Tipps bei Harnwegsinfektion
Jede zweite Frau litt mindestens schon einmal im Leben unter einer Blasenentzündung. Der Grund: Ihre Harnröhre ist wesentlich kürzer als die des Mannes. Die Entzündung ist in den meisten Fällen zwar lästig, aber harmlos. Was zu tun ist und wie vorgebeugt werden kann, erläutert die Apothekerkammer Bremen.
„Bei der Blasenentzündung, der sogenannten Zystitis, handelt es sich um eine Infektion der Harnblase mit Bakterien“, erklärt Dr. Richard Klämbt, Präsident der Apothekerkammer Bremen. „Erste Anzeichen für eine Entzündung der Harnblase sind Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen. Auch ständiger Harndrang ist ein Hinweis auf eine Infektion. In manchen Fällen treten auch krampfartige Schmerzen, Blut im Urin und Fieber auf. Bei den meisten Betroffen gestaltet sich der Krankheitsverlauf aber unkompliziert und ist im Rahmen der Selbstmedikation zu behandeln.
Auslöser und Risiko
Als häufigste Ursache für eine Blasenentzündung gelten Escherichia coli-Bakterien, die zur normalen menschlichen Darmflora gehören. Deshalb spielt die Hygiene beim Toilettengang immer eine wichtige Rolle. „Es sollte niemals von hinten nach vorne gesäubert werden, damit keine Darmbakterien in die Harnblase gelangen können“, so der Präsident. Auslöser können aber auch andere Bakterien sein: Risikofaktoren sind beispielsweise Diaphragmen und Spermizide, die beim Geschlechtsverkehr verwendet werden und die Bakterienflora im Intimbereich stören. Grunderkrankungen wie ein geschwächtes Immunsystem oder Diabetes mellitus begünstigen eine Zystitis ebenso wie Schwangerschaften oder ein Östrogenmangel, wie er beispielsweise in den Wechseljahren vorliegt.
Manchmal entwickelt sich aus einer einfachen Blasenentzündung ein lästiger und teilweise schmerzhafter Dauerbrenner. Klämbt: „Klingen die Beschwerden nach spätestens drei Tagen Selbstmedikation nicht ab, ist ein Gang zum Arzt notwendig.“ Denn eine Blasenentzündung kann über die Harnleiter zur Niere gelangen. „Ohne eine entsprechende Therapie besteht das Risiko einer chronischen Entzündung und einer Nierenbeckenentzündung.“ Schwangere sollten bereits bei ersten Anzeichen einer Harnwegsinfektion einen Arzt aufsuchen. „Die Bakterien können bei Erkrankungen der Harnwege in die Gebärmutter wandern, dort eine Infektion auslösen und eine Schädigung des Ungeborenen bewirken“, warnt Klämbt.
Antibiotika und pflanzliche Mittel
1. Selbstmedikation: Ganz wichtig: Viel trinken, damit die Keime aus der Blase gespült werden. Blasen- und Nierentees unterstützen diesen Effekt. In der Selbstmedikation werden vor allem pflanzliche Präparate mit Goldrutenkraut, Birkenblätter, Schachtelhalmkraut und Bärentraubenblätter angewendet. Diese wirken durchspülend, leicht krampflösend und entzündungshemmend. Bärentraubenblätter sind vor allem aufgrund ihrer desinfizierenden Wirkung bekannt, wirksam jedoch nur im alkalischen Bereich. Daher sollte auf harnansäuernde Substanzen wie die Einnahme von Vitamin C während der Therapie verzichtet werden. Bei starken Schmerzen empfiehlt sich die Einnahme eines Analgetikums wie Ibuprofen, das auch entzündungshemmend wirkt. Treten Krämpfe beim Wasserlassen auf, helfen Präparate mit dem krampflösenden Mittel Butylscopolamin.
2. Arztbesuch: Tritt im Rahmen der Selbstmedikation nach zwei bis drei Tagen keine Besserung auf oder kommen weitere Beschwerden wie Blut im Urin, Fieber und starke Schmerzen hinzu, ist ein Besuch des Arztes unumgänglich. Dieser entscheidet, ob und welches Antibiotikum für die Behandlung der Blasenentzündung geeignet ist. Wichtig hierbei: Das verordnete Antibiotikum sollte immer zu Ende genommen werden, auch wenn die Beschwerden abgeklungen sind, um Resistenzen vorzubeugen. Das Antibiotikum am besten direkt vor dem Schlafengehen einnehmen, da der Wirkstoff so viele Stunden in der Blase bleibt und besser wirken kann. Von einer Durchspültherapie sollte bei Einnahme eines Antibiotikums Abstand genommen werden, da anderenfalls die Wirkstoffspiegel in der Blase sinken.
3. Prophylaxe: Tritt eine Blasenentzündung immer wieder auf, das heißt sie ist rezidivierend, so ist eine Prophylaxetherapie hilfreich. Wichtig hierbei: Risikofaktoren wie eine falsche Intimhygiene sollten geändert oder vermieden werden. Auch das Ansäuern des Urins (Ziel-pH: 5-6) mit Methionin kann helfen, das Bakterienwachstum in der Blase zu vermindern. Lysierte Fraktionen des Bakteriums Escheria coli (verschreibungspflichtig) sollen, wie bei einer Impfung, das Risiko für eine wiederkehrende Infektion vermindern. Die Bedeutung von Cranberryfrüchten, auch Große Moosbeere genannt, haben bei der vorbeugenden Behandlung der Blasenentzündung ebenfalls enorm zugenommen. Durch die Inhaltsstoffe soll das Anheften der Bakterien an der Blasenwand verringert werden. Nicht zu vergessen: Wärmflaschen regen die Durchblutung an und tun den Betroffenen einfach gut. (pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.