Pilze im Darm: Nützlinge oder Krankheitserreger?
Die Zusammensetzung der Darmflora spielt eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit. In Studien der letzte Jahre standen vor allem Darmbakterien und deren Stoffwechselprodukte im Fokus. Doch auch Pilze sind natürliche Bewohner des Darms, deren Rolle allerdings wesentlich weniger klar ist. Auf einer Tagung tauschten Expertinnen und Experten nun den aktuellen Wissensstand aus.
60 Pilzexpertinnen und -experten trafen sich an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zu einer Tagung, um den aktuellen Wissensstand zu Pilzen im Darmmikrobiom zusammenzutragen. Bislang wurden Pilze eher als Krankheitserreger betrachtet. Ihre Aufgaben beim Erhalt einer gesunden Darmflora sind wenig erforscht.
Pilze sind natürliche Bewohner unseres Darms
Pilze besiedeln neben Bakterien und anderen Mikroorganismen unseren Darm. Alle Organismen zusammen bilden das sogenannte Darmmikrobiom, oft auch als Darmflora bezeichnet. Den Darmbakterien wurde dabei in der Forschung viel Aufmerksamkeit gewidmet, doch wird nach und nach deutlich, dass Pilze ebenfalls wesentlich zu der Aufrechterhaltung eines gesunden Darmökosystems beitragen.
Pilze verwerten komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe
Denn Pilze besitzen beispielsweise die Fähigkeit, komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe aufzuspalten, die ansonsten kaum verdaulich wären. Sie produzieren wichtige Enzyme wie Cellulasen, Hemicellulasen und Ligninasen, die diese Aufspaltung ermöglichen. Komplexe Moleküle werden so in kurzkettige Verbindungen umgewandelt, die der Körper besser verarbeiten kann.
Verschiedene Mikroorganismen bilden ein Gleichgewicht
Auch gibt es Hinweise auf Wechselwirkungen zwischen Pilzen, Bakterien und Viren im Darm. Die Populationen befinden sich in einem Gleichgewicht und sorgen dafür, dass kein Mikroorganismus überhandnimmt. So wird beispielsweise das Wachstum schädlicher Bakterien gehemmt.
Pilze können auch zu Krankheitserregern werden
Doch Pilze können genau wie Bakterien auch zu Krankheitserregern werden, wenn sie sich unverhältnismäßig stark ausbreiten. In der Medizin wird dann von einer Dysbiose oder einem Ungleichgewicht gesprochen. Der bekannteste Darmpilz in diesem Zusammenhang ist wohl Candida albicans, der bei Wucherung zahlreiche Beschwerden auslösen kann.
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Interagieren Pilze im Darm mit dem Immunsystem?
„Wir wollen uns beispielsweise damit beschäftigen, wie Pilze mit dem Immunsystem des Wirts interagieren“, erläutert Professorin Eva Stukenbrock, die zusammen mit Professor Thomas Bosch die Tagung organisiert hat. Ihr zufolge gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass sich die Vielfalt und die Rolle der Pilze verändert, wenn der Wirtsorganismus erkrankt ist.
„Mit unserer Tagung wollen wir uns auf den aktuellen Forschungsstand fokussieren und uns zum Beispiel mit der Vielfalt der Pilze innerhalb des Mikrobioms auseinandersetzen und hinterfragen, wie sich diese Vielfalt am besten charakterisieren lässt“, resümiert Stukenbrock. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Christian-Albrechts-Universität zu Kiel: Pilze und ihre Beteiligung am Mikrobiom (veröffentlicht: 01.03.2023), uni-kiel.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.