Darmspiegelung hat sich in der Krebsvorsorge bewährt
07.11.2014
Die Vorsorge-Darmspiegelung (Koloskopie) hat sich als effektives Mittel zur Verhütung von Krebs bewährt. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), die Daten aus den ersten zehn Jahren der Vorsorge-Koloskopie ausgewertet haben. Demnach wird bei einer von 121 Darmspiegelungen ein bösartiger Tumor entdeckt. Insgesamt konnten innerhalb des Zehnjahreszeitraums rund 180.000 Krebsvorstufen entfernt werden.
Innerhalb von zehn Jahren wurden durch Darmspiegelung 180.000 Krebsvorstufen entdeckt
Deutschland war eines der ersten Länder weltweit, das 2002 die Darmspiegelung in das gesetzliche Krebsvorsorgeprogramm aufgenommen hat. Eine Untersuchung des DKFZ belegt nun den Nutzen der Untersuchung. „Um eine Krebsvorstufe zu finden und damit einen Krebsfall zu vermeiden, müssen 28 Darmspiegelungen durchgeführt werden. Bei einer unter 121 Untersuchungen wird ein bösartiger Tumor frühzeitig erkannt. Aber nur eine von 1.089 Untersuchungen führt zu einer Überdiagnose“, erläutert Michael Hoffmeister, einer Autoren der Arbeit.
Die Forscher werteten Daten von insgesamt 4,4 Millionen Darmspiegelungen aus. „Das ist die bisher umfassendste Auswertung des nationalen Vorsorge-Koloskopie-Programms“, erläutert Studienleiter Prof. Hermann Brenner, der die Berechnungen durchgeführt hat. Neben den 180.000 Krebsvorstufen entdeckten die Ärzte auch mehr als 40.000 Fälle von Darmkrebs in einem frühen Stadium, in dem meist noch eine Heilung möglich ist.
Darmspiegelung um das 60. Lebensjahr beugt am häufigsten Krebs vor
Die besten Chancen, mit einer Darmspiegelung einer Krebserkrankung vorzubeugen, bestehen um das 60. Lebensjahr. Mit höherem Alter steige das Risiko einer Überdiagnose, heißt es in einer Mitteilung des DKFZ. „Bei Teilnehmern unter 75 Jahren resultieren nur 0,4 Prozent der Darmspiegelungen in einer Überdiagnose – damit schneidet die Vorsorge-Koloskopie deutlich besser ab als andere Programme zur Krebs-Früherkennung. Bei der Mammographie beispielsweise führt ein deutlich höherer Prozentsatz der Untersuchungen zu einer Überdiagnose“, betont Hoffmeister. Unter einer Überdiagnose verstehen Mediziner Fälle, in denen zwar die Erkrankung richtig erkannt wurde, der Befund aber nie auffällig geworden wäre, wenn nicht danach gesucht worden wäre.
Der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, Johannes Bruns, äußerte sich gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ positiv über die Studie. Eine Überprüfung, wie häufig eine gutartige Geschwulst tatsächlich zum Karzinom wird, sei aber wünschenswert. „Wenn man das berücksichtigt, müsste die eine oder andere Aussage wohl entschärft werden", so Bruns. Im Vergleich zum Brustkrebsscreening würden bei der Darmspiegelung aber viel seltener Überdiagnosen gestellt. (ag)
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