Alzheimer-Demenz: Hoffnung auf Besserung
Morbus Alzheimer ist die häufigste Ursache für eine Demenz. Die langsam fortschreitende Hirnerkrankung geht mit einem zunehmenden Verfall der geistigen Fähigkeiten einhergeht. Doch es gibt etwas Hoffnung. Forschende berichten nun, dass durch ein spezielles Training visuelle Denkprozesse bei Alzheimer-Demenz stark verbessert werden können.
Wie auf dem Informationsportal „Neurologen und Psychiater im Netz“ erklärt wird, leiden mehr als eine Million Menschen in Deutschland unter einer Demenz, davon etwa 60 Prozent an einer reinen Alzheimer-Demenz und etwa 20 Prozent an Mischformen unter Einschluss von Morbus Alzheimer. Heilbar ist die Erkrankung bislang nicht, doch sie lässt sich positiv beeinflussen. Helfen kann dabei auch ein spezielles Training.
Zunahme der Genauigkeit der Denkprozesse
Durch systematisches tägliches Training können visuelle Denkprozesse stark verbessert werden, berichtet die Universität Greifswald in einer aktuellen Mitteilung.
In einer neuen Studie konnte nun nachgewiesen werden, dass durch Übungsaufgaben mit immer genau denselben zehn Dingen Vertrautheit hergestellt wurde und die Genauigkeit und Geschwindigkeit der Denkprozesse deutlich zunahm.
Selbst für komplett fragmentierte Zeichnungen von Figuren und Objekten zeigten sich demnach am Ende von fünf Tagen wiedererkennbare Schemata.
Die Entwicklungspsychologin und Wissenschaftlerin Prof. Dr. Christiane Lange-Küttner und ihre Studentin Hind Bechari-Martin haben damit gezeigt, dass selbst für Patientinnen und Patienten mit Alzheimer-Demenz Hoffnung auf Besserung besteht.
Die Ergebnisse werden in diesem Jahr in der Fachzeitschrift der American Psychological Association Psychology of Aesthetics „Creativity and the Arts“ veröffentlicht und sind bereits als Preprint erschienen.
Visuelle Wahrnehmungsfähigkeit
Den Angaben zufolge testete die Studie die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit von Menschen mit Alzheimer-Demenz (AD), deren Objektzeichnungen ihre typischen Konturen verloren haben. Untersucht wurde, ob intensives Üben die mentalen Repräsentationen von Objekten in drei Aufgaben verbessern oder wiederherstellen kann:
1. Objektbenennung, 2. Objekt-in-Szene-Bestimmung sowie 3. Objektzeichnung. In allen drei Aufgaben wurden dieselben zehn Figuren sowie Dinge verwendet (itembasiertes Lernen). Zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit AD und zehn gesunde Kontrollpersonen übten an fünf aufeinanderfolgenden Tagen.
Patientinnen und Patienten mit AD waren zu Beginn des Trainings sehr viel schlechter als die Kontrollgruppe, doch dieser Unterschied verschwand im Laufe der fünf Tage, weil Reaktionszeiten schneller wurden und die Genauigkeit zunahm.
Das Leistungsniveau selbst und die Schwierigkeit der Aufgabe waren abhängig von Alter, Ausbildung und Dauer des Ruhestands, die Übungseffekte waren es jedoch nicht.
Dem geistigen Verfall entgegenarbeiten
Die Alzheimerpatientinnen und -patienten holten am schnellsten in der Objektbenennung auf und dann in der Bestimmung eines Objekts in der richtigen Umgebung. Das Zeichnen eines Objekts war am schwersten, da feinmotorische Fähigkeiten erforderlich sind.
Hier zeigte sich laut den Forschenden die dramatischste Verbesserung: Während der fünf Übungstage konnten verlorene grafische Objektkonzepte wiederauftauchen. Eine rasche Beurteilung des räumlichen Zusammenhangs war wichtig für das Zeichnen.
Und noch wichtiger war die Kontinuität des täglichen Zeichnens. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die tägliche Übung auch die Feinmotorik und die Sorgfalt verbesserte, denn die Patientinnen und Patienten mit Alzheimer-Demenz nahmen sich zunehmend mehr Zeit, ein wiedererkennbares Objekt zu zeichnen.
Sie wurden insgesamt schneller in der Aufgabe, die Urteilskraft erforderte, und langsamer in der Aufgabe, die Sorgfalt benötigte.
Im Rahmen ihrer Forschung zur Entwicklung, Verschlechterung, Verfall, Erholung und Wiederherstellung von intellektuellen Fähigkeiten bei Menschen konnten die Wissenschaftlerinnen zeigen, dass Menschen mit Alzheimer-Demenz und ihre Angehörigen dem geistigen Verfall entgegenarbeiten können. Ein voller Trainingserfolg, der Mut macht. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Greifswald: Es gibt Hoffnung für Menschen mit Demenz, (Abruf: 26.02.2022), Universität Greifswald
- Hind Sara Bechari-MartinProf. Dr. Chris Lange-Küttner: Object-Based Practice Effects Recover the Graphic Object Concept in Alzheimer’s Dementia; in: PsyArXiv, (Abruf: 26.02.2022), PsyArXiv
- Berufsverband Deutscher Nervenärzte e.V.: Was ist die Alzheimer-Erkrankung (Alzheimer-Demenz)?, (Abruf: 26.02.2022), Neurologen und Psychiater im Netz
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.