Wie Antibiotika das Risiko für Pilzinfektionen erhöhen
Die Einnahme von Antibiotika stört das Immunsystem des Darms und begünstigt so die Entstehung von Pilzinfektionen. Diese können durchaus ernste gesundheitliche Komplikation hervorrufen und sogar lebensbedrohliche Folgen haben, insbesondere, wenn sie in Krankenhäusern auftreten, wo Antibiotika häufig eingesetzt werden.
In einer Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Birmingham und dem National Institutes of Health (USA) wurde untersucht, wie Antibiotika das Risiko für die Entstehung der sogenannten invasiven Candidose, einer häufig vorkommenden nosokomialen Pilzinfektion, begünstigen. Die Ergebnisse wurden in dem Fachblatt „Cell Host and Microbe“ veröffentlicht.
Pilzinfektionen treten häufig in Krankenhäusern auf
Laut den Forschenden erkranken Menschen, denen im Krankenhaus Antibiotika zur Vorbeugung bakterieller Infektionen verschrieben werden, häufig an einer Pilzinfektion. So ist auch die invasiven Candidose eine häufige Komplikation in Kliniken.
Ein Problem mit den Pilzinfektionen ist zudem, dass diese oft schwieriger zu behandeln sind als bakterielle Infektionen. Die Infektionen können für die Betroffenen daher durchaus lebensbedrohlich werden.
Mäuse wurden mit Candida albicans infiziert
Warum Antibiotika schwere Pilzinfektionen begünstigen, blieb bisher weitgehend unklar. Die neue Studie sollte hier ein besseres Verständnis ermöglichen.
Die Forschenden nutzten dafür Mäuse, die mit einem sogenannten Breitband-Antibiotika-Cocktail behandelt und danach mit Candida albicans infiziert wurden – der Pilz, der beim Menschen am häufigsten eine invasive Candidiasis verursacht.
Erhöhte Sterblichkeitsrate aufgrund von Infektion im Darm
Es zeigte sich, dass die mit dem Pilz infizierten Tiere eine erhöhte Sterblichkeitsrate aufwiesen, allerdings wurde diese durch eine Infektion im Darm ausgelöst und nicht etwa durch Infektionen der Nieren oder anderer Organe.
Das Team untersuchte auch, welche Teile des Immunsystems im Darm nach der Behandlung mit Antibiotika angegriffen waren und diese Schwächen wurden in weiteren Versuchen durch den Einsatz von immunstärkenden Medikamenten wieder behoben.
Schwere der Pilzinfektion reduziert
Die dabei verwendeten Arzneimittel ähnelten immunstärkenden Medikamenten, die auch beim Menschen eingesetzt werden. Durch die medikamentöse Manipulation des Immunsystems konnte die Schwere der Pilzinfektion reduziert werden, berichten die Fachleute.
Des Weiteren analysierten die Forschenden verschiedene Krankenhausunterlagen. Aus diesen ging hervor, dass Pilzinfektionen und weitere Koinfektionen auch beim Menschen nach einer Antibiotikabehandlung auftreten können.
Antibiotika stören Immunsystem des Darms erheblich
Zusammenfassend lässt sich laut den Forschenden festhalten, dass Antibiotika offenbar das Immunsystem im Darm stören. Dies führt dazu, dass Pilzinfektionen schlechter unter Kontrolle gehalten werden können.
Zusätzlich überwinden dort, wo sich Pilzinfektion ausbreiten, vermehrt Darmbakterien die Darmbarriere, was mit einem erhöhten Risiko einer bakteriellen Koinfektion verbunden ist, so das Team.
Die neue Forschungsarbeit zeige, welche Auswirkungen Antibiotika auf den menschlichen Körper und die Bekämpfung von Infektionen und Krankheiten haben können. Außerdem sei das Potenzial von immunstärkenden Medikamenten zur Bekämpfung dieses Problems deutlich geworden.
Besserer Umgang mit Antibiotika nötig
Die durch Antibiotika ausgelöste Störung des menschlichen Immunsystems des Darms unterstreiche auch die Bedeutung eines sorgfältigen Umgangs mit den bisher verfügbaren Antibiotika.
„Wir wussten, dass Antibiotika Pilzinfektionen verschlimmern, aber die Entdeckung, dass sich durch diese Wechselwirkungen im Darm auch bakterielle Co-Infektionen entwickeln können, war überraschend”, berichtet Studienautorin Dr. Rebecca Drummond in einer Pressemitteilung.
Diese Faktoren können sich zu einer komplizierten klinischen Situation summieren, so die Expertin weiter. Wenn die zugrunde liegenden Ursachen verstanden werden, könne dies auch die Behandlung verbessern.
„Diese Ergebnisse zeigen die möglichen Folgen des Einsatzes von Antibiotika bei Patienten, bei denen ein Risiko für Pilzinfektionen besteht“, betont Dr. Drummond. Es sei ratsam, die Verschreibung von Antibiotika einzuschränken, denn dies könne auch die Anzahl der Menschen reduzieren, welche durch Antibiotika bedingte Infektionen schwer erkranken.
Gleichzeitig würde ein verantwortungsvollerer Umgang mit den Medikamenten auch helfen, dem weitverbreiteten Problem der zunehmenden Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken, so die Studienautorin. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rebecca A. Drummond, Jigar V. Desai, Emily E. Ricotta, Muthulekha Swamydas, Clay Deming, et al.: Long-term antibiotic exposure promotes mortality after systemic fungal infection by driving lymphocyte dysfunction and systemic escape of commensal bacteria; in: Cell Host and Microbe (veröffentlicht 13.05.2022), Cell Host and Microbe
- University of Birmingham: Antibiotics can lead to fungal infection because of disruption to the gut’s immune system (veröffentlicht 13.05.2022), University of Birmingham
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.