Verbindung zwischen COPD und Darmmikrobiom?
Jetzt wurde erstmals ein Zusammenhang zwischen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und dem menschlichen Darmmikrobiom nachgewiesen. Diese Erkenntnis könnte die therapeutische Behandlung von Menschen mit COPD verbessern.
Es gibt eine Verbindung zwischen COPD und dem Darmmikrobiom, so das Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung unter der Beteiligung von Forschenden des Centenary Institute, der University of Technology Sydney und der University of Queensland. Die Studie wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature Communications“ publiziert.
Hilft der Darm bei der Diagnose von COPD?
Der Darm könnte bei der Diagnose von COPD behilflich sein und auch eine potenzielle Quelle neuer therapeutischer Ansätze zur Behandlung der chronischen Atemwegserkrankung darstellen, berichten die Forschenden.
„Es ist bereits bekannt, dass das Lungenmikrobiom ein mitwirkender Faktor bei COPD ist”, erklärt Studienautor Professor Phil Hansbro von der University of Technology Sydney in einer Pressemitteilung. Beim Darmmikrobiom sei dies bisher jedoch nicht klar gewesen.
Rolle der Darmflora bei der Entstehung von COPD?
Die Forschungsgruppe wollte daher herausfinden, ob die Darmflora ebenfalls irgendwie an COPD beteiligt ist und ob der Darm als Indikator für COPD fungieren kann.
Die Fachleute verglichen in ihrer Untersuchung die Mikrobiom- und Metabolitenprofile der Stuhlproben von COPD-Patienten mit denen gesunder Personen. Dabei zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Erhöhte Werte von Bakterien festgestellt
An COPD erkrankte Menschen wiesen in ihren Stuhlproben erhöhte Werte der Bakterien Streptococcus und Lachnospiraceae auf. Außerdem wurde bei betroffenen Personen eine einzigartige Metabolitensignatur festgestellt, die durch die Nebenprodukte des Stoffwechselprozesses gebildet wurde, berichten die Forschenden.
Die Ergebnisse sind ein weiterer Anhaltspunkt für die Existenz der sogenannte Darm-Lungen-Achse, die die Verbindung des Immunsystem der Lunge und des Magen-Darm-Traktes beschreibt. Was bedeutet, dass die Aktivität im Darm auch die Aktivität in der Lunge beeinflussen kann – und umgekehrt.
Stuhlprobenanalyse zur Überwachung von COPD?
„Unsere Forschung zeigt, dass sich der Darm von Menschen mit COPD deutlich von gesunden Individuen unterscheidet”, betont Studienautorin Dr. Kate Bowerman von der University of Queensland. Dies lege nahe, „dass Stuhlprobenentnahmen und -analysen zur nicht-invasiven Diagnose und Überwachung von COPD verwendet werden könnten.”
Darm als potentielles Ziel der COPD-Behandlung
Die Forschungsgruppe ist der Meinung, dass das veränderte Darmmikrobiom, welches bei Personen mit COPD festgestellt wurde, auch neue Ansätze zur COPD-Behandlungen eröffnen kann. Die Ergebnisse zeigen, dass das Darmmikrobiom in Zukunft bei der Suche nach neuen therapeutischen Ansatzpunkten für die Behandlung von Lungenerkrankungen berücksichtigt werden sollte, so Professor Hansbro. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kate L. Bowerman, Saima Firdous Rehman, Annalicia Vaughan, Nancy Lachner, Kurtis F. Budden et al.: Disease-associated gut microbiome and metabolome changes in patients with chronic obstructive pulmonary disease, in Nature Communications (veröffentlicht 18.11.2020), Nature Communications
- Centenary Institute: Gut microbiome linkto deadly lung disease (19.11.2020), Centenary Institute
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.