Die meisten Menschen in Deutschland haben Angst vor mangelnder Absicherung der Pflege im Alter
24.11.2011
Die meisten Deutschen sehen ihre Altersabsicherung und die Entwicklung des Gesundheitssystems mit Sorge. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat im Auftrag des Finanzdienstleisters MLP eine repräsentative Umfrage zur Altersvorsorge der Deutschen und der Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems durchgeführt. Dabei stellten die Meinungsforscher fest, dass ein Großteil der Versicherten hierzulande große Sorgen um die gesundheitliche Versorgung im Alter hat.
Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten gehen davon aus, dass die eigenen Vorsorgemaßnahmen über die gesetzliche Pflegeversicherung nicht ausreichen werden, um die medizinische Versorgung als Pflegefall im Alter zu sichern. Auch die befragten Ärzte haben hier massive Zweifel. So sind rund 80 Prozent der Mediziner davon überzeugt, dass die Absicherung der Patienten für den Pflegefall nicht ausreicht. Auch sehen die Mediziner den Ärztemangel schon heute als ein gravierendes Problem, dass Zweifel an der Sicherung der medizinischen Versorgung in einzelnen Regionen aufkommen lasse.
Trend zur Zwei-Klassen-Medizin
Insgesamt hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Rahmen des aktuellen Gesundheitsreports 2.262 Versicherte befragt und dabei herausgefunden, dass rund die Hälfte der Deutschen erhebliche Sorgen um die eigene finanzielle Absicherung hat, sollten sie in Zukunft zu einem Pflegefall werden. Auch rechnen die meisten Befragten für die kommenden zehn Jahre mit deutlich steigenden Kosten für die gesundheitliche Vorsorge. Der aktuellen Umfrage zufolge gehen 79 Prozent der befragten Versicherten davon aus, dass weitere Beitragssteigerungen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen zu erwarten sind und 73 Prozent rechnen mit weiteren Reformen im Gesundheitswesen. Auch sehen die Umfrageteilnehmer deutliche Tendenzen zu einer Art Zwei-Klassen-Medizin mit den Kassenpatienten auf der einen und den Privatpatienten auf der anderen Seite. Diese Vermutung scheint angesichts der jüngst von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) durchgeführten Studie durchaus berechtigt, denn gesetzlich Versicherte warteten hier in der Tat deutlich länger auf einen Termin als die Privatpatienten. So sind in der aktuellen Umfrage des Institut für Demoskopie Allensbach 79 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass der Trend immer mehr in Richtung einer Zwei-Klassen-Medizin geht. Auch gehen viele Versicherte (61 Prozent) davon aus, dass im Zuge des demografischen Wandels die Arztpraxen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und die Patienten daher Probleme bei den Terminvereinbarungen haben werden.
Mediziner warnen vor unterschätztem Ärztemangel
Die wachsende Belastung in den Arztpraxen bestätigten auch die 522 vom Institut für Demoskopie Allensbach befragten Mediziner. Rund zwei Drittel der Ärzte (65 Prozent) zeigten sich davon überzeugt, dass heute bereits ein Ärztemangel in Deutschland vorliegt. 23 Prozent erwarten diesen für die kommenden Jahre. Dabei sehen die Mediziner jedoch deutliche regionale Unterschiede. So wird die ärztliche Versorgung in einigen ostdeutschen Bundesländern weit kritischer eingeschätzt als in den meisten Regionen Westdeutschlands. Insgesamt waren 70 Prozent der Ärzte davon überzeugt, dass die Politik das Problem des Ärztemangels und dessen Auswirkungen derzeit noch unterschätzt. Auch die Kostenübernahme in der gesetzlichen Krankenkasse beurteilten zahlreiche Mediziner kritisch. So erklärten 60 Prozent der Ärzte, in der Vergangenheit bereits einmal eine Behandlung aus Budgetgründen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt zu haben. 16 Prozent der Mediziner betonten, dass dies bei ihnen sogar schon häufiger der Fall war.
Regionale Unterschiede bei der medizinischen Versorgung
Sowohl die befragten Ärzte als auch die Versicherten sehen in der medizinischen Versorgung deutliche regionale Unterschiede. So schneiden einige Bundesländer wie zum Beispiel Sachsen und Berlin bei der Bewertung äußerst positiv ab (über 80 Prozent waren hier mit der Gesundheitsversorgung zufrieden) wohingegen die Bewertung in anderen Bundesländern wie zum Beispiel Thüringen (52 Prozent Zufriedenheit) durchaus kritisch ausfällt. Tendenziell sind der Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge die Menschen in den Ballungsräumen eher mit der Gesundheitsversorgung zufrieden als in den strukturschwachen und dünn besiedelten Regionen. Die offensichtliche Ausnahme bildet dabei laut Aussage des Institut das Bundesland Brandenburg, wo 79 Prozent der Einwohner die gesundheitliche Versorgung positiv bewerten. Als Ursache für die hohe Zufriedenheit nennen die Experten dabei die Nähe zu Berlin. So würden die medizinische Dienstleistungen der Hauptstadt auch von den Patienten aus dem Umland genutzt. Als Folge sind vor allem bei den Ärzten in den Randbezirken Berlins die Wartezimmer häufig überfüllt. Dadurch müssen die Patienten zwar unter Umständen länger auf einen Termin warten, doch die Zufriedenheit der Berliner mit der regionalen Gesundheitsversorgung bleibt hiervon weitgehend unberührt. So haben der aktuellen Untersuchung zufolge 69 Prozent der 104 befragten Berliner mit den Wartezeiten beim Arzt keine Probleme und auch die Terminabsprache birgt für sie keine Schwierigkeiten. Allerdings zeigten sich 31 Prozent darüber verärgert, dass sie beim Arzt bei den Terminvereinbarungen in der Vergangenheit bereits längerer Wartezeiten in Kauf nehmen mussten und teilweise trotz Termin auch im Wartezimmer länger warteten.
Bevölkerung mit der Qualität der gesundheitlichen Versorgung zufrieden
Deutschlandweit fällt die Zufriedenheit mit der Qualität der gesundheitlichen Versorgung jedoch durchaus positiv aus. So bewerteten 72 Prozent der Befragten die Versorgung als „gut“ oder „sehr gut“ und lediglich 26 Prozent bezeichneten diese als „weniger gut“ oder „gar nicht gut“. Demnach ist die Zufriedenheit mit den Gesundheitsleistungen gegenüber der letzten Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Finanzdienstleisters MLP um rund acht Prozent gestiegen (von 64 auf 72 Prozent). Allerdings richten sich die derzeitigen Bedenken der Befragten in erster Linie auf die Zukunft des Gesundheitssystems und nicht auf die derzeitige Qualität der Versorgung. (fp)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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