Die nächtliche Lichtexposition hat erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und wird unter anderem in Zusammenhang mit Angstzuständen, bipolaren Störungen und Depressionen gebracht. Das Erkrankungsrisiko scheint sich durch Licht in der Nacht deutlich zu erhöhen.
Welche weitreichenden Auswirkungen die Lichtexposition auf die psychische Gesundheit hat, zeigt die aktuelle Studie eines internationalen Forschungsteam, deren Ergebnisse in dem Fachmagazin „Nature Mental Health“ veröffentlicht wurden. Demnach ist nächtliches Licht ein eindeutiger Risikofaktor für psychische Störungen, während Tageslicht offenbar das Risiko reduziert.
Störungen des zirkadianen Rhythmus
Mit der Erfindung des elektrischen Lichts hat sich die nächtliche Lichtexposition massiv erhöht und heute sind viele Menschen bis tief in die Nacht verschiedenen Lichtquellen ausgesetzt. Störungen unseres inneren biologischen Rhythmus (zirkadianer Rhythmus) sind die Folge, die wiederum weitere gesundheitliche Probleme verursachen können.
So hat beispielsweise ein Studie im vergangenen Jahr einen Zusammenhang bei Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit mit der nächtlichen Lichtexposition hergestellt. In der Studie wurde auch deutlich, dass weniger als die Hälfte der Teilnehmenden durchgehend fünf Stunden in völliger Dunkelheit pro Nacht verbrachte.
Psychische Auswirkungen untersucht
Die Auswirkungen der Lichtexposition auf die psychische Gesundheit hat das Forschungsteam der Monash University (Australien), der University of Colorado (USA), der University of Manchester (UK) und der Harvard Medical School (USA) in der aktuellen Studie anhand von fast 87.000 Teilnehmenden der UK Biobank untersucht.
Die Daten von 86.772 Personen wurden mit Blick auf die Lichtexposition tagsüber und nachts, den Schlaf, die körperliche Aktivität und die psychische Gesundheit ausgewertet. „Wir haben die bisher größte Querschnittsanalyse zu Licht, Schlaf, körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit durchgeführt“, betonen die Forschenden.
Erhöhtes Risiko durch nächtliches Licht
Eine höhere nächtliche Lichtexposition war dabei laut den Fachleuten mit einem erhöhten Risiko für schwere depressive Störungen, generalisierte Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Psychosen, bipolare Störungen und selbstverletzendes Verhalten verbunden.
Diese Auswirkungen der nächtlichen Lichtexposition waren unabhängig von der demografischen Zusammensetzung, der körperlichen Aktivität, der Jahreszeit und der Beschäftigung, so Studienautor Professor Sean Cain von der Monash University.
„Unsere Ergebnisse waren auch dann konsistent, wenn man Schichtarbeit, Schlaf, Leben in der Stadt oder auf dem Land und die kardio-metabolische Gesundheit berücksichtigte“, ergänzt Professor Cain.
Tageslicht senkt das Risiko
Die Forschenden stellten allerdings auch fest, dass unabhängig von der nächtlichen Lichteinwirkung eine höhere Lichtexposition am Tag mit einem geringeren Risiko für schwere depressive Störungen, PTBS, Psychosen und selbstverletzendes Verhalten verbunden war.
Bei denjenigen, die nachts einer hohen Lichtmenge ausgesetzt waren, sei das Risiko einer Depression um 30 Prozent erhöht, während bei denjenigen, die tagsüber einer hohen Lichtmenge ausgesetzt waren, das Risiko einer Depression um 20 Prozent reduziert wurde, berichtet das Forschungsteam.
Ähnliche Ergebnisse seien auch für selbstverletzendes Verhalten, Psychosen, bipolare Störungen, generalisierte Angststörungen und PTBS festzustellen. Eine erhöhte Lichtexposition am Tag wirke wie ein nicht-pharmakologisches Mittel zur Verringerung des Risikos psychischer Störungen.
Stärkung der psychischen Gesundheit
Offenbar hat sich unser Gehirn so entwickelt, dass es tagsüber am besten bei hellem Licht und nachts bei fast keinem Licht funktioniert, erklärt Professor Cain. Nachts das Licht zu meiden und tagsüber helleres Licht zu suchen, könnte ein wirksames, nicht-pharmakologisches Mittel zur Verringerung schwerer psychischer Probleme sein.
„Diese Ergebnisse können enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft haben“, betont Cain. Wer verstanden hat, dass die Lichteinwirkung einen starken Einfluss auf die psychische Gesundheit hat, könne einige einfache Schritte unternehmen, um das Wohlbefinden zu optimieren. „Es geht um helles Licht am Tag und Dunkelheit in der Nacht“, resümiert der Studienautor. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Monash University: Largest ever study on light exposure proves its impact on mental health (veröffentlicht 10.10.2023), monash.edu
- Angus C. Burns, Daniel P. Windred, Martin K. Rutter, Patrick Olivier, Céline Vetter, Richa Saxena, Jacqueline M. Lane, Andrew J. K. Phillips, Sean W. Cain: Day and night light exposure are associated with psychiatric disorders: an objective light study in 85,000 people; in: Nature Mental Health (veröffentlicht 09.10.2023), nature.com
- injee Kim, Thanh-Huyen Vu, Matthew B. Maas, Rosemary I. Braun, Michael S. Wolf, et al.: Light at night in older age is associated with obesity, diabetes, and hypertension; in: Sleep (veröffentlicht 22.06.2022), academic.oup.com
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