So lässt sich das Alzheimer-Risiko reduzieren
Bei Alzheimer haben sieben veränderbare Faktoren maßgeblichen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko. Entsprechende Lebensstilanpassungen können selbst bei Menschen mit einem hohen genetischen Risiko eine Schutzwirkung entfalten.
In einer neuen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten der University of Mississippi wurde untersucht, wie die Einhaltung der sogenannten „Life’s Simple 7“ das Risikos für Alzheimer bei Menschen beeinflusst, die genetisch bedingt ein hohes Erkrankungsrisiko aufweisen.
Die Studienergebnisse können in dem englischsprachigen Fachblatt „Neurology“ nachgelesen werden.
Über 11.000 Menschen wurden untersucht
Für die Studie wurden 8.823 Menschen europäischer und 2.738 Personen afrikanischer Abstammung untersucht, welche zu Beginn ein durchschnittliches Alter von 54 Jahren aufwiesen. Dabei gab es eine Nachbeobachtungszeit von 30 Jahren, so das Team.
Für alle Teilnehmenden wurde die Einhaltung von sieben Faktoren ermittelt, welche von der American Heart Association als Life’s Simple 7 bezeichnet werden. Dabei reichte die Gesamtpunktzahl von 0 bis 14, wobei die 14 den gesündesten Wert darstellt.
Was sind die Life’s Simple 7
Die als Life’s Simple 7 bezeichneten Faktoren sind besonders wichtig für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems und des Gehirns. Sie umfassen:
- körperliche Aktivität,
- gesunde Ernährung,
- gesundes Körpergewicht,
- nicht Rauchen,
- auf einen gesunden Blutdruck achten,
- den Cholesterinspiegel im normalen Bereich halten,
- den Blutzucker im normalen Bereich halten.
Die Einhaltung der Life’s Simple 7 wird mit einem geringeren Risiko für Demenz in Verbindung gebracht, doch blieb bisher unklar, ob dies auch für Menschen mit einem hohen genetischen Risiko gilt, berichten die Forschenden. Die neue Untersuchung sollte diese Frage klären.
Reduziertes Risiko auch bei höchstem genetischen Risiko
„Die gute Nachricht ist, dass selbst Menschen mit dem höchsten genetischen Risiko ein geringeres Demenzrisiko haben, wenn sie denselben gesünderen Lebensstil pflegen“, berichtet Studienautorin Dr. Adrienne Tin vom University of Mississippi Medical Center in einer Pressemitteilung.
In der Studie zeigte sich, dass der durchschnittlich erzielte Wert der Life’s Simple 7 der Teilnehmenden mit europäischer Abstammung bei 8,3 lag. Bei Teilnehmenden mit afrikanischer Abstammung lag er dagegen lediglich bei 6,6, so das Forschungsteam.
Genetisches Risiko für Alzheimer ermittelt
Die Fachleute berechneten bereits zu Beginn der Studie die genetischen Risikowerte für die Entwicklung von Alzheimer und die Teilnehmenden mit europäischer Abstammung wurden anhand der genetischen Risikowerte in fünf Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmenden afrikanischer Abstammung wurden drei Gruppen zugeordnet.
Hohes Risiko für Alzheimer durch APOE e4
Die Gruppe mit dem höchsten genetischen Risiko umfasste Personen, welche mindestens eine Kopie der mit der Alzheimer-Krankheit assoziierten APOE-Genvariante (APOE e4) in sich trugen.
Von den Personen europäischer Abstammung trugen laut den Forschenden 27,9 Prozent die APOE e4-Variante in sich und von den Personen afrikanischer Abstammung 40,4 Prozent. Die Gruppe mit dem geringsten Risiko habe dagegen die APOE e2-Variante aufgewiesen, welche mit einem geringeren Demenzrisiko in Verbindung gebracht werde.
Am Ende des Studienzeitraums waren 1.603 Personen europäischer Abstammung und 631 Personen afrikanischer Abstammung an Demenz erkrankt.
Einhaltung von Life’s Simple 7 schützt vor Demenz
Bei Menschen mit europäischer Abstammung stellten die Fachleute fest, dass Personen mit den höchsten Werten bei den Lebensstilfaktoren ein geringeres Demenzrisiko in allen fünf genetischen Risikogruppen aufwiesen, einschließlich der Gruppe mit dem höchsten genetischen Demenzrisiko.
So zeigte sich, dass jede Erhöhung der Punktzahl bei den Lebensstilfaktoren um lediglich einen Punkt, das Risiko für eine Erkrankung an Demenz um neun Prozent reduziert, berichtet das Team.
Bis zu 43 Prozent geringeres Risiko für Demenz
Bei den Personen europäischer Abstammung waren die mittlere und die hohe Kategorie des Lebensstil-Faktor-Werts im Vergleich zur niedrigen Kategorie mit einem um 30 Prozent beziehungsweise 43 Prozent geringeren Risiko für die Entstehung von Demenz verbunden, fügen die Fachleute hinzu.
Bei Personen afrikanischer Abstammung seien die mittlere und die hohe Kategorie dagegen mit einem um sechs Prozent beziehungsweise 17 Prozent geringeren Demenzrisiko verbunden gewesen.
Bei Menschen afrikanischer Abstammung identifizierten die Forschenden in allen drei Gruppen ein ähnliches Muster eines sinkenden Demenzrisikos bei Personen, welche bei den Lebensstilfaktoren höhere Werte erzielten.
Allerdings weist das Team ausdrücklich darauf hin, dass die Ergebnisse in dieser Gruppe aufgrund der geringeren Anzahl von Teilnehmenden nur begrenzt aussagekräftig sind. Hier seien weitere Untersuchungen notwendig.
„Größere Stichproben aus unterschiedlichen Populationen sind erforderlich, um zuverlässigere Schätzungen der Auswirkungen dieser veränderbaren Gesundheitsfaktoren auf das Demenzrisiko in verschiedenen genetischen Risikogruppen und Abstammungsgruppen zu erhalten“, fügt Dr. Tin hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Adrienne Tin, Jan Bressler, Jeannette Simino, Kevin J Sullivan, Hao Mei, et al.: Genetic Risk, Midlife Life's Simple 7, and Incident Dementia in the Atherosclerosis Risk in Communities Study; in: Neurology (veröffentlicht 25.05.2022), Neurology
- American Academy of Neurology: Seven Healthy Habits Linked to Lower Risk of Dementia in Those with Genetic Risk (veröffentlicht 25.05.2022), American Academy of Neurology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.