Dauerstress setzt Seele unter Druck: Psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch.
22.03.2011
Jung, depressiv und hilflos? Nach einer Langzeit-Analyse der DAK-Gesundheitsreporte haben sich bei jungen Erwachsenen die Krankheitsfälle aufgrund psychischer Probleme in den vergangenen zwölf Jahren mehr als verdoppelt. Bei den 20- bis 30-Jährigen gehen heute rund acht Prozent der Fehltage im Job auf das Konto psychischer Erkrankungen. Mindestens jeder Sechste leidet immer wieder unter Stimmungsschwankungen mit Angst und Lustlosigkeit und fühlt sich oft hilflos.
„Offenbar können viele junge Menschen den steigenden Druck und Stress im Beruf und Privatleben nicht gut kompensieren“, sagt Diplom-Psychologe Frank Meiners von der DAK. Eine aktuelle DAK-Umfrage unter rund 3.000 jungen Erwerbstätigen bis 29 Jahre zeigt, wie sehr die Anforderungen im Job den Berufsanfängern zu schaffen machen. Demnach empfindet etwa jeder Fünfte seinen Arbeitsalltag als sehr stressig. Jeder Vierte leidet unter dem Arbeitsstress und Zeitdruck. Vielen schlägt der Konkurrenzkampf unter den Kollegen aufs Gemüt.
Schlechte Stimmung
Auch Mobbing verschlechtert das Arbeitsklima: Junge Beschäftigte und Auszubildende werden deutlich öfter gemobbt als ihre älteren Kollegen. Häufig begleiten Angst, Stress und Ärger so sehr die tägliche Arbeit, dass laut DAK-Umfrage jeder Siebte unter 30 Jahren deshalb schon mindestens einmal das Handtuch geworfen hat. Auch Über- und Unterforderung sorgen für Unzufriedenheit: Sechs Prozent der Befragten können fachlich einfach nicht Schritt halten. Hingegen meinen 60 Prozent, sie könnten mehr leisten, als von ihnen verlangt würde.
„Heute finden wir in vielen Branchen großen Zeitdruck und zunehmende Arbeitsverdichtung. Wenn es dann noch an Anerkennung sowie Entscheidungsspielraum fehlt und ein schlechtes Betriebsklima herrscht, verursacht die Arbeit Stress“, erläutert Meiners. „Dieser ist umso größer, je weniger man selbst seine Arbeitssituation beeinflussen kann. Dauerhaft kann dies zu psychischen Problemen, wie Depressionen, führen.“ Hinzu kommt die Sorge um den Arbeitsplatz, die laut DAK-Studie mehr als jeden sechsten jungen Erwerbstätigen umtreibt. Es lässt sich eben wenig planen. Auch nicht eine Familie – viele fürchten sich offenbar vor dem Spagat zwischen Job und Familie.
Raus mit der Sprache
„Es will gelernt sein, mit Konflikten am Arbeitsplatz richtig umzugehen“, sagt Diplom-Psychologe Meiners. Fast jeder Vierte tut sich schwer damit, seine Probleme bei Ausbildern und Vorgesetzten anzusprechen. Jeder Fünfte meint, es sei besser, die Klappe zu halten und nicht negativ aufzufallen. „Hier sind sozialkompetente Ausbilder und Vorgesetzte gefragt, die den Berufsstart ihrer Mitarbeiter positiv begleiten und für ein konstruktives Betriebsklima sorgen.“
Ausgebrannt!
Endlose Müdigkeit, permanente Motivationslosigkeit und Versagensängste – so kann sich ein Burnout-Syndrom ankündigen. Auch Berufsanfänger können mit ihrem überschwänglichen Engagement und Karrieredrang ein Burnout erleiden. Besonders hoch ist die Gefahr in sozialen Berufen, wie im Gesundheitswesen.
So bleibt der Alltag entspannt:
– Nein-Sagen: Geben Sie ein Signal, wenn Ihnen die Arbeit über den Kopf wächst, und lassen Sie sich nicht ständig von Kollegen einspannen.
– Gutes Zeitmanagement: Planen Sie Pufferzeiten und Erholungsphasen ein.
– Realistische Ziele: Stecken Sie sich erreichbare kurzfristige und langfristige Ziele. Setzen Sie sich nicht selbst unter Druck.
– Erfüllte Freizeit: Genießen Sie die freie Zeit mit Ihren Hobbys und Freunden – das bringt Sie auf andere Gedanken.
– Fit und vital: Sport und eine ausgewogene Ernährung fördern den Stressabbau und stärken Körper und Seele.
– Richtig runterfahren: Entspannungstechniken, wie autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelentspannung, können zu wirklicher Erholung verhelfen.
– Hilfe: Wenn nichts mehr geht, dann suchen Sie sich unbedingt professionelle Hilfe. (pm)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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