Nachweis des neuen Coronavirus bei Menschen ohne Symptome
Anfang des Monats wurden auf Initiative der Bundesregierung überwiegend deutsche Staatsbürger aus der besonders von dem neuartigen Coronavirus betroffenen Stadt Wuhan zurückgebracht. Fachleute aus Frankfurt konnten das Virus in Zurückgekehrten, die keine Symptome einer Lungenkrankheit aufwiesen, nachweisen. Der Erreger kann also auch von Personen übertragen werden, die nichts von ihrer Infektion wissen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet angesichts der Entwicklung in Italien damit, dass sich das Coronavirus auch in Deutschland ausbreiten kann. „Corona ist als Epidemie in Europa angekommen“, so der Minister laut einer Mitteilung. „Deshalb müssen wir damit rechnen, dass sie sich auch in Deutschland ausbreiten kann“, sagte Spahn. Übertragen werden kann das Virus offenbar auch von Personen, die von ihrer Krankheit noch nichts wissen.
Übertragung durch Menschen, die nichts von ihrer Infektion wissen
Wie das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) in einer aktuellen Nachricht schreibt, konnte am Universitätsklinikum Frankfurt das neue Coronavirus SARS-CoV-2 in Rückkehrern aus China, die keine Symptome einer Lungenkrankheit aufwiesen, zweifelsfrei nachgewiesen werden. Damit kann das Virus potenziell auch von Menschen übertragen werden, die von ihrer Krankheit noch nichts wissen, berichten die Fachleute.
Neue Erkenntnisse zusammengefasst
Anfang Februar haben Expertinnen und Experten aus dem Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikum Frankfurt und dem Gesundheitsamt Frankfurt am Main die Rückkehr von überwiegend deutschen Staatsangehörigen aus der von der neuen Lungenkrankheit COVID-19 betroffenen chinesischen Stadt Wuhan nach Deutschland am Flughafen begleitet.
Gemeinsam mit ihren Partnerinnen und Partnern der Infektiologie des Universitätsklinikum Frankfurt und des Instituts für Virologie der Philipps-Universität Marburg haben sie ihre Erkenntnisse in einem Beitrag zusammengefasst, der jetzt im renommierten „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde.
Zwei Rückkehrer positiv auf SARS-CoV-2 getestet
In der aktuellen Publikation schildern die Fachleute um Dr. Sebastian Hoehl und Prof. Sandra Ciesek aus dem Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt den Screening-Prozess, den die 126 China-Rückkehrer Anfang Februar durchlaufen haben.
Bereits während des Fluges waren zehn Patienten isoliert worden, die entweder Kontakt zu potentiellen oder bestätigten Fällen von COVID-19 hatten, Symptome aufwiesen oder symptomatische Angehörige begleiteten, heißt es in einer Mitteilung des Klinikums. Aber bei keinem von ihnen bestätigte sich später eine Infektion mit dem Virus.
Die übrigen Personen wurden noch am Flughafen auf Symptome einer Atemwegsinfektion überprüft. Ein Patient hatte zwar Fieber, er wurde in der Infektiologie des Universitätsklinikum Frankfurt jedoch ebenfalls negativ auf SARS-CoV-2 getestet.
Um größtmögliche Sicherheit herzustellen, entschlossen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, allen Reisenden unabhängig von Krankheitssymptomen einen Abstrich zum Ausschluss einer Infektion mit dem Virus anzubieten. Dabei wurden zwei Personen, die im symptombasierten Screening nicht aufgefallen waren, positiv auf SARS-CoV-2 getestet.
Die Ergebnisse konnten in der Virologie der Philipps-Universität Marburg bestätigt werden. Die beiden infizierten Personen wurden anschließend in der Infektiologie des Frankfurter Universitätsklinikums unter der Leitung von DZIF-Koordinatorin Prof. Maria Vehreschild behandelt. Den Angaben zufolge wies auch eine Woche später eine Person keine, die andere Person nur sehr milde Symptome auf.
Symptombasiertes Screening war nicht effektiv
„Das symptombasierte Screening erwies sich hier also als nicht effektiv“, betonte Prof. Sandra Ciesek, Direktorin der Frankfurter Virologie und Wissenschaftlerin am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).
Die beiden mit SARS-CoV-2 Infizierten seien erst durch einen Abstrich und anschließende Virusdiagnose identifiziert worden. Und noch etwas haben die Untersuchungen gezeigt: „In diesen Fällen war ein Rachenabstrich für den Virusnachweis ausreichend und nicht, wie bisher angenommen, eine Probe aus den tiefen Atemwegen erforderlich.“
Das könnte ebenfalls ein wichtiger Hinweis auf eine größere Ansteckungsgefahr für Menschen sein.
Von Mensch zu Mensch übertragbar
Es ist bekannt, dass das neue Coronavirus von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Portal „infektionsschutz.de“ erklärt, wird derzeit davon ausgegangen, dass es nach einer Ansteckung bis zu 14 Tage dauern kann, bis Krankheitszeichen auftreten.
Es wird angenommen, dass die Übertragung des Erregers – wie bei anderen Coronaviren auch – primär über Sekrete der Atemwege erfolgt.
Forschende haben herausgefunden, dass das neuartige Coronavirus auf Oberflächen bis zu neun Tage infektiös bleibt und daher Türklinken, Haltegriffe und Co. einen möglichen Übertragungsweg für den Erreger darstellen. (ad)
Weitere News zum Thema Coronavirus:
- Coronavirus: Erste Covid-19-Ausbreitungen innerhalb Deutschlands
- Coronavirus: 31 zugelassene Medikamente könnten gegen Covid-19 wirken
- Coronavirus: Betrüger geben sich als WHO aus
- Coronavirus: Wann ist der erste Impfstoff gegen Covid-19 verfügbar?
- Coronavirus erkennen: Symptome, Ansteckungsgefahr, Übertragung und Schutzmaßnahmen
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF): Nachweis des neuen Coronavirus bei symptomfreien Reisenden aus Wuhan, (Abruf: 25.02.2020), Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)
- Universitätsklinikum Frankfurt: SARS-CoV-2: Nachweis des neuen Coronavirus bei asymptomatischen Reisenden aus Wuhan, (Abruf: 25.02.2020), Universitätsklinikum Frankfurt
- Hoehl S. et al.: Evidence of SARS-CoV-2 Infection in Returning Travelers from Wuhan, China; in: New England Journal of Medicine, (veröffentlicht: 18.02.2020), New England Journal of Medicine
- Bundesministerium für Gesundheit: Aktuelle Informationen zum Coronavirus, (Abruf: 25.02.2020), Bundesministerium für Gesundheit
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Antworten auf häufig gestellte Fragen zum neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2), (Abruf: 25.02.2020), infektionsschutz.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.