Sind teure Früherkennungs-Untersuchungen medizinisch überflüssig?
Alzheimer stellt die häufigste Form der Demenz dar, welche bei den Betroffenen zu einem stetigen Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit führt. Da die Erkrankung bislang nicht heilbar ist, bieten immer mehr Praxen spezielle Früherkennungs-Untersuchungen an, bei denen das Risiko für Alzheimer berechnet werden soll. Doch die teure Methode erfährt viel Kritik, da sie offenbar “medizinisch weit weniger Nutzen hat als dem Patienten versprochen wird”.
Demenz führt zu Verlust der kognitiven Fähigkeiten und Veränderung der Persönlichkeit
Jeder Mensch leidet mit fortschreitendem Alter an einer ganz normalen Vergesslichkeit, wobei diese den einen mehr und den anderen weniger stark betrifft. Im Unterschied dazu handelt es sich bei der Demenz (lat.: “abnehmender Verstand”) um eine schwerwiegende Alterserkrankung, die durch einen sukzessiven Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit gekennzeichnet ist. Die Folgen sind unter anderem ein nachlassendes Erinnerungsvermögen, Sprach- und Orientierungsstörungen sowie ein Abbau der Lern- und Urteilsfähigkeit, wodurch ein selbständiges Leben immer unmöglicher wird.
Gehirn schrumpft schneller als bei gesunden Gleichaltrigen
Die so genannte „Alzheimer-Krankheit“ (Morbus Alzheimer) stellt dabei die häufigste Form dar, von welcher nach Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit etwa 2/3 der insgesamt 1,5 Millionen Demenz-Kranken betroffen sind. Verursacht wird diese neurodegenerative Erkrankung durch das Absterben von Gehirnzellen, wodurch das Gehirn nach und nach bis um 20 Prozent schrumpft. Zudem finden sich bei Alzheimer-Patienten zwischen den Nervenzellen Ablagerungen bestimmter Eiweiße (Beta-Amyloid-Plaques), denen aus Expertensicht eine zentrale Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten der Erkrankung zukommt.
Spezielle Software berechnet Erkrankungs-Risiko
Alzheimer ist bislang nicht heilbar. Dementsprechend setzen immer mehr Praxen und Gesundheits-Institute auf eine Ermittlung des Alzheimer-Risikos, mit der Begründung, möglichst früh die notwendigen Behandlungsschritte einleiten zu können. Die Untersuchung erfolgt mittels der Magnetresonanztomografie (MRT), durch welche die Größe des Gehirns bestimmt werden kann. Eine spezielle Software wertet die Daten anschließend aus und berechnet schließlich, wie hoch die Gefahr ist, innerhalb der nächsten fünf Jahre Alzheimer zu bekommen.
Mehrere hundert Euro teure Test sind in den Augen vieler Experten sinnlos
Doch die mehrere hundert Euro teure Berechnung des Alzheimer-Risikos wird von vielen Experten kritisch gesehen. Denn hier werde lediglich erkennbar, ob ein bestimmter Bereich im Gehirn (Hippocampus) schrumpft. Ob dies jedoch eine tatsächliche Erkrankung bedeute, könne durch die Methode nicht klar bewiesen werden. Medizinischen Nutzen habe das Ganze dementsprechend nicht, so Richard Dodel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie gegenüber „Spiegel online“. Zudem könne eine Alzheimer-Demenz generell nur sehr eingeschränkt behandelt werden. „Und dass eine besonders frühe Behandlung vor dem Auftreten erster Symptome sinnvoll wäre, geben die Daten nicht her”, so der Experte weiter. (nr)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.