Darum sind Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen so wichtig
Viele Menschen auf der Welt erkranken im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs. Um die Erkrankung erfolgreich zu behandeln, ist es besonders wichtig, sie frühzeitig zu diagnostizieren. Der Darmchirurg Dr. Jeremy Lipman von der Cleveland Clinic erläutert, was man über das Darmkrebsrisiko wissen sollte und was zur Vorbeugung oder Früherkennung unternommen werden kann.
Darmkrebs ist im hohen Maße vermeidbar
Dickdarm- und Enddarmkrebs sind weit verbreitet. „Diese Krebsarten sind schwerwiegend, aber auch in hohem Maße vermeidbar”, so der Experte. Da beide Krebsarten miteinander verwandt seien, werden sie meist zusammen als kolorektaler Krebs bezeichnet.
Rauchen und Alkohol begünstigen Darmkrebs
„Wie bei den meisten Krebsarten ist das Wichtigste, was Sie tun können, um Ihr Risiko zu senken, mit dem Rauchen aufzuhören”, betont Dr. Lipman. Auch die Ernährung spiele eine überaus wichtige Rolle für das Darmkrebsrisiko. Der Verzehr von viel rotem Fleisch erhöhe dieses Risiko. Auch der Genuss von mehr als einem alkoholischen Getränk pro Tag könne das Risiko erhöhen.
Ballaststoffe schützen vor Darmkrebs
Es ist laut Dr. Lipman möglich, das Risiko für Darmkrebs zu reduzieren, indem viele Ballaststoffe sowie Obst und Gemüse zu sich genommen werden, was auch dazu beiträgt, Übergewicht zu vermeiden. Bei Übergewicht und mangelnder Bewegung sei die Wahrscheinlichkeit für eine Krebserkrankung viel höher, als bei körperlich aktiven Menschen.
Körperliche Aktivität zur Vorbeugung
Wenn Personen sich täglich zwanzig Minuten auf mittlerem Niveau bewegen, könne dadurch das Risiko um 25 bis 50 Prozent reduziert werden. Dafür reiche bereits ein zügiger Spaziergang, eine langsame Fahrradtour oder einfach nur etwas Gartenarbeit.
Unveränderliche Risiken für Darmkrebs
Leider gebe es aber auch einige Risiken, welche man nicht verändern kann. Zum Beispiel steige mit dem Alter das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Und Darmkrebs kann lange Zeit ohne jegliche Symptome verlaufen. Selbst Menschen, die sich eigentlich nicht für gefährdet halten, sollten sich daher ab einem bestimmten Alter regelmäßig untersuchen lassen.
Vorteile der Darmspiegelung
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, um sich auf Darmkrebs untersuchen zu lassen, aber nur eine Darmspiegelung kann verhindern, dass der Krebs überhaupt entsteht, erläutert Dr. Lipman. Darmkrebs tritt nicht einfach plötzlich auf. Er beginnt mit einer kleinen Wucherung im Dickdarm, einem Polypen, welcher selber nur selten Symptome verursacht. Wenn Polypen allerdings über viele Jahre hinweg nicht behandelt werden, können sie sich zu Krebs entwickeln. Der einzige Weg, um festzustellen, ob Polypen vorhanden sind, ist eine Untersuchung.
Sollte bei einer Darmspiegelung ein Polyp entdeckt werden, könne er in der Regel entfernt werden, wodurch er keinen Schaden mehr anrichtet, so der Experte. Das Krebsrisiko durch solch einen entfernten Polypen gehe dann praktisch gegen Null.
Ab 50 Jahren zur Darmkrebsvorsorge
Wenn Menschen das Alter von 50 Jahren erreichen, haben sie in Deutschland Anspruch auf einen jährlichen Stuhltest, bei dem untersucht wird, ob sich nicht sichtbares („okkultes“) Blut im Stuhl befindet. Männern wird zudem ab einem Alter von 50 Jahren und Frauen ab einem Alter von 55 Jahren eine Darmspiegelung empfohlen. Sollten bei einer Darmspiegelung keine Polypen identifiziert werden, ist die nächste Darmspiegelung erst in zehn Jahren fällig, so Dr. Jeremy Lipman.
Es gebe aber auch Personen, welche sich bereits früher einer Darmspiegelung unterziehen sollten. Wenn in der Familiengeschichte bereits Darmkrebserkrankungen aufgetreten sind oder Darmprobleme vorliegen, könne eine erhöhtes Risiko vorliegen und daher sollte möglicherweise früher mit den Darmspiegelungen begonnen werden.
Warum drücken sich viele Menschen vor der Darmspiegelung?
Menschen haben häufig Angst vor der Darmspiegelung. Dies beruhe oft darauf, dass zuvor der Darm gereinigt werden muss oder dass betroffene Personen befürchten, sich während der Untersuchung unwohl zu fühlen. Der Experte der Cleveland Clinic betont jedoch, dass Medikamente zur Darmvorbereitung sich stark verändert haben. Man müsse weniger trinken und der Geschmack sei besser als früher.
Für die Untersuchung erhalten die Patientinnen und Patienten auf Wunsch auch eine Kurznarkose oder ein Beruhigungsmittel. Fast alle untersuchten Personen berichteten nach der Darmspiegelung, dass sie sich wohlfühlen, erläutert der Mediziner.
Blut im Stuhl unbedingt untersuchen lassen
Es ist zwar möglich, Darmkrebs zu haben und es nicht zu bemerken, aber es gibt auch Anzeichen und Symptome, welche durchaus erkannt werden können. Blut im Stuhl sollte Menschen dazu veranlassen, sich ärztlich untersuchen zu lassen, so Dr. Lipman. Es ist möglich, dass Blut im Stuhl durch andere Ursachen verursacht wird, trotzdem sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, um sicherzustellen, dass wirklich alles in Ordnung ist, erläutert der Fachmann.
Weitere Anzeichen für Darmkrebs
Andere Anzeichen, welche auf Darmkrebs hinweisen können, sind:
- Gewichtsverlust,
- Veränderungen bei der Häufigkeit des Stuhlgangs,
- Veränderungen im Aussehen des Stuhls.
Der Experte rät dazu, dass jedes dieser Anzeichen ärztlich untersucht werden sollte. Wenn sich bereits Krebs entwickelt hat, können die kolorektalen Karzinome laut Dr. Lipman meist mit einer Operation behandelt werden, bei der der krebsbefallene Teil des Darms entfernt wird. Oft sei dies ohne sogenannten Stomabeutel möglich und könne laparoskopisch mit kleinen Schnitten durchgeführt werden.
Bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen könne nach der Operation eine Chemotherapie hilfreich sein, um das Risiko eines erneuten Auftretens zu verringern. Bei Enddarmkrebs ist manchmal auch eine Strahlenbehandlung erforderlich, erklärt der Mediziner in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Darmkrebs in hohem Maße vermeidbar
„Insgesamt ist Darmkrebs in hohem Maße vermeidbar, und wenn er früh erkannt wird, ist er auch eine der am besten heilbaren Krebsarten”, so Dr. Lipman. Bis zu 85 Prozent der Darmkrebserkrankungen könnten verhindert oder erfolgreich behandelt werden, wenn alle, die für eine Darmspiegelung in Frage kommen, sich untersuchen ließen, fügt der Fachmann hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: What You Can Do to Catch Colon Cancer Early (veröffentlicht 18.08.2021), Cleveland Clinic
- Bundesministerium für Gesundheit: Weil früher besser ist – die wichtigsten Fragen zur Darmkrebs-Vorsorge (Stand 19.08.2021), bundesgesundheitsministerium.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.