Zunahme von Darmkrebs bei jüngeren Menschen
In den letzten Jahrzehnten war in den USA ein starker Anstieg der Darmkrebserkrankungen bei Menschen im Alter von 20 bis 49 Jahren zu verzeichnen. Der Chirurg Dr. David Liska von der Cleveland Clinic erläutert, woran dieser Anstieg liegen könnte und wie das Risiko für Darmkrebs reduziert werden kann.
Darmkrebs betrifft nicht nur alte Menschen
In den letzten zwei Jahrzehnten haben laut Dr. Liska in den USA die Inzidenz und Mortalität bei Darmkrebs unter jüngeren Erwachsenen im Alter von 20 bis 49 Jahren deutlich zugenommen und es wird erwartet, dass dieser Anstieg auch in den nächsten zwei Jahrzehnten anhalten wird. „Von allen neuen Darmkrebserkrankungen bei jungen Patienten werden die meisten im Alter zwischen 45 und 49 Jahren gefunden“, so Dr. Liska.
Darmkrebs durch Fettleibigkeit und Ernährung?
Insgesamt seien die Darmkrebsraten eher gesunken, weshalb sich die Frage stellt, warum die Fälle von Darmkrebserkrankungen bei jüngeren Erwachsenen ansteigen. Es gebe keine eindeutigen Daten, welche diesen Anstieg erklären, insbesondere bei sehr jungen erwachsenen Personen. Steigende Raten von Fettleibigkeit und Ernährungstrends könnten allerdings erklärende Faktoren sein.
„Wir wissen, dass bestimmte Ernährung und Umwelteinflüsse das Risiko für Darmkrebs bei älteren Erwachsenen erhöhen können. Dies kann auch bei jüngeren Menschen eine Rolle spielen, da sich unsere Ernährungsgewohnheiten von Generation zu Generation ständig ändern und weiterentwickeln“, berichtet Dr. Liska weiter.
Darmkrebsprävention ist notwendig
Was kann unternommen werden, um sich vor einer Erkrankung mit Darmkrebs zu schützen? Hierzu nennt der Experte einige Punkte, welche unbedingt beachtet werden sollten, um Darmkrebs zu vermeiden.
Darmveränderungen nicht ignorieren
„Wir sehen eine Reihe von jungen Patienten, die anfangs vielleicht Symptome ignoriert haben oder denen gesagt wurde, sie seien zu jung, um Darmkrebs zu haben. Viele der fortgeschrittenen Fälle von Darmkrebs, die wir sehen, sind bei jungen Menschen, die aus diesem Grund fehldiagnostiziert wurden oder eine verzögerte Diagnose bekamen“, so Dr. Liska.
Rektale Blutungen ärztlich abklären
Nicht jede Person mit Darmkrebs hat die gleichen Symptome, aber jede Art von Darmveränderungen, welche von rektalen Blutungen begleitet wird, bedarf einer ärztlichen Untersuchung, erläutert Dr. Liska. Diese sollten nicht einfach als Hämorrhoiden abgetan werden. Solche Darmveränderungen umfassen beispielsweise, Anämie (eine niedrige Anzahl roter Blutkörperchen), mit dem Stuhlgang vermischtes Blut und Bauchschmerzen oder andere Symptome einer Verstopfung.
Risiko für Darmkrebs in Familie berücksichtigen
In frühen Stadien des Darmkrebses, in denen die Erkrankung leichter zu behandeln ist, weisen die betroffenen Personen oft keinerlei Symptome auf. Daher sei es wichtig, dass Menschen mit einem höheren Risiko für Darmkrebs frühzeitig erkannt werden. Bei jüngeren Menschen mit einem erhöhten Risiko seien frühzeitige Vorsorgeuntersuchung angebracht. Fachleute und Online-Tools können bei der Risikobewertung von Darmkrebs helfen.
„Ich ermutige Patienten jeden Alters, ihre Familiengeschichte zu kennen. Es ist extrem wichtig, dass jeder weiß, ob ein naher Verwandter jemals wegen Darmkrebs oder fortgeschrittenen Darmpolypen behandelt wurde”, berichtet Dr. Liska.
Ärztliches Vertrauensverhältnis aufbauen
Menschen sollten ihre Gesundheit generell ernst nehmen, selbst wenn sie noch sie noch jung sind. Dazu gehöre beispielsweise auch, dass ein gutes Vertrauensverhältnis zur Hausärztin bzw. zum Hausarzt aufgebaut werden sollte, um mögliche Probleme und ungewöhnliche Symptome zu besprechen und sich gegebenenfalls auf Darmkrebs untersuchen zu lassen.
„Es ist auch wichtig zu beachten, dass es einen Unterschied zwischen einer Routine-Screening-Koloskopie für Menschen ohne Symptome und einer diagnostischen Koloskopie zur Beurteilung von Symptomen gibt. Menschen mit Symptomen können in jedem Alter für eine diagnostische Koloskopie geeignet sein“, erklärt der Chirurg.
Screening-Möglichkeiten werden in Zukunft zunehmen
„Andere Screening-Möglichkeiten, wie hochempfindliche DNA-Tests auf Stuhlbasis für Darmkrebs, werden ebenfalls immer effektiver und werden in Zukunft verstärkt eingesetzt werden”, fügt der Experte der Cleveland Clinic in einer Pressemitteilung hinzu.
Rolle von Ernährung und Sport bei Darmkrebs
Frisches Obst und Gemüse und andere ballaststoffreiche Lebensmittel sowie regelmäßige Bewegung helfen, dass der Dickdarm gesund bleibt. Es gebe auch für Fachleute noch viel zu darüber zu lernen, wie genau der Lebensstil das Darmrisiko beeinflusst.
Der Experte rät jungen Erwachsenen den Konsum von rotem Fleisch und übermäßig verarbeiteten Lebensmitteln zu reduzieren. Außerdem sollte zur Vorbeugung von Darmkrebs unbedingt mit dem Rauchen aufgehört werden, fügt der Dr. David Liska hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Age 45+? Here Are Tips to Help You Avoid Colon Cancer (veröffentlicht 16.07.2021), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.