Häufiges Trinken wirkt sich auf die Wahrscheinlichkeit für Demenz aus
Generell sollten Menschen vorsichtig im Umgang mit Alkohol sein, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Forscher fanden jetzt heraus, dass ein hoher Alkoholkonsum das Risiko für die Entstehung von Demenz deutlich erhöht.
Die Wissenschaftler der INSERM–Université Paris Diderot, Sorbonne Paris Cité in Frankreich stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass starke Trinker im mittleren Alter ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Demenz aufweisen. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „The Lancet“.
Die meisten frühen Demenz-Erkrankungen sind alkoholbedingt
Für die Studie analysierten die Experten die Daten von mehr als 31 Millionen französischen Krankenhauspatienten aus dem Zeitraum 2008 bis zum Jahr 2013. Unter diesen Probanden gab es mehr als eine Millionen Teilnehmer, bei denen Demenz diagnostiziert wurde. Etwa fünf Prozent der Demenzpatienten hatten eine sogenannte früh einsetzende Demenz, welche bereits vor dem 65. Lebensjahr begann. Die Mediziner fanden heraus, dass die meisten dieser Erkrankungen alkoholbedingt waren.
Alkoholkonsum ist ein modifizierbarer Risikofaktor
Chronischer starker Alkoholkonsum war der wichtigste modifizierbare Risikofaktor für Demenz bei beiden Geschlechtern und blieb dies auch nach der Kontrolle aller bekannten Risikofaktoren für den Beginn von Demenz, erläutert Studienautor Dr. Michael Schwarzinger von der INSERM-Universität Paris Diderot, Sorbonne Paris Cite. Überraschenderweise hatten ehemals starke Trinker, welche kein Alkohol mehr tranken, kein niedrigeres Risiko für Demenz als ihre Altersgenossen, die weiterhin Problemtrinker blieben, fügt der Experte hinzu.
Starkes Trinken führt zu irreversiblen Hirnschäden
Das Ergebnis der Studie unterstützt, dass chronisches starkes Trinken zu irreversiblen Hirnschäden führt. Während einige vorherige Forschungsergebnisse darauf hindeuteten, dass Alkohol zu kognitiven Beeinträchtigungen einschließlich eines Risikos für Demenz führen kann, hatten andere Studien leichten oder moderaten Alkoholkonsum mit einem gesünderen Gehirn in Verbindung gebracht.
Wie wird starkes Trinken definiert?
Weltweit sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich 3,3 Millionen Menschen an den Folgen von Alkoholmissbrauch, was etwa sechs Prozent aller Todesfälle ausmacht. Die WHO definiert chronisches starkes Trinken als den Konsum von mehr als 60 Gramm reinen Alkohol oder mindestens sechs Getränken täglich für Männer und mehr als 40 Gramm oder mindestens vier Getränken täglich für Frauen.
Fast eine Million Teilnehmer hatten Alkoholprobleme
Während der Studie wurden bei 945.512 Teilnehmern Alkoholprobleme diagnostiziert. Die meisten der Betroffenen litten unter Alkoholabhängigkeit. Insgesamt waren etwa drei Prozent der Fälle von Demenz auf alkoholbedingte Hirnschäden zurückzuführen und bei fast fünf Prozent der Fälle traten andere durch Alkohol bedingte Erkrankungen auf.
Alkohol wirkt sich stark auf früh einsetzende Demenz aus
Bei früh einsetzenden Fällen von Demenz schien der Zusammenhang mit Alkohol jedoch noch stärker zu sein. Etwa 39 Prozent dieser Fälle waren auf alkoholbedingte Hirnschäden zurückzuführen, weitere 18 Prozent waren auf andere alkoholbedingte Erkrankungen zurückzuführen, sagen die Mediziner. Alkoholkonsumstörungen waren mit dem dreifachen Risiko für Demenz und dem doppelten Risiko für früh einsetzende Fälle von Demenz assoziiert. Abgesehen von alkoholbedingten Hirnschäden waren Alkoholkonsumstörungen immer noch mit einem zweifach höheren Risiko für vaskuläre und andere Demenzerkrankungen verbunden. Alkoholgebrauchsstörungen wurden auch mit allen anderen unabhängigen Risikofaktoren für Demenz wie Tabakrauchen, Bluthochdruck, Diabetes, niedrigem Bildung, Depression und Hörverlust assoziiert.
Gab es Einschränkungen bei der Studie?
Die Studie war kein kontrolliertes Experiment, um zu beweisen, ob oder wie Alkoholkonsum im mittleren Lebensalter zu Demenz oder kognitiven Problemen führen kann. Eine weitere Einschränkung bestand darin, dass Forscher Krankenhausverwaltungsaufzeichnungen verwendeten, um Fälle von Demenz zu identifizieren. Es ist möglich, dass der Zustand der Teilnehmer aufgezeichnet wurde, als die Patienten mehrere medizinische Probleme hatten. In ähnlicher Weise wurden Alkoholkonsumstörungen durch Aufzeichnungen von Rehabilitationsprogrammen identifiziert, die möglicherweise nicht alle Personen mit Alkoholproblemen einschließen.
Starkes Trinken führt zu kognitiven Problemen
Da sich die Studie auf starke Trinker konzentriert, gibt sie auch keinen Aufschluss darüber, wie stark ein oder zwei Drinks am Tag mit einem erhöhten Demenz-Risiko verbunden sind – wenn überhaupt, erläutern die Experten. Allerdings bestätigen die Studienergebnisse, dass starkes Trinken zu kognitiven Problemen führen kann. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.