diabetes zu begünstigen, während eine andere Art vor der Erkrankung schützt.
In einer Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Virginia wurden Zusammenhänge zwischen Butyrat-produzierenden mikrobiellen Einheiten und der Insulinhomöostase analysiert. Die Ergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachblatt „Diabetes“ veröffentlicht.
Daten der MILES-Studie ausgewertet
Bereits seit dem Jahr 2018 wurden im Rahmen der sogenannten MILES-Studie Daten von Menschen im Alter zwischen 40 und 80 Jahren erfasst. Die aktuelle Untersuchung basiert auf den Daten von 352 Teilnehmenden der Studie, die anfangs nicht unter Diabetes litten.
Alle Teilnehmenden wurden im Rahmen der MILES-Studie dreimal in einer Klinik untersucht und vor jedem Besuch sollte jeweils eine Stuhlprobe abgegeben werden. Um das Mikrobiom der Teilnehmenden zu bestimmen, wurde eine genetische Sequenzierung der Stuhlproben durchgeführt.
So konnte das Team speziell nach Bakterien suchen, welche in früheren Untersuchungen bereits mit Insulinresistenz in Verbindung gebracht wurden.
Fähigkeit zur Verarbeitung von Glukose ermittelt
Alle Teilnehmenden beantworteten außerdem einen Fragebögen zu ihrer Ernährung und zusätzlich wurde bei ihnen ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt.
Anhand der Ergebnisse des oralen Glukosetoleranztests konnten die Forschenden 28 Personen identifizieren, welche die Kriterien für Diabetes erfüllten. Zusätzlich fand das Team heraus, dass 135 Teilnehmende von Prädiabetes betroffen waren.
Welche Rolle spielten Butyrat-produzierende Bakterien?
Als nächstes untersuchten die Forschenden Zusammenhänge zwischen 36 Butyrat-produzierenden Bakterien, welche in den Stuhlproben vorkamen, und der Fähigkeit der Teilnehmenden, einen normalen Insulinspiegel zu halten.
Dabei stellte sich laut dem Team heraus, dass Bakterien der Gattung Coprococcus und damit verwandte Bakterien, ein Netzwerk mit positiven Auswirkungen auf die Insulinempfindlichkeit bilden, das vor Diabetes schützen könnte.
Dagegen wurde das Bakterium Flavonifractor, welches ebenfalls Butyrat produziert, mit Insulinresistenz in Verbindung gebracht, die als Hauptursache für Typ-2-Diabetes gilt. Zudem seien in früheren Studien bei Menschen mit Diabetes bereits höhere Mengen von Flavonifractor im Stuhl identifiziert worden, berichten die Forschenden.
Darmflora zur Senkung des Diabetes-Risikos nutzen?
Laut Studienautor Dr. Mark Goodarzi ist es anhand der Ergebnisse allerdings noch nicht möglich, Menschen dahingehend zu beraten, wie sie ihre Darmflora zur Reduzierung des Diabetes-Risikos verändern können.
„Wir brauchen mehr Forschung, um die spezifischen Bakterien zu identifizieren, die wir modulieren müssen, um Diabetes zu verhindern oder zu behandeln, aber das wird kommen, wahrscheinlich in den nächsten fünf bis zehn Jahren“, so Dr. Goodarzi in einer Pressemitteilung.
Die bisherige Forschung deutet darauf hin, dass das Bakterium Coprococcus bei Menschen tendenziell mit einer höheren Insulinempfindlichkeit verbunden ist, während Menschen mit einem höheren Gehalt des Bakteriums Flavonifractor tendenziell eine geringere Insulinempfindlichkeit aufweisen.
Somit könnte eine Art der Darmbakterien eher vor Typ-2-Diabetes schützen, während eine andere Art eher die Entwicklung der Erkrankung begünstigt (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jinrui Cui, Gautam Ramesh, Martin Wu, Elizabeth T. Jensen, Osa Crago, et al.: Butyrate-Producing Bacteria and Insulin Homeostasis: The Microbiome and Insulin Longitudinal Evaluation Study (MILES); in: Diabetes (veröffentlicht 12.08.2022), Diabetes
- Cedars-Sinai Medical Center: Gut bacteria may play a role in diabetes (veröffentlicht 04.01.2023), Cedars-Sinai Medical Center
Wichtiger Hinweis:
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