Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, weist ein deutlich niedrigeres Risiko für Darmkrebs auf
20.03.2015
Laut einer aktuellen Studie aus den USA haben Vegetarier ein geringeres Darmkrebsrisiko als Menschen, die Fleisch essen. Die Ernährungsweise ist die beste Prophylaxe, meint auch die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK). Ernährung ist Schwerpunkt auf dem 17. Patienten-Arzt-Kongress der GfBK im Mai.
Wissenschaftler der Loma Linda University in Kalifornien analysierten über durchschnittlich 7,5 Jahre die Daten von mehr als 77.000 Erwachsenen aus den USA und Kanada. Knapp die Hälfte der Teilnehmer ernährte sich vegetarisch. Bei den Vegetariern zählten die Forscher 22 Prozent weniger Krebsfälle als bei Fleisch essenden Menschen. Ein noch geringeres Risiko hatten Personen, die fleischlos aßen, jedoch mindestens einmal monatlich Fisch verspeisten. Ihr Krebsrisiko lag um 43 Prozent niedriger als bei Fleischessern.
Darmkrebs wird mehr als andere Tumorerkrankungen durch eine falsche Kost gefördert. „Deshalb ist eine gute Ernährung die beste Vorsorge”, sagt Dr. med. György Irmey, Ärztlicher Direktor der GfBK. „Das heißt, ausreichend Ballaststoffe zu sich zu nehmen, auf eine gesunde Darmflora zu achten und eine Ernährungsweise zu vermeiden, die das Krebsrisiko erhöht.”
Als krebsfördernd gelten zu viel Fett, tierisches Eiweiß (Fleischwaren) und Zucker. Fett und Fleisch brauchen für die Verdauung viel Gallensäure. Ein Teil der Gallensäure wird dabei im Darm in eine „sekundäre” Form umgewandelt, die Krebs auslösen kann. Dieser Prozess kann durch Phytohormone aus Sojaprodukten, Getreide oder Kohl sowie Ballaststoffe gestoppt werden. Ballaststoffe sind Nahrungsbestandteile, meist Polysaccharide, die der Körper nicht vollständig verwerten kann. Sie kommen vorwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln vor wie Getreide, Obst, Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten.
Ballaststoffe verkürzen zudem die sogenannte Passagezeit des Speisebreis durch den Darm. Schädliche Substanzen wie z. B. die sekundären Gallensäuren haben deshalb kürzer Kontakt mit der Darmschleimhaut, erklären Fachleute die Wirkung der Ballaststoffe. Die GfBK empfiehlt außerdem, auf eine ausreichende Versorgung von Selen, Magnesium, Kalzium und Vitamin D und zu achten.
Patienten-Arzt-Kongress
„Ernährung, Stoffwechsel und Nahrungsergänzung” ist ein Schwerpunkt des 17. Patienten-Arzt-Kongresses der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK) am 9. und 10. Mai 2015 in Heidelberg. Der Kongress zählt europaweit zu den größten Veranstaltungen der ganzheitlichen Krebstherapie.
Prof. Dr. med. Jörg Spitz, Vorstandsmitglied der GfBK referiert über den aktuellen Stand der Forschung von Vitamin D bei Krebserkrankungen. Über den aktuellen Stand des Einsatzes sekundärer Pflanzenstoffe in der komplementären Onkologie spricht Dr. med. Friedrich Migeod, Chefarzt der der BioMed-Klinik in Bad Bergzabern.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es 60-100000 dieser Inhaltsstoffe der Nahrung gibt, nur ein Bruchteil wurde analysiert. Populär ist z. B. Granatapfel, der das Wachstum unterschiedlicher Tumorzelllinien hemmt. Insbesondere beim Prostatakarzinom verlangsamt die Gabe von Granatapfelextrakt den Anstieg des Tumormarkers PSA. Über die Bedeutung von Kurkuma in der Tumorprävention spricht Dr. Elke Schulz. Curcumin, der Inhaltsstoff des Gewürzes Kurkuma, wirkt antioxidativ und entzündungshemmend.
Vorsicht vor Krebsdiäten
Drei von vier Krebskranken ändern nach der Diagnose einer Tumorerkrankung spontan ihre Ernährung, das ergab eine Umfrage der GfBK. Viele Patienten fragen sich, ob eine spezielle Diät gegen Krebs hilft. Claus Witteczek, ärztlicher Berater der GfBK, beleuchtet auf dem Kongress sogenannte „Krebsdiäten” wie z. B. nach Breuss, Budwig, Coy, Gerson. „Alle beruhen auf einer mehr oder weniger starken Kalorienreduktion, einseitigen Ernährungsvorgaben, teilweise unsinnigen Einschränkungen bzw. Empfehlungen”, so Witteczek. Die GfBK hält eine hochwertige, vollwertige jedoch leicht verdauliche Ernährung für sinnvoll, die individuell abgestimmt ist.
„Allzu dogmatische Empfehlungen, wie aus einem Fleischkonsumenten einen Vegetarier machen zu wollen, helfen nicht weiter”, so Dr. med. György Irmey, Ärztlicher Direktor der GfBK. Realistisch sei eher, Fleisch aus biologischer Haltung oder einen reduzierten Fleischkonsum zu empfehlen. (pm)
Bild: Jörg Brinckheger / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.