Welche Rolle spielt die Gesundheit des Darms bei Alzheimer?
Jetzt wurde ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Darmerkrankungen und Alzheimer identifiziert. Dies deutete darauf hin, welch eine wichtige Rolle die Darmgesundheit bei der Entstehung von Alzheimer spielt. Die neuen Erkenntnisse könnten zu einer früheren Diagnose von Alzheimer und neuen Arten der Behandlung führen.
In einer neuen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten der Edith Cowan University (ECU) wurden erstmals mehrere genomweite Assoziationsstudien mit zusammenfassenden Statistiken analysiert, um die Beziehung zwischen Alzheimer und Darmerkrankungen zu bewerten. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Communications Biology“ veröffentlicht.
Genetische Daten wurden ausgewertet
Die Fachleute werteten für ihre aktuelle Forschungsarbeit umfangreiche genetische Daten zu Alzheimer und verschiedenen Darmerkrankungen aus, welche aus verschiedenen Untersuchungen stammten, die jeweils etwa 400.000 Teilnehmende umfassten.
In der Vergangenheit gab es bereits Untersuchungen, welche einen Zusammenhang zwischen Alzheimer und Störungen des Magen-Darm-Trakts nahegelegt haben. Allerdings waren dabei die Faktoren unklar, welche diesen Zusammenhang verursachen, so das Team.
Die aktuelle Forschungsarbeit ist laut Studienautor Dr. Emmanuel Adewuyi die erste umfassende Bewertung der genetischen Beziehung zwischen Alzheimer und verschiedenen Störungen des Darms. Die Ergebnisse liefern neue Einblicke in diese Zusammenhänge, indem eine genetische Verbindung zwischen Alzheimer und mehreren Darmstörungen bestätigt wird.
„Die Studie bietet einen neuen Einblick in die Genetik hinter dem beobachteten gemeinsamen Auftreten von Alzheimer und Darmstörungen“, berichtet Dr. Adewuyi in einer Pressemitteilung. Die Forschenden stellten fest, dass Menschen mit Alzheimer und Darmstörungen gemeinsame Gene aufweisen.
Neue Ziele zur Behandlung von Alzheimer identifiziert?
„Dies verbessert unser Verständnis der Ursachen dieser Erkrankungen und identifiziert neue Ziele, die untersucht werden können, um die Krankheit möglicherweise früher zu erkennen und neue Behandlungen für beide Arten von Erkrankungen zu entwickeln“, fügt der Mediziner hinzu.
Laut Studienautor Professor Simon Laws lässt die neue Studie zwar nicht den Schluss zu, dass Darmerkrankungen Alzheimer verursachen oder umgekehrt. Dennoch seien die Ergebnisse von großem Wert.
„Diese Ergebnisse liefern weitere Belege für das Konzept der Darm-Gehirn-Achse, einer wechselseitigen Verbindung zwischen den kognitiven und emotionalen Zentren des Gehirns und der Funktion des Darms“, erläutert Professor Laws.
Welche Rolle spielt Cholesterin?
Bei der Analyse der gemeinsamen Genetik identifizierten die Forschenden weitere wichtige Verbindungen zwischen Alzheimer und Darmstörungen, darunter auch die Rolle, die Cholesterin spielen könnte. Abnormale Cholesterinwerte stellen ein Risiko für Alzheimer und für Darmstörungen dar, betont Dr. Adewuyi.
„Die Betrachtung der gemeinsamen genetischen und biologischen Merkmale von Alzheimer und diesen Darmerkrankungen deutet auf eine starke Rolle des Fettstoffwechsels, des Immunsystems und cholesterinsenkender Medikamente hin“, fügt der Mediziner hinzu.
Gefahren für Gehirn durch hohen Cholesterinspiegel
Auch wenn die gemeinsamen Mechanismen der beiden Erkrankungen noch weiter untersucht werden müssen, gibt es laut Dr. Adewuyi einige Hinweise darauf, dass ein hoher Cholesterinspiegel in das zentrale Nervensystem übertragen werden kann. Dies führe dann zu einem abnormen Cholesterinstoffwechsel im Gehirn.
Es gebe Hinweise darauf, dass abnorme Blutfette durch Darmbakterien (H. pylori) verursacht oder verschlimmert werden können, was die mögliche Rolle von abnormen Lipiden bei Alzheimer und Darmstörungen unterstütze.
Beispielsweise wurde ein erhöhter Cholesterinspiegel im Gehirn bereits mit Hirndegeneration und nachfolgenden kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht, erläutern die Forschenden.
Statine zur Behandlung von Alzheimer
Der festgestellte Zusammenhang zwischen Cholesterin und Alzheimer könnte sich in Zukunft als entscheidend für die Behandlung von Alzheimer erweisen, mutmaßt das Team. Denn die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass cholesterinsenkende Medikamente (Statine) bei der Behandlung von Alzheimer und Darmerkrankungen von therapeutischem Nutzen sein könnten.
„Es gibt Hinweise darauf, dass Statine entzündungshemmende Eigenschaften haben, die Immunität modulieren und den Darm schützen“, berichtet Dr. Adewuyi. Trotzdem seien weitere Untersuchungen nötig und die Teilnehmenden müssten individuell untersucht werden, um zu beurteilen, ob sie von der Einnahme von Statinen profitieren.
Insgesamt bestätige die Studie erneut, dass die Ernährung eine wichtige Rolle bei der Behandlung und Vorbeugung von Alzheimer und Darmstörungen spielen könnte. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Emmanuel O. Adewuyi, Eleanor K. O’Brien, Dale R. Nyholt, Tenielle Porter, Simon M. Laws: A large-scale genome-wide cross-trait analysis reveals shared genetic architecture between Alzheimer’s disease and gastrointestinal tract disorders; in: Communications Biology (veröffentlicht 18.07.2022), Communications Biology
- Edith Cowan University: Alzheimer’s breakthrough: Genetic link to gut disorders confirmed (veröffentlicht 18.07.2022), ECU
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.