Australische Forscher haben rund 300.000 Stechmücken mit dem Fruchtfliegen-Bakterium Wolbachia infiziert und ausgesetzt. Die Bakterien sollen aktiv gegen Dengue-Fieber Viren vorgehen
25.08.2011
Eine ungewöhnliche aber anscheinend wirksame Methode haben australische Wissenschaftler entwickelt, um die Ausbreitung des Denguefiebers einzudämmen. Um gegen den Virus vorzugehen, haben Forscher der Universität Melbourne Moskitos mit Bakterien infiziert, die zur Bekämpfung des Erregers des Denguefiebers beitragen sollen. Die Stechmücken wurden bereits weitläufig ausgesetzt, nachdem erste Versuche im Labor geglückt waren. Eine Gefahr für den Menschen besteht nicht, wie die Wissenschaftler betonten.
In Australien haben Forscher einen Großversuch gestartet. Hierzu infizierten sie Ägyptische Tigermücken (Aedes-aegypti-Moskitos) – die als Hauptüberträger des Denguefiebers gelten – mit dem Bakterium der Gattung Wolbachia. Diese Bakterien gelten für den Menschen als ungefährlich und sind in zahlreichen Insektenarten beheimatet. Findet eine Paarung zwischen einem nicht-infizierten Mückenweibchen und einem infizierten Mückenmännchen statt, so sterben die Larven ab. Waren beide Elternmücken infiziert, überleben in der Regel die Nachkommen der Mücken. Die Hoffnung der Forscher ist, dass sich somit nach einer gewissen Zeit der Anteil der mit den Wolbachia Bakterien infizierten Insekten erhöht und der Erreger der gefährlichen Fiebererkrankung sich nicht weiter ausbreiten kann. Zumindest in den zu vor stattgefundenen Laboruntersuchungen konnten erste Erfolge erzielt werden, wie das Forscherteam um Ary Hoffmann von der University of Melbourne in dem Fachmagazin „Nature“ berichten.
In einer Gesamtzeit von zehn Wochen setzen die Wissenschaftler die mit dem Keim infizierten Mücken in zwei Nord-Australischen Kommunen aus. Nach ersten Analysen stieg der Anteil der infizierten Mücken – in deren Speichel sich kein Denguefieber-Virus befand – bereits in den ersten Wochen kontinuierlich an. Nach Beendigung der Studienarbeit betrug der Teil der Bakterien-Insekten über 80 Prozent und in manchen Prüfgegenden sogar fast 100 Prozent. "Wir sind sehr stolz auf diesen Erfolg", sagte Scott Ritchie von der James Cook University.
Die Forscher wurden bereits von Seiten der Fachwelt hoch gelobt. Jason Rasgon vom Johns Hopkins Malaria Research Institute in Baltimore schrieb in einem Begleitartikel zu den Ergebnissen der Studie, dass nun eine „neue Ära in der Kontrolle von Mücken-übertragenen Krankheiten“ begonnen habe. Das erste Etappenziel sei nun erreicht. In nachfolgenden Studien müsse nun überprüft werden, ob die Zahl der Denguefieber-Patienten in den Testgebieten tatsächlich signifikant abnimmt. Bislang haben Mediziner und Forscher keine wirksame Strategie entwickeln können, um die Ausbreitung der Erkrankung zu stoppen. Mehr als 100 Millionen Menschen erkranken jedes Jahr vor allem in tropischen und subtropischen Regionen. Mehr als 40.000 Patienten sterben jährlich an der Infektionskrankheit. Auch Europa und in Deutschland wurde in den letzten Jahren ein rasanter Anstieg von Neuinfektionenen registriert. Forscher machen hierfür den stetig fortschreitenden Klimawandel verantwortlich.
Die virale Infektionskrankheit ist die weltweit häufigste und sich am schnellsten ausbreitende von Stechmücken übertragene Erkrankung. Nach Auswertungen der Weltgesundheitsorganisation WHO stecken sich jedes Jahr weltweit etwa 50 bis 100 Millionen Menschen daran. Bei rund einer halben Million Infizierter nimmt das Denguefieber einen schwerwiegenden Verlauf. Vor allem Kinder und immungeschwächte Patienten sind akut von einem tödlichen Ende bedroht. Während in den subtropischen Gegenden die Fallzahlen astronomisch in die Höhe schnellen, erkrankten im Jahre 2010 290 Menschen in Deutschland an dem Fieber. Alle deutschen Patienten hatten allerdings die Krankheit aus dem Urlaub eingeschleppt. Neben grippeähnlichen Beschwerden können innere Blutungen und bei einem schweren Verlauf das lebensbedrohliche "Dengue Hämorrhagisches Fieber" auftreten. (sb)
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Bild: Depeche / pixelio.de
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