Erkrankungen an Depressionen sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Dabei gibt es viele Fälle, die auf eine konventionelle Therapie mit Medikamenten nicht ansprechen. Jetzt wurde festgestellt, dass es mit der Hilfe eines speziellen Nasensprays möglich ist, auch vermeintlich behandlungsresistente Depressionen effektiv zu therapieren.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Goethe-Universität Frankfurt wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Esketamin-Nasenspray bei der Behandlung von behandlungsresistenten Depressionen untersucht und mit einer Behandlung mit Quetiapin-Retardtabletten verglichen, welche die empfohlene Form der Therapie bilden. Die Ergebnisse sind in dem „New England Journal of Medicine“ publiziert.
Depressionen relativ häufig behandlungsresistent
Viele der Menschen (bis zu 30 Prozent), die unter schweren Depressionen leiden, profitieren nicht von der Behandlung mit Medikamenten. Betroffene sprechen nicht auf Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) an, erläutern die Forschenden.
Bei behandlungsresistenten Personen seien erhöhte Komorbiditätsraten, Suizidversuche und -vollendungen sowie mehr Krankenhauseinweisungen und frühzeitige Todesfälle festzustellen. Dies mache deutlich, wie wichtig es ist, wirksame Behandlungsoptionen für Betroffene zu identifizieren.
Wie beeinflusst Esketamin-Nasenspray Depressionen?
Das Team untersuchte nun, wie sich zwei unterschiedliche Formen der Kombinationstherapie auf behandlungsresistente Depression auswirken. Dabei wurde eine Gruppe der Teilnehmenden mit einer Kombination aus SSRI/SNRI und Esketamin-Nasenspray behandelt.
Eine zweite Gruppe erhielt eine kombinierte Behandlung mit SSRI/SNRI und Quetiapin-Retardtabletten, wie es in der Nationalen Versorgungsleitlinie für Unipolare Depression empfohlen wird, berichten die Fachleute.
Therapie mit Nasenspray wirksamer
Die Forschenden stellten fest, dass die kombinierte Behandlung mit dem Nasenspray beim Erreichen einer Remission in der achten Woche und der Rückfallfreiheit bis Woche 32 nach der Remission klar Vorteile bot.
„In der Gruppe, die Esketamin-Nasenspray erhalten hat, waren 54 Prozent mehr Patientinnen und Patienten in der achten Woche in Remission als in der Gruppe, die Quetiapin-Retardtabletten erhalten hat“, erläutert Studienautor Professor Dr. Andreas Reif in einer Pressemitteilung.
Rückfallquote durch Behandlung mit Nasenspray geringer
Die nach sechs Monaten untersuchte Rückfallquote sei bei mit Nasenspray behandelten Teilnehmenden ebenfalls geringer ausgefallen, als dies bei der Einnahme von Quetiapin-Retardtabletten der Fall war.
Esketamin hat bekanntlich eine analgetische Wirkung, aber in der hier verwendeten Dosierung und mit der Anwendung als Nasenspray zeigt es auch eine ausgeprägte antidepressive Wirkung, betont Professor Dr. Reif hinzu.
Wie wirkt das Nasenspray?
Der Experte nimmt an, dass diese Wirkung darauf zurückzuführen ist, dass das Spray einer verminderten neuronalen Plastizität im Gehirn entgegenwirkt, die bei Menschen mit behandlungsresistenten Depressionen vorliegt. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Andreas Reif, Istvan Bitter, Jozefien Buyze, Kerstin Cebulla, Richard Frey, et al.: Esketamine Nasal Spray versus Quetiapine for Treatment-Resistant Depression; in: New England Journal of Medicine (veröffentlicht 05.10.2023), New England Journal of Medicine
- Goethe-Universität Frankfurt: Esketamin-Nasenspray wirkt gegen Depression (veröffentlicht 05.10.2023), Goethe-Universität Frankfurt
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.