Bei der Behandlung von Darmkrebs könnte Aspirin möglicherweise einen relevanten Beitrag leisten. Unter bestimmten Voraussetzungen erzielt das Medikament eine deutliche krebshemmende Wirkung.
Ein Forschungsteam der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat die zugrundeliegenden Mechanismen der Wirkung von Aspirin beziehungsweise Acetylsalicylsäure gegen Darmkrebs untersucht. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „Cell Death & Disease“ veröffentlicht.
Vielversprechende Wirkung gegen Darmkrebs
In früheren Untersuchungen hat sich Aspirin beziehungsweise Acetylsalicylsäure bereits als vielversprechender Wirkstoff zur Prävention von Darmkrebs erwiesen, berichten die Forschenden. So habe beispielsweise eine Studie gezeigt, dass durch die jahrelange Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin das Risiko für Darmkrebs bei Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sank.
Auch gebe es Hinweise, dass Aspirin das Fortschreiten von Darmkrebs hemmen kann. Doch seien die molekularen Mechanismen, die diesen Effekten zugrunde liegen, bisher nicht vollständig erforscht.
Produktion krebshemmender Moleküle
In der neuen Studie hat das Team um Professor Heiko Hermeking von der LMU nun nachgewiesen, dass Aspirin die Produktion zweier Tumor-hemmender Mikro-RNA-Moleküle (miRNAs) induziert, die als miR-34a- und miR-34b/c bezeichnet werden.
Weiterhin aktivierte Acetylsalicylsäure die sogenannte AMP-abhängige Kinase (AMPK), wodurch der Transkriptionsfaktor NRF2 aktiviert wurde, in den Zellkern wanderte und dort die miR-34a/b/c-Expression initiierte, erläutern die Forschenden. Damit diese Aktivierung gelingt, unterdrücke Aspirin zudem das Onkogen-Produkt c-MYC, welches ansonsten NRF2 hemme.
Darüber hinaus sei deutlich geworden, dass für die krebshemmende Wirkung von Aspirin die miR-34 Gene entscheidend sind. Denn bei miR-34-defizienten Krebszellen konnte Aspirin die Wanderung, Invasion und Metastasierung nicht verhindern, so das Forschungsteam.
Therapeutische Option bei Darmkrebs
Auch konnten die Fachleute nachweisen, dass die Aktivierung der miR-34-Gene durch Aspirin unabhängig von dem p53-Signalweg erfolgt. „Das ist wichtig, weil das p53-kodiernde Gen, das am häufigsten inaktivierte Tumorsuppressorgen bei Darmkrebs ist“, betont Professor Hermeking.
Der p53-Signalweg werde auch bei vielen anderen Krebserkrankungen durch Mutationen oder Viren inaktiviert und Aspirin könnte zukünftig in solchen Fällen therapeutisch eingesetzt werden, um miR-34a und miR-34b/c in Tumoren zu aktivieren, die p53 verloren haben, resümiert das Forschungsteam. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Darmkrebs: Aspirin aktiviert schützende Gene (veröffentlicht 30.10.2023), lmu.de
- Chunfeng Liu, Matjaz Rokavec, Zekai Huang & Heiko Hermeking: Salicylate induces AMPK and inhibits c-MYC to activate a NRF2/ARE/miR-34a/b/c cascade resulting in suppression of colorectal cancer metastasis; in: Cell Death & Disease (veröffentlicht 28.10.2023), nature.com
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