Seit kurzem gilt das Mindestpreisgesetz für Alkohol in Schottland
Die schottischen Behörden berichten, dass das Alkoholproblem in Schottland so groß ist, dass bahnbrechende Maßnahmen erforderlich sind. Seit dem 01. Mai 2018 gelten in Schottland neue Mindestpreise für alle alkoholischen Getränke. Experten und Krankenkassen fordern nun ebenfalls eine deutliche Anhebung der Alkoholpreise in Deutschland. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler unterstützt diese Forderung. Ihrer Ansicht nach haben billige Alkoholika nichts mit Genuss zu tun.
Die Regierung in Schottland hat angesichts des Zusammenhangs zwischen Verbrauch und Schaden und der Tatsache, dass die Erschwinglichkeit von Alkohol einer der Hauptfaktoren für den angestiegenen Verbrauch ist, die Preisgestaltung von Alkoholika reguliert. Verglichen mit dem Jahr 1980 sei der Alkohol in Schottland heute 60 Prozent günstiger, soe die offizielle Mitteilung. Laut Regierungsangaben ist es möglich, für weniger als drei Euro die als schädlich angesehene Höchstmenge zu überschreiten.
Starke internationale Beweise
Die schottische Regierung spricht von starken internationalen Beweisen dafür, dass die Anhebung des Preises dazu beitragen kann, den Alkoholkonsum und die damit verbundenen Schäden zu reduzieren. Dies sei allerdings nur ein Teil des Maßnahmenpakets gegen den allgemein hohen Alkoholkonsum, erläutert die schottische Regierung auf ihrer Webseite.
Wie funktioniert ein Mindestpreis für Alkohol?
Die Behörden berichten, dass laut verschiedener Untersuchungen sich ein Mindestpreis pro Einheit als effektivste Optionen herauskristallisiert hat. Demnach soll für alkoholische Getränke nach dem enthaltenden Alkoholgehalt ein Mindestpreis bestimmt werden. Ein Beispiel ist der günstige Tütenwein, den es schon für rund einen Euro zu kaufen gibt und der relativ viel Alkohol enthält. Nach dem neuen Gesetz muss dieser Artikel einen Mindestpreis pro enthaltener Alkoholeinheit erfüllen. Je mehr Alkohol ein Getränk enthält, desto stärker ist es und desto teurer wird es auch.
Was verspricht sich die Regierung von dieser Maßnahme?
Insbesondere auf das gesundheitsschädliche Trinken soll sich diese Maßnahme auswirken. Wer viel trinkt, wird die Ausmaße der Preiserhöhung deutlicher merken, als diejenigen, die nur gelegentlich Alkohol als Genussmittel konsumieren. Da teurerer und hochwertiger Alkohol ohnehin über dem Mindestpreis liegt, wird sich in dem Bereich nicht viel ändern.
Getränke in Kneipen sind nicht betroffen
In Kneipen, Bars und Restaurants liegen die derzeitigen Preise über dem Mindestpreis von 50 Pence (circa 57 Cent) pro Alkoholeinheit und seien somit auch nicht von der Preiserhöhung betroffen, erläutert die schottische Regierung.
Mindestgesetz auch in Deutschland?
Der Tagesschau zufolge befürworten auch Suchtexperten in Deutschland eine Einführung des Mindestpreises für Alkohol nach schottischem Vorbild. „Wer den Alkoholkonsum reduzieren will, muss dafür sorgen, dass die in Deutschland unverhältnismäßig niedrigen Preise für alkoholische Getränke angehoben werden“, wird die Aussage des Geschäftsführers der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael Gaßmann, gegenüber der Funke Mediengruppe zitiert. Laut Gaßmann ist es nachgewiesen, dass mehr Alkohol getrunken wird, wenn er wenig kostet.
Ein Mindestpreis könnte ein wichtiger Schritt sein
Neben Gaßmann ist auch der Suchtexperte des AOK-Bundesverbands, Kai Kolpatzik, der Meinung, dass ein Mindestpreis ein wichtiger erster Schritt bei der Alkoholbekämpfung sein kann. Laut Kolpatzik zählt Deutschland zu den „Hochkonsumländern“. Die damalige Steuer auf die alkoholischen Mischgetränke „Alkopops“ habe bereits gezeigt, dass man über gezielte Besteuerung eine positive Lebensstiländerung einleiten könne.
Billiger Alkohol hat nichts mit Genuss zu tun
Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, bezieht Stellung zum Mindestpreis. Alkohol sei in unserer Gesellschaft „viel zu allgegenwärtig, viel zu selbstverständlich“, so Mortler. Billig-Alkoholika zum Discountpreis hätten nichts mehr mit Genuss zu tun, sondern zielen auf Masse und animieren gerade Jüngere mit wenig Einkommen zum Saufen, betont die Drogenbeauftragte der Bundesregierung. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.