Wie sich Depressionen auf das Risiko für Demenz auswirken
Depressionen im jungen Erwachsenenalter erhöhen das Demenz-Risiko. In der Vergangenheit wurde in verschiedenen Studien bereits festgestellt, dass eine schlechte kardiovaskuläre Gesundheit die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigt, wodurch das Demenzrisiko steigt. Die Ergebnisse einer neuen Forschungsarbeit machen nun klar, dass auch eine beeinträchtigte psychische Gesundheit erhebliche Auswirkungen auf die Kognition haben kann.
Ein Zusammenhang zwischen Depressionen und Demenz im gehobenen Alter wurde bereits in verschiedenen Studien festgestellt. In einer aktuelle Untersuchung unter Beteiligung der University of California – San Francisco (UCSF) zeigte sich jetzt, dass Depressionen im frühen Erwachsenenalter zu einer geringeren kognitiven Leistungsfähigkeit zehn Jahre später beitragen und mit einem kognitiven Abbau im Alter verbunden sein können. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Journal of Alzheimer’s Disease“ veröffentlicht.
Depressionen durch statistische Methoden vorhersagen
Die an der neuen Studie beteiligten Fachleute verwendeten innovative statistische Methoden, um den durchschnittlichen Verlauf depressiver Symptome für etwa 15.000 Teilnehmende im Alter von 20 bis 89 Jahren vorherzusagen. Dabei wurden die teilnehmenden Personen in drei Lebensabschnitte unterteilt: Älteres, mittleres und junges Erwachsenenalter.
Bei der Schätzung der depressiven Symptome in den einzelnen Lebensabschnitten fassten die Forschenden die Daten der Altersgruppen zusammen und sagten dann die durchschnittlichen Verläufe voraus. Die älteren Personen, deren Durchschnittsalter zu Beginn der Studie 72 Jahre betrug und die zu Hause lebten, waren Teil der Health Aging and Body Composition Study und der Cardiovascular Health Study. Sie wurden jährlich oder halbjährlich über einen Zeitraum von bis zu elf Jahren untersucht.
Alle Teilnehmenden wurden mit der Hilfe eines zehn Punkte umfassenden Fragebogens bewertet, welcher die Symptome von Depressionen in der letzten Woche erfasste. Mäßige oder starke depressive Symptome wurden bei 13 Prozent der jungen Erwachsenen, 26 Prozent der Erwachsenen im mittleren Lebensalter und 34 Prozent der älteren Teilnehmenden festgestellt. Bei 1.277 Teilnehmenden wurde zudem eine kognitive Beeinträchtigung diagnostiziert.
73 Prozent erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigung
Bei der Datenauswertung stellten die Forschenden fest, dass in einer Gruppe von etwa 6.000 älteren Teilnehmenden die Wahrscheinlichkeit einer kognitiven Beeinträchtigung um 73 Prozent höher ausfiel, wenn sie im frühen Erwachsenenalter erhöhte depressive Symptome aufwiesen. Dieses Risiko war dagegen lediglich um 43 Prozent erhöht, wenn Personen erst im späteren Leben erhöhte depressive Symptome aufwiesen, berichtet das Team in einer Pressemitteilung.
Diese Ergebnisse wurden schließlich um depressive Symptome in anderen Lebensabschnitten und verschiedene andere Faktoren bereinigt. Bei depressiven Symptomen in der Lebensmitte identifizierten die Fachleute zum Beispiel einen Zusammenhang mit kognitiven Beeinträchtigungen, der sich jedoch auflöste, als sie Depressionen in anderen Lebensabschnitten miteinbezogen.
Wie Depressionen das Demenzrisiko erhöhen
„Es gibt mehrere Mechanismen, die erklären, wie Depressionen das Demenzrisiko erhöhen können. Dazu gehört, dass eine Hyperaktivität des zentralen Stressreaktionssystems die Produktion der Stresshormone Glukokortikoide erhöht, was zu einer Schädigung des Hippocampus führt, des Teils des Gehirns, der für die Bildung, Organisation und Speicherung neuer Erinnerungen wichtig ist“, erläutert Studienautorin Dr. Willa Brenowitz vom Weill Institute for Neurosciences.
Depressive Symptome verschlechtern Kognition
Andere Untersuchungen haben Depressionen bereits mit einer Atrophie des Hippocampus in Verbindung gebracht, und eine Studie ergab, dass Frauen schneller an Hirnvolumen verlieren, berichtet die Expertin weiter.
In der aktuellen Studie wurde nun deutlich, dass die kognitiven Fähigkeiten umso geringer ausfallen und die Verschlechterung umso schneller ist, je ausgeprägter die depressiven Symptome waren, so Dr. Brenowitz. „Bei älteren Erwachsenen, die im frühen Erwachsenenalter mäßige oder starke depressive Symptome aufwiesen, wurde ein Rückgang der kognitiven Fähigkeiten über zehn Jahre festgestellt“, fügt der Experte hinzu.
Nun seien weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Ergebnisse zu überprüfen. Depressionen sollten aus vielen Gründen genauer untersucht und die Behandlung der Erkrankung verbessert werden, ergänzt Studienautorin Dr. Kristine Yaffe von der University of California – San Francisco. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of California - San Francisco: Happiness in Early Adulthood May Protect Against Dementia (veröffentlicht 28.09.2021), UCSF
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.