Studie: Gesüßte Getränke und Junkfood sind weiterhin sehr beliebt
19.02.2015
Weltweit wird mehr Obst und Gemüse gegessen als noch vor zwanzig Jahren. So das Ergebnis einer Studie eines internationalen Wissenschaftlerteam um Fumiaki Imamura von der University of Cambridge, die in „The Lancet Global Health“ veröffentlicht wurde. Den Forschern zufolge werde dieser positive Ernährungstrend jedoch durch den verstärkten Verzehr von zuckerhaltigen Getränken und verarbeitetem Fleisch wieder aufgehoben. Am ungesündesten sei die Ernährung der Menschen in den USA, Kanada und Westeuropa.
Viel Junkfood und weniger gesundes Obst und Gemüse
Im Rahmen ihrer Untersuchung analysierten die Wissenschaftler die Essgewohnheiten in fast 190 Ländern. Dafür werteten sie mehr als 320 Ernährungsumfragen aus dem Zeitraum von 1990 bis 2010 aus. Ihr Hauptinteresse galt der Frage, wie viel Obst, Gemüse und Fisch die Umfrageteilnehmer zu sich nehmen und und wie oft sie ungesündere Nahrungsmittel wie Salz, Fleischprodukte und zuckerhaltige Getränke den gesunden Speisen vorziehen. Wie sich zeigte, essen die Befragten zwar mehr gesunde Lebensmittel wie Vollkornprodukte und Fisch, jedoch ist ein weitaus größerer Anstieg bei den Mengen von Junkfood zu verzeichnen, die regelmäßig konsumiert werden. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Frauen ernähren sich gesünder als Männer und ältere Menschen als junge Erwachsene.
Hinsichtlich der regionalen Unterschiede bei den Ernährungsgewohnheiten kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass sich die Menschen in der Mongolei, in Lateinamerika und der Karibik gesünder ernähren. Dagegen wird in Bosnien, Armenien und der Dominikanische Republik viel Fastfood gegessen. In einigen Ländern Afrikas und Asiens hätte es keine Verbesserung bei den Ernährungsgewohnheiten in den vergangenen zwanzig Jahren gegeben.
„Es liegt noch ein weiter Weg vor uns", zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ einen der Autoren der Studie, Dariush Mozaffarian von der Tufts-Universität. „Westler" zählten zwar zu den größten Konsumenten von Junkfood. Doch China und Indien holten auf, weswegen die Regierungen dieser Länder eingreifen müssten, sagte Mozaffarian. „Wir können das nicht auf sich beruhen lassen."
Weltweit nimmt Fettleibigkeit bei Kindern zu
Forscher warnen angesichts ungesunder Ernährungsgewohnheiten vor Fettleibigkeit bei Kindern. In den vergangenen 30 Jahren sei die Zahl der Kinder mit Übergewicht oder Adipositas drastisch gestiegen. Das gelte auch für Länder, in denen ein Teil der Kinder nach wie vor von Unterernährung betroffen sei. Zu diesem Ergebnis kam ein internationales Forscherteam im Rahmen einer Serie von Studien, die im renommierten Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurden.
Nach Schätzungen der Wissenschaftler um Boyd Swinburn von der University of Auckland bringen Kinder in den USA mittlerweile durchschnittlich fünf Kilogramm mehr auf die Waage als ihre Altersgenossen noch vor 30 Jahren und sie nehmen täglich 200 Kilokalorien mehr zu sich. Das komme den Forschern zufolge vor allem der Nahrungsmittelindustrie zugute. „Dicke Kinder sind eine Investition für künftige Umsätze“, zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ Ko-Autor Tim Lobstein von World Obesity Federation in London.
Fettleibigkeit bei Kindern ist ein weltweit verbreitetes Problem. Sogar in Ländern mit geringem bis mittlerem Einkommen wie Indien, Mexiko und Südafrika, in denen ein Teil der Kinder nach wie vor von Unterernährung und Unterentwicklung betroffen sei, steige die Zahl der fettleibigen Kinder rasch an. Das ergab eine Analyse mehrerer Studienergebnisse, die zwischen 1972 und 2012 veröffentlicht wurden. So stieg die Zahl der übergewichtigen und fettleibigen Kinder in Brasilien von rund sieben Prozent Anfang der 1970er Jahre auf mehr als 25 Prozent um 2010 an.
Übergewicht und Fettleibigkeit im Kindesalter können der Gesundheit massiv schaden
Als übergewichtig gelten Menschen, die einen Body-Mass-Index (BMI) – Gewicht in Kilogramm durch Körpergröße in Metern zum Quadrat – ab 25 haben. Fettleibigkeit beginnt bei einem BMI von 30. Wenn bereits Kinder an Übergewicht oder Adipositas leiden, schadet das ihrer Gesundheit in besonderem Maß. Denn Gelenke, Knochen, Muskeln und Organe werden früh einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Manche Schäden sind irreversibel. Zudem leiden adipöse Kinder häufig an psychischen Erkrankungen wie Verhaltensstörungen, emotionalen Störungen, Schulproblemen, ADHS, Depressionen und Lernstörungen. Und es treten häufiger Asthma, Allergien, Kopfschmerzen und Ohrentzündungen auf als bei ihren normalgewichtigen Altersgenossen. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher um Neal Halfton, Kandyce Larson und Wendy Slusser, deren Studie im Dezember 2012 in der Online-Ausgabe von „Academic Pediatrics“ veröffentlicht wurde.
Forscher fordern verbesserte Ernährungsrichtlinien für Kinder gegen Fettleibigkeit
Die Forscher fordern in „The Lancet“ neue Ernährungsrichtlinien, mit denen Standards bei der Angabe von Nährwerten, die Verfügbarkeit und der Preis von Lebensmitteln geregelt wird. Bisherige Marketingpraktiken müssten sich dafür ändern, denn Kinder benötigten Ernährungssicherheit, so die Forscher. Der Konsum gesunder Lebensmittel dürfe nicht durch Werbung für ungesunde, konkurrierende Produkte gefährdet werden. Die Regierungen der Länder seien gefordert, sich stärker im Kampf gegen Fettleibigkeit zu engagieren.
In Deutschland ist jeder zweite Erwachsene übergewichtig
Auch in Deutschland steigt die Zahl der Übergewichtigen und Fettleibigen stetig. Laut Angaben des statistischen Bundesamtes in Wiesbaden ist mittlerweile jeder zweite Erwachsene übergewichtig. Während 1999 noch 48 Prozent der Bundesbürger zu viele Kilos mit sich herumschleppten, waren es 2013 bereits 52 Prozent – Tendenz steigend. Die sogenannte KiGGs-Studie vom Robert-Koch-Institut, welche die gesundheitliche Situation der Kinder und Jugendlichen hierzulande untersucht, kam auf der Grundlage von Daten von 2003 bis 2006 zu dem Ergebnis, dass in diesem Zeitraum 15 Prozent der Sieben- bis Zehnjährigen und sogar 17 Prozent der 14- bis 17-Jährigen übergewichtig waren. Als fettleibig galten 6,4 Prozent beziehungsweise 8,5 Prozent in der jeweiligen Altersgruppe.
Im November vergangenen Jahres hatte die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) einen offenen Brief an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfasst und vor einer Unterschätzung des Problems „Adipositas“ gewarnt. Die Adipositas-Epidemie mit freiwilligen Maßnahmen in den Griff zu bekommen, sei gescheitert. (ag)
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