Neun immunologische Tests zur Darmkrebsvorsorge liefern sehr ähnliche Ergebnisse
Gesundheitsexperten zufolge gehört Darmkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Die Heilungschancen hängen stark davon ab, wie früh der Krebs entdeckt wird. Deutsche Forscher haben nun die Wirksamkeit verschiedener immunologischer Tests zur Darmkrebsvorsorge genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass alle sehr ähnliche Ergebnisse liefern.
Früherkennung kann Leben retten
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Jedes Jahr sterben hierzulande rund 26.000 Menschen daran. Die Heilungschancen hängen stark davon ab, wie früh der Krebs und seine Vorstufen entdeckt werden. Seit diesem Jahr werden dafür neue immunologische Tests auf Blut im Stuhl eingesetzt. Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben nun neun dieser Tests miteinander verglichen. Sie stellten fest, dass alle vergleichbare Ergebnisse liefern.
Immunologische Tests untersucht
Die Darmkrebs-Vorsorge ist dieses Jahr einfacher und zuverlässiger geworden. Immunologische Tests erkennen, ob sich im Stuhl der Blutfarbstoff Hämoglobin befindet. Dies dient als Hinweis darauf, ob ein Patient an Darmkrebs oder einer Darmkrebsvorstufe erkrankt ist.
Dass die immunologischen Tests den weniger spezifischen HämOccult-Test abgelöst haben, geht wesentlich auf die Arbeiten von Hermann Brenner vom DKFZ zurück, schreibt das Institut in einer Mitteilung.
Zurzeit sind zahlreiche verschiedene immunologische Tests auf dem Markt.
„Bisher war unklar, ob und in welchem Umfang es Unterschiede zwischen den angebotenen Tests gibt“, so der Epidemiologe Brenner. Deshalb hat er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern neun Tests einem direkten Vergleich unterzogen.
Tests entdecken die große Mehrheit aller Darmkrebserkrankungen
Sein Ergebnis: Alle neun Tests entdecken die große Mehrheit aller Darmkrebserkrankungen und auch viele Darmkrebsvorstufen. Folgt man den Angaben der Hersteller, ab welchem Wert ein Test als positiv zu werten ist, dann unterscheiden sich die Häufigkeiten positiver Resultate stark.
Als die Wissenschaftler jedoch bei der Auswertung die Schwellenwerte anpassten, so lieferten alle Tests sehr ähnliche Ergebnisse.
„In dieser Arbeit legen wir erstmals und weltweit bislang einmalig einen direkten Vergleich der diagnostischen Wertigkeit einer großen Zahl von quantitativen Tests in derselben, großen Gruppe von Untersuchungsteilnehmern vor“, sagte Brenner.
Aus diesen Zahlen ließen sich bundesweite Empfehlungen für Schwellenwerte einzelner Tests ableiten.
Niederschwelligere Screening-Untersuchung
„Mit dieser Arbeit geben Brenner und Kollegen ganz konkrete Empfehlungen, wie die Früherkennung von Darmkrebs noch weiter verbessert werden kann“, betonte Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ.
„Es ist wichtig, den Menschen neben der eher aufwändigen Darmspiegelung, die nach wie vor der Goldstandard bei der Darmkrebsvorsorge ist, auch eine niederschwelligere Screening-Untersuchung anzubieten.“
Bei fünf der neun Tests ist eine Laboranalyse notwendig. Die restlichen vier Tests können direkt in der hausärztlichen und urologischen Praxis durchgeführt und ausgewertet werden.
Sogar der Test, der mit Hilfe einer Smartphone-App ausgewertet wird, lieferte zuverlässige Resultate – zumindest dann, wenn er von geschultem Personal durchgeführt wurde.
Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Gastroenteroolgy“.
Dritthäufigste Krebsart weltweit
Laut dem DKFZ ist Darmkrebs die dritthäufigste Krebsart weltweit. Pro Jahr erkranken etwa 1,4 Millionen Menschen daran, 700.000 versterben. Auch bei Darmkrebs gilt: Je eher man ihn entdeckt, desto besser. Die Früherkennung kann Leben retten.
Die Darmspiegelung gilt als sicherste Methode zur Entdeckung von Darmkrebs und seinen Vorstufen. Doch wann sollte man zur Darmspiegelung? Empfohlen wird die Untersuchung, wenn es in der Familie schon zu Darmkrebsfällen gekommen ist.
Zudem haben alle in Deutschland gesetzlich Krankenversicherten ab dem 55. Lebensjahr Anspruch auf eine Darmspiegelung.
Experten zufolge wäre es allerdings sinnvoll, eine neue Altersgrenze anzupeilen und die Untersuchung bereits ab 50 Jahren zu empfehlen.
Leider ist das Testverfahren aufwändig und viele Patienten scheuen sich davor. Nur 20 bis 30 Prozent der Berechtigten nehmen daran teil.
Neue immunologische Testverfahren, die seit April dieses Jahres von den Krankenkassen bezahlt werden, sollen dabei helfen, mehr Menschen zu einer Vorsorgeuntersuchung zu motivieren.
„Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden funktioniert das schon sehr gut“, erläuterte Brenner. Dort werden die Menschen mit einem persönlichen Brief zur Teilnahme eingeladen – der Test wird direkt mitgeschickt. Dadurch lassen sich Teilnahmeraten von über 60 Prozent erreichen. Deutschland ist davon bisher noch weit entfernt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.