Neue Studie: Darmkrebsrisiko in Deutschland deutlich gesunken
Darmkrebs ist in Deutschland der zweithäufigste bösartige Tumor bei Männern und Frauen. Über 25.000 Bundesbürger sterben jedes Jahr daran. Eine neue Studie zeigte nun, dass durch die Früherkennung, bei der Krebsvorstufen entdeckt werden, die Zahl der Neuerkrankungen deutlich reduziert wurde.
Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten
Darmkrebs gehört hierzulande zu den drei häufigsten Krebsarten. Fast ein Fünftel der Betroffenen haben eine familiäre Vorbelastung. Auch Menschen, die an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa sowie Morbus Crohn leiden, haben ein erhöhtes Risiko. Außerdem zählen Bewegungsmangel, Rauchen, Alkoholkonsum und Fehlernährung, wie eine sehr fett- und fleischreiche Kost, zu den Faktoren, die das Darmkrebsrisiko erhöhen. Dazu gibt es jeweils auch wissenschaftliche Untersuchungen. So zeigte eine Studie aus den USA, dass Vegetarier seltener an Darmkrebs erkranken. Gesundheitsexperten zufolge ist dieser Krebs bei einer frühzeitigen Diagnose oft heilbar: Die Früherkennung kann Leben retten. Das zeigt auch eine neue Studie deutscher Forscher.
Neuerkrankungen und Sterblichkeit sanken deutlich
Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) anlässlich des Darmkrebsmonats März in einer Pressemitteilung berichtet, wurde die Vorsorge-Koloskopie 2002 in das gesetzliche Krebsfrüherkennungs-Programm in Deutschland aufgenommen. DKFZ-Wissenschaftler berechneten nun, dass die altersstandardisierte Darmkrebs-Neuerkrankungsrate in Deutschland zwischen 2003 und 2012 um rund 14 Prozent sank. Am stärksten zeigte sich dieser Rückgang in den Altersgruppen ab 55 Jahren, in denen die Untersuchung angeboten wird. Die altersstandardisierte Darmkrebs-Sterblichkeit sank den Angaben zufolge um fast 21 Prozent bei Männern und sogar um über 26 Prozent bei Frauen. Schon frühere Untersuchungen zeigten, dass Früherkennung bei Darmkrebs besonders effektiv ist.
Krebsvorstufen können bei Untersuchung entfernt werden
Die Darmspiegelung ist Früherkennung und zugleich echte „Krebsvorsorge“; da eventuell entdeckte Krebsvorstufen direkt bei der Untersuchung sofort entfernt werden können. Die „Vorsorge-Koloskopie“, wie die Untersuchung in der Fachsprache heißt, wurde im Oktober 2002 für Versicherte ab 55 Jahren in das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm in Deutschland aufgenommen. Zwischen 2003 und 2012 nahmen rund 20-30 Prozent der Anspruchsberechtigten dieses Angebot wahr. Hermann Brenner und seine Kollegen im DKFZ haben gemeinsam mit Wissenschaftlern vom Krebsregister Saarland und der Universität Lübeck untersucht, ob und in welchem Umfang die Vorsorge-Koloskopie bereits zehn Jahre nach ihrer Einführung Wirkung zeigt.
Darmkrebs entwickelt sich meist langsam über Jahre hinweg
Weil sich Darmkrebs in den meisten Fällen sehr langsam über viele Jahre entwickelt, wird der volle Effekt der Präventionsmaßnahme erst längerfristig zum Tragen kommen. Allerdings sank die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate schon zwischen 2003 und 2012 um 13,8 Prozent bei Männern und um 14,3 Prozent bei Frauen. Die altersstandardisierte Darmkrebs-Sterblichkeit sank um 20,8 Prozent bei Männern und sogar um 26,5 Prozent bei Frauen. Der starke Rückgang an neu diagnostizierten Darmkrebs-Fällen betraf selektiv die Altersgruppen ab 55 Jahren. Den Angaben zufolge war die Neuerkrankungsrate zuvor über mehrere Jahrzehnte angestiegen, erst im Untersuchungszeitraum kam es zur Trendumkehr. In den Altersgruppen unter 55 Jahren, denen die Vorsorge-Untersuchung nicht angeboten wird, war dagegen kein vergleichbarer Rückgang der Neuerkrankungen zu beobachten.
Todesfälle durch Darmspiegelung vermeiden
Die Experten gehen auf der Basis von Erfahrungswerten aus den USA davon aus, dass sich der positive Trend auch in Deutschland weiter fortsetzt und sogar noch verstärkt. „Bei der Koloskopie werden viele Tumoren in einem frühen Stadium mit guten Heilungschancen entdeckt, deshalb geht die Sterblichkeit sogar noch stärker zurück als die Neuerkrankungsrate“, erläuterte der Epidemiologe Michael Hoffmeister vom DKFZ. Und Studienleiter Hermann Brenner fügte an: „Heute gibt es in Deutschland jedes Jahr mehr als 60.000 Darmkrebs-Neuerkrankungen und mehr als 25.000 Darmkrebs-Todesfälle. Die meisten dieser Fälle könnten durch eine Darmspiegelung vermieden werden – das ist das beste Argument dafür, dieses effektive Vorsorgeangebot zu nutzen!“. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.