Typ-2-Diabetes breitet sich rasend schnell aus
Typ-2-Diabetes hat sich in den letzten Jahrzehnten mit rasender Geschwindigkeit zu einer Volkskrankheit entwickelt. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft rechnet bei der derzeitigen Ausbreitung bis zum Jahr 2040 mit rund zwölf Millionen Betroffenen in Deutschland – jede siebte bis achte Person. Laut der Fachgesellschaft ist jetzt höchste Zeit zum Gegensteuern.
Der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zufolge ist die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Diabetes nicht mehr lange gewährleistet. Um die steigende Anzahl von Betroffenen in Zukunft versorgen zu können, müssten umfangreiche Maßnahmen ergriffen werden.
Bereits 8,5 Millionen Diabetes-Fälle in Deutschland
Eine besonders wichtige Rolle beim Kampf gegen Diabetes nimmt laut der DDG die Prävention ein. Schon heute leiden rund 8,5 Millionen Menschen in Deutschland unter der Stoffwechselkrankheit. In den kommenden Jahren werden weitere Anstiege der Fallzahlen erwartet.
Tsunami an chronischen Krankheiten steht uns bevor
Professor Dr. med. Andreas Neu ist der Präsident der DDG. Auf der Jahrespressekonferenz der Fachgesellschaft verkündete er eher keine freudigen Aussichten: „Was uns bevorsteht, ist ein Tsunami an nichtübertragbaren Krankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eben auch Diabetes“, warnt der DDG-Präsident
Diabetes-Epidemie breitet sich ungehindert aus
„Wir brauchen politischen Handlungswillen und einen konkreten und verbindlichen Rahmen, um das Gesundheitswesen in Zukunft nicht zu überlasten“, fordert Professor Neu. Nur ein Maßnahmenbündel aus Prävention, Früherkennung, Versorgung und Erforschung der Volkskrankheit könne die weitere Entwicklung der Diabetes-Epidemie eindämmen. Konkret fordert die DDG:
- ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel,
- eine „gesunde Mehrwertsteuer“ mit Steuerentlastungen bei Obst und Gemüse,
- eine Steuererhöhung für stark gesüßte Erfrischungsgetränke,
- verbindliche Ernährungsstrategen statt freiwilliger Selbstverpflichtung.
Politik hat die Dringlichkeit der Lage erkannt
Die DDG-Fachleute betonen aber auch, dass die neue Bundesregierung die Dringlichkeit der Situation immerhin erkannt hat. „Es ist sehr zu begrüßen, dass die Parteien ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richten, im Koalitionsvertrag verankert haben“, hebt DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer hervor.
Nicht auf freiwillige Selbstverpflichtung setzen
„Die Politik sollte sich nicht auf Teilverbote verlassen oder gar auf wirkungslose freiwillige Selbstverpflichtungen setzen, die Hintertüren für ungesunde Werbebotschaften offen lassen“, unterstreicht Bitzer. Die Situation erforderte umfassende Regelungen auf allen Kanälen.
Bislang nichts passiert
Die DDG bemängelt, dass rund 100 Tage nach dem Amtsantritt und den Absichtsbekundungen im Koalitionsvertrag in Hinblick auf die Prävention von chronischen Krankheiten nichts passiert sei. „Wir warten nach wie vor auf Konkretisierung der geplanten Ernährungsstrategie, die Präzisierung der Ausgestaltung eines Kinderwerbeverbots und auf Impulse in der Diskussion um eine Softdrinksteuer“, fasst Bitzer zusammen.
Gesunde Lebensmittel stark von Inflation betroffen
Besonders bedenklich sieht die DDG, dass gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse überproportional stark von dem inflationären Preisanstieg betroffen sind. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung dürfe keine Frage des Einkommens sein, kritisiert die Diabetes-Fachgesellschaft.
DDG sieht Politik in der Pflicht
Die DDG ruft deshalb die Politik auf, umfassende Maßnahmenbündel zu verabschieden, die vom Staat finanziell unterstützt werden. Obst und Gemüse müsse von der Mehrwertsteuer befreit werden. Im Gegenzug müssten ungesunde Lebensmittel wie stark gezuckerte Getränke stärker in die Pflicht genommen werden.
Gesundheit statt wirtschaftliche Interessen
„Nutzen Sie diese einmalige Chance“, appelliert Bitzer an die zuständigen Politikerinnen und Politiker. Es handele sich hierbei um eine entscheidende gesamtgesellschaftliche Maßnahme und um den gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung. Diese Faktoren wiegen schwerer als die wirtschaftlichen Interessen der Lebensmittelindustrie, mahnt Bitzer abschließend. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- DDG: Im Kampf gegen Diabetes fordert Fachgesellschaft mehr Prävention (veröffentlicht: 10.03.2022), deutsche-diabetes-gesellschaft.de
- DDG: Die ersten 100 Tage im Amt: Was macht die Ampel-Koalition für die Versorgung und Prävention von Diabetes möglich? (Abruf: 11.03.2022), deutsche-diabetes-gesellschaft.de
Wichtiger Hinweis:
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