Wie sich eine Depression erkennen lässt
Über fünf Millionen Menschen pro Jahr leiden in Deutschland an einer Depression. Depressive Verstimmungen wie eine Winterdepression sind noch weiter verbreitet. Zu oft bleiben Depressionen jedoch unbehandelt, da Betroffene diese nicht als Krankheit erkennen oder akzeptieren.
Noch immer werden Depressionen oft unterschätzt oder als Befindlichkeit abgetan. Dabei handelt es sich hier um eine ernste Erkrankung, die das ganze Leben verändert. Ein Psychiater erklärt, woran man eine Depression erkennt.
Winterblues weit verbreitet
Im Herbst und Winter haben viele Menschen einen „Blues“. Das heißt, sie sind antriebsloser als sonst. „Man sagt auch saisonal-ausgeprägte Depression“, erklärt Professor Ulrich Hegerl von der Deutschen Depressionshilfe. Die sei meist nicht so schwer ausgeprägt und unterscheide sich auch noch in den Krankheitszeichen etwas von einer richtigen Depression.
Unterschiede zwischen richtiger Depression und Winterdepression
Bei der typischen, oft sehr schweren Depression neigten Menschen etwa dazu, Gewicht zu verlieren, weil sie keinen Appetit mehr haben. „Sie können auch nicht einschlafen, sind permanent angespannt.“ Bei der Winterdepression sei das etwas anders – da haben Betroffene laut Hegerl eher vermehrt Hunger und wollen mehr schlafen als sonst. „Sie schlafen dann auch länger, als es ihnen vielleicht gut tut.“
Depression verändert das ganze Leben
Doch wie erkennen Betroffene eine „richtige“ Depression? Das ist Hegerl zufolge eine Erkrankung, die das ganze Leben verändert. „Man erkennt sich oft selbst nicht mehr wieder“, sagt er. Häufig seien es sehr aktive, verantwortungsvolle und leistungsbereite Menschen, die unter einer Depression leiden.
Depressive sind häufig wie versteinert
„Und die haben dann nicht einmal mehr die Kraft, aufzustehen und Zähne zu putzen“, beschreibt Hegerl. „Oder jedes Telefonat ist ein Riesenberg.“ Die Menschen merken oft, dass hier was ganz Grundlegendes passiert, so der Psychiater. Oft könnten sie auch keine Gefühle mehr empfinden – Trauer zum Beispiel. „Sie fühlen sich wie versteinert.“
Keine Schuld bei den Umständen suchen
Das Problem: Oft suchen Betroffene die Schuld bei sich oder den Umständen. „Sie haben dann häufig sehr naheliegende Erklärungen, die aber meist nicht die wirkliche Erklärung sind“, erläutert Hegerl. Das Entscheidende sei, dass man für diese Erkrankungen eine Veranlagung habe. Dadurch rutschen Betroffene immer wieder in diesen Zustand.
So kommt es zum Beispiel, dass Depressionen bei Arbeitslosen etwas häufiger auftreten. „Weil Menschen, die immer wieder in Depressionen rutschen, leichter die Arbeit verlieren“, sagt Hegerl und fügt an: „Arbeitslosigkeit an sich macht nicht depressiv.“
Es kann jeden treffen
Der Experte betont auch: „Es kann jeden treffen“. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Das habe etwas mit der Biologie und dem Hormonhaushalt zu tun.
Professionelle Hilfe ist das A und O
Das Wichtigste sei, dass sich Menschen mit einer Depression professionelle Hilfe holen – hier seien auch die Angehörigen gefragt, dazu zu motivieren. „Man muss wissen“, betont Hegerl: „Depression ist eine schwere Erkrankung. Wenn man diese Diagnose hat, lebt man im Schnitt zehn Jahre weniger.“ Es sei keine Befindlichkeitsstörung. (vb; Quelle: dpa/tmn)
Weiterführende Informationen finden Sie in dem Artikel: Depression – Symptome, Ursachen und Therapie.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Depressionshilfe: Häufigkeit (Abruf: 02.10.2020), deutsche-depressionshilfe.de
- Deutsche Depressionshilfe: Wie wird eine Depression behandelt? (Abruf: 02.10.2020), deutsche-depressionshilfe.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.