Neues Verfahren macht Depressionen besser behandelbar
Ein österreichisches Forschungsteam hat kürzlich ein neues Verfahren bei Depressionen vorgestellt, mit dem die Hirnaktivität der Betroffenen abgelesen wird. Dadurch können die Medizinerinnen und Mediziner direkt erkennen, ob eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva Erfolg haben wird oder nicht.
Forschende der MedUni Wien haben gemeinsam mit internationalen Kollegen ein neues Verfahren entwickelt, mit dem sich eine Depression besser behandeln lässt. Dabei wird die Hirnaktivität der Betroffenen mittels eines bildgebenden Verfahrens aufgezeichnet. Anhand der Daten können die behandelnden Ärztinnen und Ärzte schon zu Therapiebeginn erkennen, ob Antidepressiva anschlagen werden oder nicht. Nach Angaben der Forschenden soll so die Behandlungsdauer deutlich verkürzt werden. Die Forschenden stellten ihre Ergebnisse kürzlich in dem Fachjournal „Translational Psychiatry“ vor.
Versuch und Irrtum
Laut der Gesundheitsorganisation WHO ist die Depression die häufigste psychische Erkrankung im Erwachsenenalter. Wie die Stiftung Deutsche Depressionshilfe mitteilt sind allein in Deutschland 5,3 Millionen Menschen betroffen. Es gibt zwar effektive Therapien zur Heilung, doch nicht jede Behandlung springt bei allen Betroffenen an. Die richtige Therapie zu finden läuft in der Regel nach dem „Trial and Error“-Prinzip: Man versucht etwas und schaut, ob es funktioniert. Oft müssen Medikamente mehrmals umgestellt werden, bevor sich die Symptome verbessern. Laut den Forschenden der MedUni Wien soll sich dies nun ändern.
Die richtige Therapie schon beim Behandlungsbeginn erkennen
Wie das österreichische Studienteam zeigte, lässt sich der Erfolg einer Depressionstherapie bereits zu Beginn der Behandlung an der Hirnaktivität ablesen. „Patienten mit genügend starker Aktivität im Vorderhirn sprachen auf die Therapie mit einem Antidepressivum an, während bei Patienten, bei denen dies nicht der Fall war, ein Therapieerfolg ausblieb“, resümiert der Studienleiter Lukas Pezawas das Resultat der Studie in einer Pressemitteilung.
Wieso zeigt die Hirnaktivität die richtige Behandlung an?
Getestet wurde das Verfahren mit dem am häufigsten verordneten Antidepressivum Escitalopram, welches zu einer Erhöhung von Serotonin in den Nervenzellen führen soll. Grundvoraussetzung für den Therapieerfolg ist laut den Forschenden, dass das Vorderhirn aktiv genug ist, um die Wirkung des Antidepressivums zu unterstützen. Dies kann durch ein bildgebendes Verfahren ermittelt werden.
Weitreichende Folgen in der Depressionsbehandlung
„Diese Ergebnisse sind wichtig für das Verständnis, wieso ein Antidepressivum bei einem Patienten wirkt und beim Anderen nicht“, erklärt Pezawas. Dies habe weitreichende Folgen für das weitere ärztliche Vorgehen. Durch das neue Verfahren könne die Besserungsraten bei heute erhältlichen Antidepressiva deutlich gesteigert werden. Zudem können Ärztinnen und Ärzte in Zukunft schneller entscheiden, ob medikamentöse oder psychotherapeutische Maßnahmen ergriffen werden müssen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.