Neue Erkenntnisse über die Rolle von Spermidin für die Hirnalterung
Spermidin ist eine natürliche Substanz, die in jeder Körperzelle und auch in manchen Lebensmitteln vorkommt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben Hinweise dafür geliefert, dass eine Nahrungsergänzung mit diesem „Anti-Aging-Wirkstoff“ ein gesundes Altern unterstützen kann. Forschende haben Spermidin nun aber als potenziellen Biomarker für eine mögliche Alzheimer-Krankheit identifiziert.
Ein internationales Forschungsteam um Professorin Agnes Flöel von der Universitätsmedizin Greifswald hat neue Erkenntnisse über die Rolle des Polyamins Spermidin für die Hirnalterung gewonnen. Die in der Fachzeitschrift „Alzheimer’s & Dementia: The Journal of the Alzheimer’s Association“ veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass erhöhte Spermidin-Blutspiegel ein Indikator für eine fortgeschrittene Hirnalterung sind. Das bedeutet, dass Spermidin eine Rolle bei der Entstehung neurodegenerativer Krankheiten, wie Alzheimer, spielen könnte.
Indikator für Alzheimer-Demenz
Wie in einer Mitteilung der Universität Greifswald erklärt wird, kommt das Molekül Spermidin in allen Zellen vor. Es kann im Körper aus Vorstufen gebildet werden, und wir nehmen es auch über die Nahrung auf.
Es hilft den Zellen, Abfälle zu beseitigen, das heißt Zellteile, die nicht mehr benötigt werden. Dieser Prozess wird auch als Autophagie bezeichnet. Es wird angenommen, dass Spermidin den Alterungsprozess durch Autophagie auf Zellebene verlangsamen kann.
Zudem ist bekannt, dass eine erhöhte Spermidin-Aufnahme in der Nahrung verschiedene Aspekte der allgemeinen Gesundheit, der Körperabwehr und der Gedächtnisleistung bei älteren Tieren und Menschen begünstigt.
Andererseits hat die Forschung aber auch gezeigt, dass erhöhte Spermidin-Gewebespiegel, beispielsweise in verschiedenen Gehirnbereichen, ein Indikator für Alzheimer-Demenz sind.
„Um diesen bekannten Gegensatz besser zu verstehen, wollten wir die Beziehung zwischen dem Spermidin-Blutspiegel und etablierten MRT-basierten Hirnmarkern, die Veränderungen während der Hirnalterung und bei Alzheimer-Demenz zeigen, in der Allgemeinbevölkerung untersuchen“, erläutert Dr. Silke Wortha, Erstautorin der Studie.
Erhöhte Spermidin-Blutspiegel mit fortgeschrittener Hirnalterung verbunden
Die Forscherinnen und Forscher verwendeten vier Magnetresonanztomographie-gestützte Hirnmarker und konnten zeigen, dass erhöhte Spermidin-Blutspiegel mit einer fortgeschrittenen Hirnalterung bei allen vier Markern verbunden waren. Die 659 Studienteilnehmenden waren gesund und es lag keine neurodegenerative Erkrankung wie Alzheimer-Demenz vor.
„Unsere Studie zeigt, dass Spermidin-Blutspiegel nicht die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit widerspiegelt, die in Tiermodellen und Humanstudien bei einer höheren Spermidin-Aufnahme mit der Nahrung beobachtet wurden“, so Prof. Agnes Flöel, Seniorautorin der Studie.
„Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass der Spermidin-Blutspiegel als potenzieller Biomarker für präklinische Alzheimer-Demenz verwendet werden könnte. Dies ist wichtig, da blutbasierte Biomarker für Alzheimer-Demenz weniger kostspielig und für die Patienten körperlich weniger belastend sind im Vergleich zur Liquordiagnostik, bei der aus dem Rückenmarkskanal Nervenwasser entnommen wird“, so die Wissenschaftlerin. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Greifswald: Spermidin als potenzieller Biomarker für eine mögliche Alzheimer-Krankheit identifiziert, (Abruf: 02.11.2022), Universität Greifswald
- Silke M. Wortha, Stefan Frenzel, Martin Bahls, Mohamad Habes, Katharina Wittfeld, Sandra Van der Auwera, Robin Bülow, Stephanie Zylla, Nele Friedrich, Matthias Nauck, Henry Völzke, Hans J. Grabe, Claudia Schwarz, Agnes Flöel: Association of spermidine plasma levels with brain aging in a population-based study; in: Alzheimer's & Dementia: The Journal of the Alzheimer's Association, (veröffentlicht: 02.11.2022), Alzheimer's & Dementia: The Journal of the Alzheimer's Association
Wichtiger Hinweis:
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